Stockenten waren das Ziel der Jäger.
Schwere Vorwürfe gegen die Teilnehmer einer Jagd auf Stockenten bei Scharfenstein hat ein Vertreter des Vereins Sächsischer Ornithologen erhoben.
Scharfenstein. Gegen die Jagd auf Stockenten hat sich Udo Kolbe als Vertreter des Vereins Sächsischer Ornithologen ausgesprochen. Er reaggiert damit auf eine Aktion von etwa 20 Jägern, die in der vergangenen Woche zwischen Hopfgarten und Zschopau entlang dem Zschopaufluss 13 Tiere geschossen haben. Kolbe, der gleichzeitig Leiter der Ortsgruppe Neuhausen/Olbernhau und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates ist, widerspricht der Aussage von Hegeringleiter René Klemm, wonach es eine "gewisse Überpopulation" und damit genügend Enten gebe.
"Diese Meinung ist schlichtweg falsch und scheint nur dazu zu dienen, die Jagd auf die Tiere zu rechtfertigen", erklärt Kolbe. Denn obwohl die Stockente in Sachsen nach wie vor die häufigste Entenart sei, habe sich ihr Bestand in den vergangenen 30 Jahren fast um die Hälfte auf 8000 bis 16.000 Brutpaare reduziert. Wobei das Erzgebirge noch einmal eine etwa um die Hälfte geringere Dichte gegenüber dem größten Teil Sachsens ausweise. "Es ist schade, dass der Jagdverband Zschopau als Vertreter einer der acht anerkannten Naturschutzvereinigungen in Sachsen den Eindruck erwecken will, es gäbe zu viele Enten, wenn tatsächlich das Gegenteil der Fall ist und die Bejagung unterbleiben müsste", fügt Udo Kolbe hinzu.
Auch die Verwendung des Begriffes Überpopulation kritisiert der Ornithologe. "Damit richtet sich die Wertung der Häufigkeit unserer Wildtiere an menschlichen Interessen aus, beispielsweise wenn Wildschweine Feldkulturen schädigen." In letzterem Fall sei es begründet, die Vorkommen durch die Jagd zu reduzieren. Bei der Stockente gebe es in der Region aber keinen vernünftigen Grund, in den Bestand einzugreifen. Nicht zuletzt hält Udo Kolbe den vergangene Woche gewählten Standort der Jagd für ungeeignet: "Die Zschopauer Jäger müssen sich fragen lassen, ob es mit ihrem ethischen Anspruch der Weidgerechtigkeit vereinbar ist, von einer Straßenbrücke aus zu schießen, wo die Tiere an Begängnis und Menschen gewöhnt sind, wo sie von anderen Menschen vielleicht sogar gefüttert werden und deshalb so leicht wie nirgendwo anders getötet werden können." Hinzu komme, dass die stehenden Gewässer der Umgebung zugefroren seien, die Tiere sich deshalb an den Flüssen konzentrierten und Nahrungsnot litten.
Hegeringleiter Klemm hatte dagegen "Freie Presse" erklärt, dass in der Jagdsaison bis 15. Januar auf Stockenten geschossen werden darf. Hobby-Ornithologe Jan Gläßer hatte die Jäger zufällig auf dem Weg zur Arbeit gesehen und Bilder davon gemacht.