Stadtrat blockiert Waldkindergarten
Der Jagdpächter fürchtet, dass durch die Dietfurter Einrichtung an dem geplanten Standort Rehe vertrieben werden könnten.
Diese zwei Kinder spielen im Waldkindergarten. Wie es in Dietfurt weitergeht, ist ungewiss.
Dietfurt. In zwei Wochen wollte der Waldkindergarten in seinem Standort hinter dem Kreuzberg starten. Stadt und Landkreis haben die Einrichtung bereits genehmigt, es ist Personal eingestellt, neun Kinder sind bereits angemeldet. Nach der Stadtratsitzung am Montagabend sieht nun wieder alles ganz anders aus.
Der Stadtrat legte sich mit neun zu sieben Stimmen quer und genehmigte weder das Aufstellen eines Bauwagens, noch den Bau eines Toilettenhäuschens auf dem vorgesehenen Platz in der Gemarkung Hainsberg. Ist es das Aus für den geplanten Dietfurter Waldkindergarten? Auf jeden Fall wird es ihn nicht im Wald hinter dem Kreuzberg geben.
Persönliche Diskussionsbeiträge
Auslöser waren ein Brief und Antrag des Jagdpächters und des Jagdvorstehers, in dem sie sich gegen den Standort aussprachen, eine Behandlung der Sache im Stadtrat wünschten und verlangten, dass nicht nur Stadtratsmitglied und Förster Oliver Kuhn hierüber entscheiden sollte. Jagpächter Georg Plank sieht ein Viertel seiner Jagd betroffen, die Rehe könnten nicht ausweichen, der Einstand sei gefährdet. Kuhn sah das anders und meinte: „Die Rehe sind am Nachmittag wieder da und stehen am Wagen“. Kuhn (CSU) legte noch einmal die Kriterien für einen geeigneten Platz dar, an dem ein Waldkindergarten betrieben werden kann. Der Platz müsse eben sein, in einem abwechslungsreichen Mischwald, ein Schutzraum müsse erreichbar sein, es dürfe sich nicht um ein FFH-Gebiet und ein Naturschutzgebiet handeln. Der ausgewählte Wald am Kreuzberg sei zentral gelegen, eben, 300 Meter vom Kreuz entfernt, am Rand eines Jagdreviers, zum Jugendraum seien es 750 Meter, argumentierte Kuhn.
Es folgte eine hitzige Diskussion, die teilweise auch persönlich wurde. So verwahrte sich Bürgermeisterin Carolin Braun verärgert über Mutmaßungen, ihr Mann, der das Nachbarreviert gepachtet hat, könne dann mehr Rehe haben. Dr. Harald Uhl fragte nach dem Sachstand des Waldkindergartens und die Finanzierung. Laut Bürgermeisterin Braun sind das 5 000 Euro und pro Dietfurter Kind eine bestimmte Summe.
Andreas Steiger, Vorsitzender des Fördervereins Waldkindergarten gab bekannt, dass das Personal eingestellt ist, vier Kinder aus Dietfurt und fünf aus Beilngries angemeldet seien, der Bauwagen, das Waldklo und ein Pavillon bereit stehen, und die Finanzierung, auch mit Spenden, gesichert sei. Ilse Werner (CSU) stellte sich auf Seiten des Jagdpächters, seine Bedenken seien nicht berücksichtigt worden, und er sei jetzt kurzfristig mit der Situation konfrontiert. „Man soll eine Lösung suchen, dieser Standort ist es nicht.“ Christian Linz (CSU) schlug als Alternative den Bereich nach der Mariengrotte und die Moosbank vor, was laut Kuhn aber ein FFH-Gebiet ist.
Martha Thumann (FW) war für den Waldkindergarten, will aber einen anderen Standort. Sie nahm an, dass Rehe Witterung aufnehmen und den Platz meiden. Dem widersprach Kuhn, da immer Menschen vorbeikommen und höchstens, wenn die Kinder da sind, sich fernhalten.
Froh sein, dass es Jäger gibt
Laut Dr. Harald Uhl (FW) habe Hans Gietl ein Gelände angeboten. Es sollte schon im Wald und nicht auf einer Wiese sein, so Andreas Steiger vom Waldkindergarten. Andreas Porschert (CSU) meinte, dass es mit der Jagdverpachtung immer schlechter werde und man froh sein müsse, dass es Jäger gibt. Man solle vernünftig miteinander reden. Auch für Martin Schmid (CWU) war klar: „Kuhn muss sich um einen neuen Standort umschauen!“
Andreas Haußner (SPD) nannte das alles befremdlich, Oliver Kuhn habe mit Bedacht den Platz gewählt, es sei hirnrissig, jetzt noch einmal zu diskutieren. Carolin Braun wies daraufhin, dass die Fläche etwa ein Hektar betrage und am Rand des Reviers liegt. Martha Thumann verlangte eine Entschädigung für die Jagdgenossenschaft. Weiter hitzige Wortgefechte folgten. Planks Wortbeitrag enthielt eine unausgesprochene Drohung. Er habe viel für die Stadt getan und wisse schon entsprechend zu reagieren, ließ er wissen. Auch der Vorschlag von Christian Linz, auf dem Kreuzberg ein Probejahr zu machen, was auch der Förderverein akzeptierte, fand keine Mehrheit. Damit war der Standort dort oben