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Channel: Der Anti-Jagdblog - News über Jagd & Wildtiere
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Prozess: Jagdhund rang Ziege im Wassergraben zu Tode

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In Dillingen stand ein Jäger vor Gericht. Er soll zwei Böcke erschossen und dann seinen Vierbeiner auf einen weiteren gehetzt haben. Doch der Mann hatte für die Tatzeit ein Alibi. Verurteilt wurde er trotzdem 


Symbolbild

Wie in einem Tierfilm. So, wie wenn ein Löwe sich auf ein Zebra stürzt, sei es gewesen, sagt der 82-Jährige. Nur, dass es kein Löwe gewesen sei, der sich im November vergangenen Jahres auf seinen Ziegenbock gestürzt und ihn in einem halbstündigen Kampf in einem Wassergraben zu Tode gerungen hatte.

Schon am Samstag zuvor habe er in der Nacht einen Schuss gehört, am nächsten Tag fehlte beim Zählen der Herde ein Ziegenbock. An jenem Novembermorgen seien dann erneut Schüsse gefallen, so der Schäfer, der in einem Wohnwagen im freien Feld lebt, seit er 2011 einen Mordanschlag nur knapp überlebte. Damals steckte ein Mann seinen Aussiedlerhof in Brand und wurde dafür zu acht Jahren wegen versuchten Mordes verurteilt.

Doch diesmal geht es vor Gericht um den Tod seiner Ziegen. Eine, sagt der Schäfer aus, habe der 33-jährige Angeklagte an jenem Morgen niedergestreckt, dem anderen, möglicherweise schon angeschossenen Tier, sei der Hund hinterhergehetzt. Als dieser sich dann im Graben in dem Bock verbissen habe, sei der 33-jährige, ihm seit Langem bekannte Jäger, auch auf sein Bitten hin nicht eingeschritten: „Der muss hi sein. Der verreckt sowieso“, habe er gesagt und das Tier, als es tot war, ebenso wie den anderen Bock in sein Auto eingeladen.

Eine Darstellung, die der Angeklagte vehement bestritt. Er sei an diesem Tag gar nicht dort gewesen, so der 33-Jährige in seiner Aussage. Vielmehr sei er zu dem vom Opfer genannten Tatzeitpunkt schon bei der Arbeit gewesen, musste dann aber wegen Bauchschmerzen zum Arzt, der ihn schließlich ins Krankenhaus einwies, wo er noch am selben Tag operiert wurde. Sein Gewehr habe er an diesem Tag gar nicht dabei gehabt. Warum ihn der 82-Jährige zu Unrecht beschuldigen sollte, dafür hatte der Jäger keine Erklärung. Zwar habe er ihn immer wieder einmal darauf hingewiesen, dass er seine Ziegen nicht frei laufen lassen solle. „Aber ich denke, da bin ich nicht der einzige gewesen.“

Wollte er das Fleisch als Rehfleisch verkaufen?

Auch der Schäfer wusste auf die Frage von Richterin Ursula Janosi nicht so recht zu sagen, warum der Jäger seine Ziegen hätte erschießen sollen. „Er ist halt schießfreudig. Wenn er in der Nähe ist, dann kracht es wie im Bürgerkrieg“, sagte der 82-Jährige im Zeugenstand und mutmaßte, dass er das Fleisch der Böcke möglicherweise als Rehfleisch habe verkaufen wollen.

Der ermittelnde Beamte gab im Zeugenstand an, dass er vor Ort Autospuren im Gras und auch Schleifspuren im Graben vorgefunden habe, die zu der Schilderung des alten Schäfers passten. Für die Autospuren hatte der Jäger allerdings eine andere Erklärung. Schließlich fahre er ständig mit dem Wagen auf die Wiese zur dortigen Futterstelle. Daneben sah dessen Anwalt in der Aussage des Schäfers mehrere Schwachstellen. So hatte er bei einem Blick auf Fotos von den beiden Hunden des Angeklagten erklärt, dass keiner davon der Hund gewesen sei, der seine Ziege getötet habe. Und zur von ihm angegebenen Tatzeit sei sein Mandant schon bei der Arbeit gewesen. „Er hat ihn heute entlastet. Ich bin platt, wenn ich das heute so höre“, sagte der Verteidiger in Richtung des Staatsanwalts. Der sah in seinem Plädoyer den Tatvorwurf aus der Anklage im Wesentlichen bestätigt und forderte deshalb unter anderem wegen Diebstahls mit Waffen, unerlaubter Tiertötung und Tierquälerei eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung. Die Verteidigung plädierte dagegen auf einen klaren Freispruch.

Richterin Ursula Janosi verurteilte den 33-Jährigen schließlich wegen Diebstahls und Tierquälerei zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 30 Euro. Sie war sich sicher, dass sich zumindest der Kernbereich der Tat, bei dem der Hund die Ziege im Graben tötete und der Jäger unbeteiligt daneben stand, so zugetragen hatte. Dass die Aussage des Schäfers rein dessen Fantasie entsprungen sei, könne sie sich nicht vorstellen, so Janosi.

Auch, weil er keinerlei Belastungseifer an den Tag gelegt habe. Möglicherweise habe er sich dabei aber, was die Zeit angeht, vertan. „Und der Weg zur Arbeit war ja nicht lang, nur zehn Minuten.“ Nicht nachzuweisen seien jedoch die tödlichen Schüsse auf die beiden anderen Ziegen gewesen, die letztlich einfach verschwunden waren. „Es ist nicht einmal klar, ob er überhaupt eine Waffe dabei hatte.“

http://www.augsburger-allgemeine.de/dillingen/Jagdhund-rang-Ziege-im-Wassergraben-zu-Tode-id30855737.html

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