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Channel: Der Anti-Jagdblog - News über Jagd & Wildtiere
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„Jagd und Naturschutz gehören zusammen“ ???

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Hans-Dieter Stehr kann Teile seines Jagdreviers nicht mehr direkt betreten.

 

PROBLEM Jagdpächter Hans-Dieter Stehr vermisst konstruktive Zusammenarbeit mit Bundesforstamt / Hilfe angeboten

BÜDINGEN - (jm). Hans-Dieter Stehr ist Jäger. Einer, der das Handwerk mit Leidenschaft betreibt, der Jagd mit Arten- und Naturschutz im Einklang sieht. Der Jagdpächter des Reviers Büdingen-Wolf setzt sich in engem Kontakt mit Naturschützern wie dem Vorsitzenden des Naturschutzbeirates des Wetteraukreises, Alfred Leiß, für bedrohte Tierarten in seinem Revier ein und gerät dabei schon mal in Konflikte mit Grundbesitzern. Jüngstes Beispiel ist der renaturierte Heliport in Büdingen (siehe Bericht auf dieser Seite), der zu Stehrs Jagdrevier gehört. Er ist Eigentum des Bundes. Zuständig ist das Bundesforstamt Schwarzenborn.

Das renaturierte Gelände liegt in Ihrem Revier. Kann dort überhaupt gejagt werden?

Stehr: Grundsätzlich habe ich mich darüber gefreut, dass auf dem Gelände des ehemaligen US-Flugplatzes neuer Lebensraum auch für unsere sensiblen Niederwildarten Rebhuhn, Fasan und Feldhase entstanden ist. Obwohl der ehemalige Flugplatz eine Bundes-Immobilie ist und vom Bundesforstamt Schwarzenborn verwaltet wird, übe ich das Jagdrecht aus. Und muss mir von niemandem etwas vorschreiben lassen. Ich möchte am Beispiel des renaturierten Heliports die Bedeutung der Jagd und ein geordnetes wie notwendiges Zusammenspiel zwischen Naturschutz und Jäger verdeutlichen. Die Jagd sollte helfen, allen gefährdeten Tierarten, ob Biber oder Storch, Bekassine oder Braunkelchen, Rebhuhn oder Fasan auf diesem Gebiet eine Überlebenschance zu geben. Denn wo punktuell in einer sonst ausgeräumten Natur Lebensraum entsteht und sich Tiere ansiedeln, entsteht auch enormer Druck durch Fressfeinde, vor allem durch den Fuchs und noch mehr den Waschbär. Das ehemalige Heliport-Gelände ist ein ebenso wichtiges Rückzugsgebiet wie große Ökofalle für die Arten, die geschützt werden sollen. Unser Wissen als Jäger und unsere ehrenamtliche Zeit könnte man gezielt für die Raubwildbejagung durch Waffe und Ansitz, aber auch der Falle nutzen. Mittlerweile hat das sogar die Untere Naturschutzbehörde erkannt und wirbt für eine Zusammenarbeit. Im Übrigen bin ich mehr als verwundert, dass in den Brut- und Setzzeiten Wasserbüffel, die bekanntermaßen in den Feucht- und Schilfgebieten nach Nahrung suchen, eingestellt wurden. Warum wurden sie nicht später aufgetrieben? Vielleicht bin ich aber als einfacher Jäger nicht in der Lage, diesen Sachverhalt zu begreifen, der überall anders behandelt wird.

Warum verzichten Sie auf die Bejagung, wenn sie doch dem Naturschutz dient?

Stehr: Es stimmt, dass ich mittlerweile auf die Bejagung des ehemaligen Heliports verzichte. Das weiß auch die Jagdgenossenschaft Büdingen. Ich hatte dem Bundesforstamt in der Planungsphase der Renaturierungsarbeiten den Einsatz unserer Jäger angeboten. Es kam keine Reaktion. Die Renaturierung wurde abgeschlossen, ein Kontakt seitens des Bundesforstamtes kam nicht zustande. Akzeptiert. Dass man aber, ohne mich als zuständigen Jagdpächter zu informieren, im letzten Herbst Wasserbüffel einstellt, tangiert Sicherheitsvorschriften. Denn in dieser Zeit gehen wir am Seemenbach zur Entenjagd. Und mir wäre nicht wohl gewesen, durch Schüsse die Tiere eventuell zu beunruhigen. Wer garantiert mir, dass sie nicht zur nahen Bundesstraße an der Ruhebank durchbrechen? Und es ging weiter: Ohne Information wurde der mobile Weidezaun entfernt und ein mit Eichenpfosten, Stacheldraht und Elektrozäunen bewehrtes Dauer-Weideareal geschaffen. Für mich kein Problem, denn ich bot dem Bundesforstamt immer noch punktuelle Bejagung an, bot an, mit meinen Leuten zwei Zugänge zu schaffen, damit wir das auf unserer Bachseite liegende Areal betreten konnten. Letzter Stand des Bundesforstamtes war ein Verbot von Leitern oder Kanzeln und Wildschweinkirrungen. Mir sollte zugemutet werden, in mein Revierteil, direkt zugänglich über die Kläranlage, über Büches, Orleshausen und Orleshäuser Straße zum abgesperrten Zufahrtsweg über die Seemenbachbrücke zu fahren, Auto samt möglicher Waffe oder Hund in einem fremden Revier stehen zu lassen, mit der Falle unter dem Stacheldraht durchzuschlüpfen – und bei Betreten des Geländes nach Abtrieb der Büffel das Bundesforstamt zu informieren. Hinzu kam, dass wieder ohne Information ein Storchenhorst mitten in die renaturierte Fläche gestellt wurde. Wenn ich so gemaßregelt werde, verzichte ich. Ich bin nur auf die Reaktion der Naturschützer gespannt, wenn Storch oder Bekassine zur Beute von Waschbär und Fuchs geworden sind.

Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?

 

Stehr: Ich habe den Eindruck, das bei Forst und Stadt beziehungsweise Jagdgenossenschaft nur noch die Waldreviere mit ihren im jagdlichen Fokus stehenden Schalenwildarten (Anm. d. Red.: Wildschwein, Reh- und Damwild) einen Wert haben. Wer denkt daran, mit der Jagdpacht nicht nur Wege in den Feldgemarkungen zu bauen, sondern Teile der Jagdpacht vielleicht auch einmal zum Erhalt und zur Förderung unserer Niederwildarten wie Hase, Fasan oder Rebhuhn oder der Schaffung von Lebensräumen einzusetzen? Ich würde mir mehr Kommunikation und offenes Miteinander wünschen. Schuldzuweisungen sind immer ein schlechter Ratgeber und verhärten die Fronten. Leidtragende sind unsere Wildtiere.

http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/buedingen/jagd-und-naturschutz-gehoeren-zusammen_14174111.htm

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