Treibjagd im Visier der Jäger
Sicherheitswesten bei der Treibjagd: Breuer appelliert an die Vernunft der Jagdkollegen.
Jäger kritisieren die Jagd. Genauer gesagt, die Treibjagd. Sie wollen keine zersiebten "Fleischfetzen."
BEZIRK. "Wenn dreißig Jäger mit Schrotmunition auf einen Hasen ballern, bleibt nur ein Fetzen übrig. Kein vernünftiger Mensch will den essen, einzelne Jäger entsorgen die Hasen beim Heimfahren im Graben, weil sie sie nicht heimbringen wollen", bringt ein Jäger aus dem Bezirk drastische Details zum Thema Treibjagd zu Tage.
Viele Jäger sind des Hasen Tod
Die Hasenpopulation ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Bei der Treibjagd bleiben daher wenig lebende Zielscheiben für viele Jäger übrig. Doch Treibjagd muss nicht sein. "Ich sitze stundenlang am Hochstand, beobachte das Revier und erlege nur das Wild, das ich dann zu Hause zubereite", nennt der Jäger eine Alternative, die allerdings wenig populär ist. Denn Treibjagden sind auch gesellschaftliche Ereignisse, im Rudel zu jagen, ist eben unterhaltsam.
Sicher und intelligent jagen
Bezirksjägermeister Gerhard Breuer relativiert: "Man muss nur vernünftig an das Thema Treibjagd herangehen." Dazu gehören: Sicherheitsvorschriften beachten, striktes Alkoholverbot, statt großer Jagden über Hunderte Hektar kleine, offene Triebe, Abstandsregeln zum Wild einhalten, die korrekte Munition verwenden.
"Ohne Treibjagd geht es aber nicht, sie ist als Regulativ notwendig", ist Breuer überzeugt. Gegen den Strich gehen ihm jene schwarzen Schafe, die die gesamte Jägerschaft in Verruf bringen: Kollegen, die Wild am Straßenrand "entsorgen", die Reiher mit Tauben "verwechseln" oder systematisch auf Katzenjagd gehen.
Johann Zillinger aus Velm-Götzendorf sieht Abkehr von der Treibjagd pragmatisch: "Die durch Kopfschuss erlegten Hasen kann ich im Steirereck zu einem hervorragenden Preis verkaufen." Das Fleisch wird sofort und nicht erst Stunden später aufbereitet, es ist nicht zerschossen und schmeckt besser, weil das Tier keinem Stress ausgesetzt wurde.
Zur Sache: Bleimunition
In Sachen Bleimunition findet langsam ein Umdenken bei der heimischen Jägerschaft statt. In einigen Bundesländern ist sie verboten. Denn das umwelt- und gesundheitsschädliche Blei ist vor allem für Aasfresser, wie zum Beispiel den Seeadler ein tödliches Gift. Wird zur Strecke gebrachtes Wild nicht geborgen, wird es zur Gefahr für andere Tiere. Auch für den Menschen ist eine hohe Bleibelastung gesundheitsgefährdend, allerdings sind die durchschnittlichen Wild-Verzehrmengen der Niederösterreicher - zweimal im Jahr - zu gering, um gesundheitliche Probleme hervorzurufen. Die Umstellung der Jagd auf bleifreie Munition ist technisch möglich, wenn auch mit Aufwand verbunden. In vielen Nationalparks darf nicht mehr mit Blei-Munition geschossen werden. Im Nationalpark Donauauen sind die Jäger bereits am Umrüsten. Seit 2012 gibt es aus Tierschutzgründen ein generelles Blei-Verbot bei Wasserwild.
http://www.meinbezirk.at/gaenserndorf/chronik/treibjagd-im-visier-der-jaeger-d1127499.html