
Der Streit um die Novellierung des saarländischen Jagdgesetzes geht in die nächste Runde. Vor dem Landtagsgebäude haben rund 1.700 Jäger gegen die Vorschläge der Großen Koalition demonstriert. Gleichzeitig fand vor dem Umweltausschuss eine Anhörung statt, bei der sowohl Jäger als auch Tierschützer zu Wort kamen.
(14.02.2014) Mit mindestens 500 Demonstranten hatte der Landesjagdverband gerechnet, tatsächlich gekommen waren rund 1.700 Jäger - also über die Hälfte der Jägerschaft im Saarland. Sie protestierten gegen das neue Jagdgesetz. Der Verband fordert deutliche Nachbesserungen am vorliegenden Gesetzesentwurf, der gerade im Landtag verhandelt wird.
Video Änderungen im JagdgesetzWährend vor der Tür Pfeifen und Jagdhörner zu hören waren, fand im Landtag eine Anhörung vor dem Umweltausschuss statt. Dabei soll ein Kompromiss zwischen Jägern, Natur- und Tierschutz gefunden werden. Das neue Gesetz könnte am 19. März im Landtag abschließend beraten und verabschiedet werden. Allerdings gibt es noch reichlich Klärungsbedarf.
Der Entwurf der Großen Koalition sieht vor, dass derjenige, der an Treibjagden teilnehmen will, seine Schießgenauigkeit nachweisen muss. Jagdhunde dürfen künftig nur noch an flugfähigen Wildenten ausgebildet werden. Bisher hatte man die Tiere für das Training flugunfähig gemacht. Zudem dürfen wildernde Hunde und Katzen nicht mehr geschossen werden. Allerdings kann die Polizei den Abschuss wildernder Hunde gestatten. Wer Wildtieren unnötige Leiden nicht erspart, kann mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro belegt werden. Außerdem soll ab 2016 giftige Bleimunition verboten sein. Das Anlocken von Wildschweinen mit Mais und Rehen mit Äpfeln („Kirrung“) zwecks Abschuss soll erlaubt bleiben.
„Powerplay“ der TierschützerDie Jäger fühlen sich von dem neuen Gesetz eingeschränkt. Sie fordern eine „ordentliche Jagdhundeausbildung“, dafür sei es notwendig an lebenden Tieren realitätsnah auszubilden. Nur mit gut ausgebildeten Hunden sei eine tierschutzgerechte Ausübung der Jagd möglich.
Tierschützern hingegen geht das Gesetz noch nicht weit genug. Sie kritisieren, dass Jagdhunde weiterhin an lebenden Tieren ausgebildet werden könnten, die getroffenen Einschränkungen seien nicht ausreichend. Der Wildtierschutz Deutschland weist darauf hin, es gebe keine Einschränkung bei der Fallenjagd und die Ausbildung von Hunden an lebenden Enten oder am Fuchs dürfe weiterhin vorgenommen werden und Füchse könnten selbst in ihrem Bau bejagt werden.
Zudem gebe es keine Einschränkungen hinsichtlich der im Saarland selten gewordenen Rebhühner, Feldhasen, Baummarder oder Waldschnepfen. Der Landesjagdverband Saar schießt dagegen: „Die organisierten Tierschützer, die derzeit ein Powerplay auf die Politiker des Landes eröffnet haben, wollen die Jagd abschaffen“, heißt es in einer Presseerklärung.
Reform liegt auf EisAuch die Umweltverbände BUND und NABU sowie der deutsche Tierschutzbund drängen auf mehr Tierschutz und weniger Rechte für die Jäger. Die Jäger hingegen verlangen „mehr Eigenverantwortung“. Ein neues Jagdgesetz im Saarland war durch das vorzeitige Ende der Jamaika-Regierung gescheitert. Seitdem liegt die Reform auf Eis.