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Niederachsen: Heime für verletzte Wildtiere

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Vogel, Reh und Igel gesund pflegen

Rastede. Kleine Singvögel betteln um die Wette, Kiebitze tippeln durch ihre Voliere, und Rehkitz, Hase und Schleiereule schlafen. In der Wildtierauffangstation Rastede (Kreis Ammerland) herrscht Hochbetrieb. Sie ist eine von 22 anerkannten Betreuungseinrichtungen für Wildtiere in Niedersachsen.


Der Leiter der Wildauffangstation in Rastede, Klaus Meyer, hält ein Schleiereulen-Junges in die Höhe. Das drei Wochen alte Küken wurde halbtot in der Station abgegeben und befindet sich nun auf dem Weg der Besserung. 

Im Frühjahr und Sommer geraten die Stationen teils an ihre Kapazitätsgrenzen. Denn vermeintliche Naturfreunde schleppen auch kerngesunde Jungtiere an: "Wir sind eigentlich für kranke, verletzte und hilfebedürftige Tiere zuständig", sagt der Leiter der Rasteder Auffangstation Klaus Meyer. "Ein Jungtier ist oft nicht hilfebedürftig."

Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum Leiferde (Kreis Gifhorn) beobachtet eine zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur. "Zwischen einer Scheiß-Egal-Haltung und übertriebener Tierliebe fehlt das gesunde Mittelfeld." In Leiferde würden vermehrt Wildkatzen aus dem Harz abgegeben, sozusagen als Mitbringsel von Wanderern.

"Viele denken, dass alles das ganze Jahr über gerettet werden muss", sagt auch Peter Lienau von der Seehundstation Norddeich (Kreis Aurich). "Wir bekommen täglich Meldungen von Tieren, die sich nur am Strand erholen."


Die Tierpflegerin Anna Mix der Wildauffangstation in Rastede kümmert sich um zwei Rehkitze. Wenn die Rehe so weit ausgewachsen sind, dass sie selber für ihre Nahrung sorgen können, sollen sie wieder ausgewildert werden.

Die Pflege der Tiere verlangt den Haupt- und Ehrenamtlichen einiges ab. "Im Sommer heißt es nur füttern, füttern, füttern", sagt NABU-Expertin Rogoschik. Jungvögel bräuchten tagsüber alle 20 Minuten Futter. "Jetzt haben wir 3000 Fütterungen am Tag, in der Hochzeit sind es 8000". Gefüttert wird in Kleingruppen von sechs bis zehn Jungvögeln. "Jeder braucht seine besondere Behandlung." Mauersegler oder Schwalben öffneten beispielsweise nicht einfach so den Schnabel. Junge Beutegreifer bekommen Jagdunterricht und hungrige Säugetierjunge halten die Pfleger auch nachts auf Trab.

Unter Klaus Meyers Schützlingen in Rastede sind Opfer des Straßen- und Schienenverkehrs oder Tiere, die an sich Hochspannungsleiten oder Stacheldrähten verletzt haben. Vögel kollidierten außerdem häufig mit Glasfronten und Windräder, so Meyer. Ziel sei es, die Tiere wieder auszuwildern.

Die durchschnittliche Auswilderungsquote in den Stationen liegt bei 50 Prozent, gibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) an. In Norddeich wappnen sich die Mitarbeiter der Seehundstation gerade für die Anfang Juni beginnende Heulersaison. "Etwa 70 Prozent der eingelieferten Heuler können wieder ausgewildert werden", so Lienau. Tiere, die in freier Wildbahn nicht mehr zurecht kommen, werden an Zoos oder Wildparks vermittelt.

Fünf junge Waldohreulen sind momentan Pflegegäste in der Wildauffangstation. Wenn die Greifvögel so weit erwachsen sind, dass sie selber für ihre Nahrung sorgen können, sollen sie wieder ausgewildert werden. In der Auffangstation für Wildtiere herrscht zur Zeit des Frühsommers Hochbetrieb.

Zum Alltag in den Stationen gehört auch der Tod. "Eine Auffangstation ist kein Wunderheilerbetrieb", sagt Meyer. Liege ein Vogel zwei Tage mit einer Fraktur im Graben, gebe es meist keine Rettung mehr. "Die Fraktur kriegt man nicht wieder hin. Aber wir lassen Tiere nicht am Straßenrand sterben." Um ihnen ein langes Leiden zu ersparen, werden sie eingeschläfert.

Niedersachsen fördert die Arbeit von 14 Betreuungsstationen jährlich mit circa 500 000 Euro. Davon bekommt die Station in Rastede rund 44 000 Euro. Der Landeszuschuss decke gerade mal die laufenden Kosten, so Meyer. Ansonsten ist die Einrichtung auf Sponsoren und Spenden angewiesen. Die Seehundstation finanziert sich laut Lienau zu 97 Prozent autark über Eintrittsgelder und teils Spenden.

Durchatmen können Rogoschik und ihre Kollegen aber auch nach der Sommersaison nicht. "Dann kommen schon die Igel."

http://www.weser-kurier.de/region/niedersachsen_artikel,-Heime-fuer-verletzte-Wildtiere-_arid,865265.html

Nabu-Karte der Wildtier-Auffangstationen:
http://karten.nabu.de/kml_auffangstationen.html


Pflege- und Auffangstationen

http://www.nabu.de/themen/artenschutz/erhaltungsmassnahmen/01946.html

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