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Bayerns Problem-Almbauern rüsten sich gegen "Problem-Wolf"

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Wolfsalarm in Oberbayern: Genanalysen bestätigen, dass Canis lupus wieder durchs Alpenland schleicht. Almbauern rüsten sich. Bleibt zu hoffen, dass das Raubtier nicht an "Bleivergiftung" stirbt.

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Ein Wolf. Naturschützer freuen sich. Die Almbauern in Oberbayern nicht. Wie schon beim Braunbären Bruno gibt es Sorgen um die Schafe. Dazu gibt es reichlich Rehe und Rotwild – dass der Wolf das „Schlaraffenland“ von selbst verlässt, ist unwahrscheinlichbr /

Ein Wolf. Naturschützer freuen sich. Die Almbauern in Oberbayern nicht. Wie schon beim Braunbären Bruno gibt es Sorgen um die Schafe. Dazu gibt es reichlich Rehe und Rotwild – dass der Wolf das "Schlaraffenland" von selbst verlässt, ist unwahrscheinlich

Ein Wolf schleicht durchs bayerische Oberland – und bringt Unruhe ins friedliche Leben. Eine Hirschkuh hat er bisher gerissen, aber die Almbauern sind alarmiert. "Alle, die Weidehaltung haben, sind in großer Sorge", sagt die Almfachberaterin Susanne Krapfl in Miesbach.

Bald wollen die Bauern ihre Tiere nach dem Winter auf die Alm treiben. "Wir hoffen, dass er weiterzieht und sich irgendwo anders eine Freundin sucht." Dabei ist noch nicht einmal ganz klar, ob es sich um ein Männchen handelt.

Naturschützer sehen die Sache alles andere als dramatisch – im Gegenteil: "Natürlich freuen wir uns, dass ein Wolf wieder nach Bayern gefunden hat", sagt der Wolfsexperte des Naturschutzbundes in Bayern (BN), Christian Hierneis. "Wir hoffen natürlich, dass es keine Konflikte geben wird."

Ende vergangener Woche hatte das Landesamt für Umwelt (LfU) nach ersten Genanalysen bestätigt, dass wieder ein Wolf in Oberbayern unterwegs ist. Experten hatten Speichelproben an einer gerissenen Hirschkuh zwischen Brannenburg und Oberaudorf entnommen. Der Wolf stammt demnach aus einer Population in den Südwestalpen.

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In Oberbayern sorgte schon einmal ein Raubtier für Unruhe: „Problembär Bruno“ wurde dann im Jahr 2006 erschossenbr /

In Oberbayern sorgte schon einmal ein Raubtier für Unruhe: "Problembär Bruno" wurde dann im Jahr 2006 erschossen  

Auf den Spuren des Braunbären Bruno

Schon Ende 2009 war ein Wolf aus Italien – praktisch auf den Spuren des Braunbären Bruno – ins schöne Oberland eingewandert. Und wie Bruno, der 2006 erschossen wurde, sorgte er mit seinem Appetit auf Schafe für Ärger. Er riss 15 Exemplare Rotwild, zwei Rehe und 28 Schafe.

Irgendwann war der Wolf spurlos verschwunden. Er habe eine "Bleivergiftung" erlitten, hieß es an den Stammtischen. Sein Fell diene nun als Bettvorleger. Jetzt gab es sogar die Idee, der neue Wolf könne vielleicht der alte ein. Weitere Genanalysen sollen bis Ende der Woche mehr Klarheit bringen.

Die Almbauern rüsten sich. Sie seien dabei, ihre Talbetriebe so gut wie möglich zu sichern, hieß es. Es ist zwar nur ein einziger Wolf, aber auch der störe den Weidebetrieb.

Schafe, die in unwegsamen Bergregionen anstelle der Kühe die Kulturlandschaft erhalten, rissen verängstigt aus, blieben verschollen oder stürzten in Schluchten, so die Befürchtungen.

Herdenschutzhunde und mobile Zäune

Seit dem Wolfsalarm vor ein paar Jahren haben die Behörden Schutzmaßnahmen vorangetrieben. Bei den Bezirken stehen kostenlos mobile Zäune bereit. Manche Bauern habe auch Herdenschutzhunde angeschafft, sagt LfU-Sprecher Stefan Zoller.

Warum sind wilde Tiere gerade in Bayern immer wieder ein Problem? Im italienischen Trentino leben mehrere Bären. In Bayern aber sorgte der von dort stammende Bruno wochenlang für Schlagzeilen, sein umstrittener Abschuss bewegte die Gemüter weltweit.

Freilich: Bruno war Sympathieträger, Wölfe sind das nicht. Bären lösen "Teddy"-Assoziationen aus, bei Wölfen gibt es dagegen das Rotkäppchensyndrom, sagen Experten.

Ganze Wolfsrudel gibt es in Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. 120 bis 140 Wölfe lebten inzwischen in Deutschland, sagt Hierneis. "Die Wölfe breiten sich bei uns wieder gut aus." Auch in Polen, Rumänien, Bulgarien, Italien, Frankreich, Österreich, Spanien und der Schweiz gibt es Wölfe.

Reh-, Rotwild – und dann noch dazu die Schafe

Hierzulande fehle es an Wissen und richtigem Umgang mit den Tieren, sagt Hierneis; ähnlich sieht man das beim LfU: "Es ist so, dass wir in Bayern seit 130 Jahren keinen Wolf mehr hatten", sagt Zoller. "Und wir hatten keinen Bären seit über 100 Jahren."

Die Almbauern sehen das Problem vor allem in den Strukturen auf den Almen mit kleinen Herden ohne Hirten. Da passe ein Wolf nicht hinein. Auch wenn sie sich eine andere Gesetzeslage wünschen: Der Wolf ist in Europa streng geschützt. Er darf nicht abgeschossen werden, und sogar Umsiedeln oder Vergrämen sind in aller Regel nicht erlaubt.

Schon nach dem Abschuss von Bruno 2006 waren Managementpläne für einwandernde Wildtiere erarbeitet worden. Sie regeln die Abwehrmaßnahmen und einen Ersatz möglicher Schäden für Bauern.

Dass der Wolf – wie die Bauern hoffen – von selbst weiterzieht, ist eher unwahrscheinlich. "Er sucht sich sein Revier nach zwei Kriterien aus: Gibt es genug zu fressen und gibt es möglichst ein Weibchen", sagt Hierneis.

Im Oberland gäbe es Reh- und Rotwild – und dann eben noch dazu die Schafe auf den Almen. "Es ist ein Schlaraffenland für ihn." Und die Erfahrung habe gezeigt: "Wenn es genug zu fressen gibt, kann er auf das Weibchen auch verzichten."

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article126437206/Bayerns-Almbauern-ruesten-sich-gegen-Problem-Wolf.html

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