Resultat einer unerwünschten Begegnung im Straßenverkehr: Die Zahlen zeigen, dass es sich bei Wildunfällen nicht um ein Randproblem handelt. Im Jagdjahr 2012/13 kamen laut Angabe der Jägerschaft auf Straßen im Landkreis Konstanz 1210 Wildtiere ums Leben. Wer bisher im Kreisgebiet in Wald und Flur als sogenannter Jagdausübungsberechtigter auf die Pirsch ging, musste Steuern bezahlen. Die seit 1979 vom Landkreis erhobene Jagdsteuer machte 15 Prozent des Jahreswerts der Jagd aus. Rund 90 000 Euro flossen so pro Jahr in die Kreiskasse. Mit Beschluss des Kreistags wird nun die Jagdsteuer abgeschafft.
Jäger und auch ein Teil der Kreispolitiker hielten den Einnahmeposten schon länger für fragwürdig. Denn zwei Drittel der Summe zahlt der Landkreis jedes Jahr auf einem Umweg wieder an die Jagdausübungsberechtigten zurück. Die Jäger erhielten nämlich eine Entschädigung dafür, dass sie sich bereit erklärt haben, nach Wildunfällen auf öffentlichen Straßen die Tierkadaver zu beseitigen. Der von den Kritikern eingebrachte Vorschlag: Die Jäger könnten sich verpflichten, die toten Wildtiere unentgeltlich zu entsorgen, im Gegenzug solle der Landkreis die Jagdsteuer abschaffen. Dann bleibe der Behörde zudem viel bürokratischer Aufwand erspart, wodurch sie weiteres Geld einspare. In einem früheren Beschluss stimmte der Kreistag dem Vorschlag tendenziell zu, verlangte aber im Gegenzug, dass jeder Jäger eine schriftliche Vereinbarung unterschreiben möge. Darin stimmt er zu, die Tierkadaver unentgeltlich zu entsorgen. Vor der Schlussabstimmung in der Kreistagsitzung am Montag wurde es dann noch mal spannend, weil bisher nicht alle Waidmänner der Vereinbarung zugestimmt haben. Noch fehlen sieben von 150 Unterschriften. Kritik erntete auch eine andere Position der Jäger. Sie wollen das tote Wild zwar entsorgen, aber aus Versicherungsgründen (Unfallgefahr) nicht von der Straße räumen. Dafür müsste dann noch der Straßendienst des Landkreises anrücken.
Siegfried Lehmann (Grüne), Jürgen Leipold (SPD) und Artur Ostermaier (Freie Wähler) machten im Kreistag deutlich, dass sie die Bedingungen für die Abschaffung der Jagdsteuer nicht für erfüllt halten. Am Ende setzten sich aber die Befürworter des von der CDU eingebrachten Antrags bei 20 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen durch.
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