Wegen Überbevölkerung sollen rund um die australische Hauptstadt Canberra eineinhalb tausend Kängurus erschossen werden. Ein Gericht attestierte dem Bezirk wissenschaftliche Gründe. Tierschützer sind empört.

Jagdzeit: Rund um Canberra wird es bald anderthalb tausend Kängurus weniger geben
Der Kängurubestand in manchen Regionen Australiens ist groß – zu groß, sagen viele. Im Bezirk um die Hauptstadt Canberra, wo die höchste Dichte an Kängurus in ganz Australien herrscht, sollen 500 Tiere auf einem Quadratkilometer leben. Weil das der Umwelt nicht zuträglich sein soll, werden es schon bald anderthalb tausend Tiere weniger sein.
Bis zu 1606 Kängurus darf der Verwaltungsbezirk Canberra erschießen, teilte das zuständige Gericht mit, das mit der Entscheidung eine Klage von Tierschützern zurückwies, die den Abschuss verhindern sollte. Die Organisation „Animal Liberation“ betrachtet das Töten der Tiere als überflüssig, unökologisch und obendrein unethisch.
Bereits vor einem Jahr war die „Animal Liberation“ mit dem Versuch gescheitert, den damals geplanten Abschuss von etwa 1450 Kängurus im Bezirk zu verhindern. Darunter waren auch 355 Babykängurus, die noch im Sack der Mutter lebten. Sie wurden in den Kopf geschossen. Das Gericht bestätigte nun das Urteil aus dem vergangen Jahr. Die Behörden hätten den Abschuss und die gestiegene Zahl an nötigen Erschießungen abermals wissenschaftlich begründen können.
Gefahr der Überweidung
Der Bezirk führt auch ökologische Gründe an, die für das Töten der Tiere sprechen würden: Durch den Abschuss soll die übergroße Population der Tiere in acht Naturreservaten kontrolliert und reduziert werden. Graslandschaften und Waldgebiete sollten zum Schutz anderer bedrohter Tierarten nämlich nicht von Kängurus überweidet werden. Gesicherte Zahlen zur Känguru Population gibt es nicht. In den Gebieten, in denen die kommerzielle Jagd auf sie erlaubt ist, werden 34 Millionen Tiere vermutet. Das australische Umweltministerium ist der Auffassung, dass die gesamte Population aber „signifikant höher“ sei.
Die Tierschützer haben schon Widerstand angekündigt und wollen die Abschüsse in den Naturreservaten in einem „radikalen Aktionskollektiv“ durch ihre Anwesenheit blockieren. Die Regierung kündigte jedoch an, gegen jeden Unbefugten, der sich in den geschlossenen Reservat aufhalte, eine Geldstrafe von 7000 Dollar zu verhängen.
David gegen Goliath
Die Sprecherin von „Animal Liberation“, Carolyn Drew, zeigte sich verzweifelt. Sie sprach von einem „David und Goliath-Kampf“ und verglich etwaige Aktionen damit, eine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Denn Jäger würden in den Reservaten nachts ohne Beleuchtung auf Jagd gehen.
Der Direktor der Parks, Daniel Iglesias, verglich die Tierschützer dagegen mit den Leugnern des Klimawandels. „Wir haben klare wissenschaftliche Beweise, die einen solchen Kurs nahelegen, und es gibt, warum auch immer, eine kleine Gruppe, die sich weigert, dies zu akzeptieren“, sagte Iglesias den „Canberra Times“.
www.faz.net/aktuell/gesellschaft/1606-kaengurus-zum-abschuss-freigegeben-12986395.html