Münster/Düsseldorf -
Nur noch Tiere jagen, die man essen kann. Die Forderung von Tier- und Naturschutzverbänden bringt die Jäger in NRW auf die Palme. Das ist vermutlich noch untertrieben.
Sie befürchten, dass der grüne Umweltminister Johannes Remmel an einem rigorosen Jagdgesetz arbeitet, das das Ende der bisherigen Jagd und Hege bedeuten könnte. "Jetzt bestimmen politische Vorgaben die Diskussion um das Jagdgesetz", sagt Marc Henrichmann besorgt. Er ist Geschäftsführer der Jägerstiftung "Natur und Mensch" mit Sitz in Münster, die vor allem eine Entwicklung abwenden will: dass Jäger buchstäblich ins Hintertreffen geraten, denn ihr Image ist längst lädiert.
Und dass die Naturschutzverbände im Meinungsbild die Oberhand bekommen. Henrichmann hält dagegen: "Jäger sind staatlich geprüfte Naturschützer, das droht in der Debatte unterzugehen." Es gehe aber nicht um einen Alleinvertretungsanspruch für eine Seite. Den Konflikt zwischen Jägern und Naturschützern begründet Jochen Borchert, Präsident der Jägerstiftung und früherer Bundeslandwirtschaftsminister, zugespitzt: Die Jäger "sind in der Lage, auch derzeitig gängige Naturschutzparadigmen zu hinterfragen", zugleich seien sie als "typische Täter beim Verstoß gegen vermeintliche Tierrechte" angreifbar.
So gesehen, ist eine echte Annäherung zwischen beiden Seiten schwierig. Und Remmel dürfte es einigen Schweiß kosten, zwischen Landesjagdverband einerseits und den Grünen-nahen Umweltschutzverbänden einen kompromissfähigen Gesetzentwurf zu zimmern. Wenn er das denn will.
Vorbild könnte der derzeit in Baden-Württemberg diskutierte Entwurf einer Jagdrechtsreform von Remmels Parteifreund Alexander Bonde sein. Er will die Liste der jagdbaren Tiere an nachvollziehbaren, wissenschaftlichen Kriterien ausrichten. Dazu gehört ein ebenfalls wissenschaftlich basiertes System der Hege, Neudeutsch: Wildtiermanagement.
Eine starke Begrenzung der jagdbaren Tiere "greift in die Eigentumsrechte der Grundbesitzer ein", warnt Henrichmann: "Pachtverträge sind dann unattraktiv mit der Folge, dass die Hege in den Revieren nicht mehr funktioniert." Für alle Tierarten, die unter Naturschutz gestellt würden, seien Jäger nicht verantwortlich. Darin liege auch die Tücke der Debatte um Tierrechte. "Man soll Tiere nicht vermenschlichen", zitiert der Havixbecker Henrichmann seinen Großvater. "Die übermäßige Betonung von Tierrechten blendet aus, dass die Regeln der Natur grausam sind."
Mit dem Thema Tierrechte werde auch urbanes Denkens auf die ländlichen Räume übertragen. Das funktioniere aber nicht, meint Henrichmann. Er sucht darum Verbündete bei Fischern, Waldbesitzern oder Landwirten. Mit Kampagnen will die Stiftung zudem den Verbrauchern in den Städten erklären, was Jagd bedeutet. Die Jäger kämpfen um ihr Revier.
http://www.wn.de/Muensterland/1657628-Debatte-zum-Jagdgesetz-Jaeger-kaempfen-um-ihr-Revier