Trendwende in NRW

Zwischen den Jägern und Grünenpolitiker Remmel ist in den vergangenen Wochen eine Art Kulturkampf um die Jagd entbrannt. Heute geht er im Landeskabinett in die nächste Runde: Die Regierung will Remmels Gesetzentwurf auf den Weg bringen. Wir erklären die wichtigsten Fakten.
Umweltminister Johannes Remmel will die Jagd stärker an „ökologischen Kriterien“ ausrichten. Das heißt: Der Natur- und Tierschutz soll mehr als bisher berücksichtigt werden. Mit den Änderungen soll auf Dauer eine „breite Akzeptanz“ in der Gesellschaft für die Jagd gesichert werden, argumentiert der Minister.
Totschlagfallen verboten
Weil Remmel einige Methoden verbieten will, die in nordrhein-westfälischen Wäldern bisher geübte Tradition waren. So soll etwa das Jagen mit sogenannten Totschlagfallen verboten werden. Fallen, die Tiere lebend einfangen, bleiben laut Remmel aber „unter Auflagen“ erlaubt. Außerdem soll der Abschuss von streunenden Katzen verboten und der wildernder Hunde nur noch in absoluten Ausnahmefällen erlaubt sein. Remmel will den Jägern darüber hinaus verbieten, ihre Hunde in den Bau von Füchsen und Dachsen zu schicken. Das Schießen mit Bleimunition wird verboten und eine veränderte Liste der jagdbaren Arten aufgestellt.
Remmel will künftig Wildkatzen, Graureiher und Greifvögel nicht länger zu den jagdbaren Arten zählen, der amerikanische Nerz (Mink), der sich in Europa ausgebreitet hat, soll hingegen neu in diese NRW-Liste aufgenommen werden.
Nach einigen Monaten Debatte zu Remmels erstem Entwurf ist deutlich geworden: Ein Teil der Jäger fühlt sich durch den grünen Minister, der auch die Interessen der Natur- und Tierschutzverbände berücksichtigt, gegängelt. „Ein Sammelsurium von Verboten“, nennt etwa Landesjagdverbandschef Ralph Müller-Schallenberg die Reform. Beim Abschussverbot für streunende Katzen etwa sei Remmels Gesetz kontraproduktiv, weil die wildernden Tiere schützenswerte Singvögel auffressen würden.
Der Entwurf geht jetzt in den Landtag. Gut möglich, dass er noch verändert wird. Eine Änderung ist schon jetzt bekannt geworden. Remmel wird darauf verzichten, dass Vereine und Verbände als Waldbesitzer Jagverbote verhängen dürfen. Das soll nur „natürlichen Personen“ vorbehalten bleibeben. Die Jäger hatten befürchtet, dass auf diese Weise NABU oder BUND Reviere zerstückeln könnten.