
Wildschweine haben in Maulbronn eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Wildschweine stürmen durch Geschäft in Maulbronn
MAULBRONN. Vier Wildschweine sind am Donnerstag in ein Bekleidungsgeschäft in Maulbronn galoppiert. Die Polizei vermutet, dass die Tiere vor einer Treibjagd beim Klosterweinberg ins Zentrum geflüchtet sein könnten.
Mit zur ersten Kundschaft von Ladenbesitzer Mehmet Erikci zählten vier Wildschweine. Die Tiere kamen am Morgen in seinen Laden für Kinder- und Babymode, den er vergangene Woche an der Frankfurter Straße in Maulbronn eröffnet hat. Zwischen süßen Stramplern und rosa Rüschenkleidern dachte Erikci: „Ich sehe nicht recht.“
Der 47-Jährige zeigte einer Kundin Kleider, als sich die Ladentür öffnete und „vier Wildschweine an uns vorbeirasten“. Die Tiere galoppierten in den hinteren Teil des Ladens. „Mit der Kundin und meinem Hund Marly bin ich schnell nach draußen“, erzählte Erikci. Vor der Ladentür versuchte der Ötisheimer einige Minuten lang durch laute Rufe die Tiere wieder aus dem Haus zu scheuchen. Das klappte nicht, deshalb ging der 47-Jährige hinters Haus und hämmerte gegen eine Fensterscheibe. „Als ich wieder nach vorne ging, kamen die Tiere aus dem Laden und drei rannten durch den Garten Richtung Klosterberg.“
Nach dem Abstecher ins Bekleidungsgeschäft stattete eines der Wildschweine noch einem gegenüberliegenden Döner Imbiss einen Besuch ab. Der hatte kurz nach 10 Uhr allerdings noch nicht geöffnet. Seher Sasmaz machte gerade frische Tomaten und Zwiebeln zurecht, als sie ein lautes Wumm an der Scheibe hörte. „Ich dachte, dass sind Einbrecher und bin nach vorne gegangen“, erzählte die 48-Jährige. Sie traute ihren Augen nicht, als sie ein Wildschwein gegen die Scheibe springen sah. „Schnell habe ich alle Tür abgeschlossen“, sagte die Maulbronnerin. Noch eine halbe Stunde später habe sie gezittert. An der Scheibe zeugten Blut- und Schmutzspuren vom schweinischen Besucher. Auch an der Ladentür von Erikci klebte Blut. Die Polizei vermutet, dass die Wildschweine vor einer Treibjagd im Wald nördlich des Klosterweinbergs ins Maulbronner Zentrum geflüchtet waren.
Der Maulbronner Polizist Albert Kärcher konnte die Wildschweine nur noch bei der Flucht beobachten. „Wir fuhren durch die Talaue und sahen, wie sie durch die Salzach und an den Weinbergmauern am Klosterberg hochgesprungen sind“, beschrieb Kärcher. In den Schrebergärten stießen die flüchtenden Wildschweine zwei Zäune um. Wie hoch der Sachschaden insgesamt ist, wurde zunächst nicht bekannt.
Im Bekleidungsgeschäft von Mehmet Erikci waren die Wildschweine auf jeden Fall sehr manierlich unterwegs. Weder wurden Kleider von den Stangen gerissen noch bedienten sich die Tiere von den Keksen, die Erikci auf der Theke stehen hatte, einzig auf dem Fußboden waren Schmutzspuren. „Mir war wirklich mulmig zumute“, sagte der 47-Jährige und war froh, dass weder er noch seine Kundschaft oder gar ein Kinderwagen im Durchgang standen, als die wilde Jagd durch den Laden fegte. „Wir haben echt Schwein gehabt.“