Vor vier Jahren versprach die Thurgauer Regierung die Baujagd zu verbieten. Bisher ohne jegliche Taten. Tierschützer wollen das Ganze nun mit einer Initiative vorantreiben.

Falls nötig, wird der Tierschutzverband Thurgau eine Volksinitiative gegen die Baujagd lancieren.
Jäger schicken speziell ausgebildete Hunde in Fuchs- und Dachsbauten, um die Tiere hinauszutreiben. Diese laufen dann direkt ins Visier der Jäger. So sieht die Baujagd aus, die diesen Monat im Thurgau wieder begonnen hat. «Das ist tierquälerisch», sagt der Präsident des Thurgauischen Tierschutzverbandes Reinhold Zepf gegenüber der Ostschweiz am Sonntag. Deshalb fordert Zepf, dass man diese Jagd schon längst verbieten müsste. Füchse, Dachse und auch Jagdhunde selber könnten in Kämpfen unter der Erde schwere Verletzungen davontragen.
Andere Sachen hatten Vorrang
Eigentlich hat der Thurgauer Regierungsrat dem Tierschutzverband vor vier Jahren zugesichert, die Baujagd im Kanton zu verbieten. Geschehen ist bis jetzt noch nichts. «Ich habe den Verdacht, dass hier Zeit geschunden wird», sagt Zepf.
Der Regierungsrat wollte das Verbot der Baujagd zusammen mit der Revision des kantonalen Jagdgesetzes einführen. Die Revision ist nötig, um die Neuerungen des Bundes im Jagdrecht zu übernehmen. Dieses ist schon seit zwei Jahren in Kraft. «Ich nehme die Arbeiten für die kantonale Revision im Laufe dieses Herbstes in die Hand», so Roman Kistler, Chef der kantonalen Jagdverwaltung, gegenüber der «Ostschweiz am Sonntag». Bis das Gesetz den Segen des Kantonsparlaments hat, dürfte es aber wohl noch zwei weitere Jahre dauern. Kistler begründet die Verzögerung mit anderen Aufgaben, die in den letzten beiden Jahren dringender gewesen seien.
«Die Baujagd hat ihre Berechtigung»
Unterdessen beschwert sich der Thurgauer Jägerverband, dass das Baujagdverbot nicht im kantonalen Recht verankert wird. «Der Regierungsrat hat dem Tierschutzverband versprochen, die allgemeine Baujagd zu verbieten», sagt Walter Schmid, Vizepräsident von Jagd Thurgau. Die allgemeine Baujagd sei aber mit dem neuen Bundesgesetz sowieso nicht mehr zulässig. Dieses schreibe vor, dass nur speziell ausgebildete und geprüfte Hunde für die Baujagd eingesetzt werden dürfen. «Unser Standpunkt ist, dass der Bund nur noch die selektive Baujagd zulässt», sagt Schmid. Es gebe dann nur noch wenige Jäger, die über einen entsprechend ausgebildeten und geprüften Jagdhund verfügen.
«Die Baujagd hat ihre Berechtigung», sagt Schmid weiter. In bestimmten Fällen sei es die einzig mögliche Jagdmethode. Das treffe vor allem auf den Siedlungsbereich zu. «Wenn man die Baujagd ganz verbietet, kann man halt nichts mehr machen gegen den Fuchs im Bau unter dem Siloballen-Depot oder hinter dem Hühnerhaus», so Schmid.
Tierschutz will handeln
Bei solchen Aussagen sträuben sich bei Tierschützer Zepf die Nackenhaare. «Wir fordern ein generelles Verbot der Baujagd im Thurgau», stellt er klar. Wenn nötig, werde der Tierschutzverband eine Volksinitiative lancieren, um das Verbot im Gesetz zu verankern. «In der Bevölkerung werden wir auf Verständnis stossen», ist sich Zepf sicher.
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