"Jagd braucht mehr Eigenverantwortung und Deregulierung, sonst vergeht den Jägern der Spaß", sagt Deuschle. ---
Die Freiheit soll für Jäger also nur mal wieder darin bestehen, dass sie in einem gesetzesfreien Raum nur ganz alleine über ihr Morden in Wald und Flur bestimmen können. Den anderen Bürgern bliebe dann also nur das zweifelhafte Vergnügen die Opfer der Hobbyjäger bei jägerischen Hegeschauen bewundern zu können? Nur kommt es diesen Hobbykillern auch mal in den Sinn, dass es Menschen gibt, die Tiere lieber lebend bewundern?
Beim Kreisjägertag in Freiburg-Tiengen wurde Kritik an der Novelle des Landesjagdgesetzes laut.
Die Verbandsspitze freut sich mit den Jägern, die für ihr Können und ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt wurden.
BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD. Fachvorträge, Ehrungen und Jahresberichte standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung der Jägervereinigung Freiburg. Weiteren Widerstand und Widerspruch kündigte Kreisjägermeisterin Elisabeth Keil gegen den Entwurf des neuen Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) an. Aus Sicht des Landesjagdverbandes schränken viele der Neuregelungen die Eigenverantwortung von Jägerinnen und Jägern sowie Grundeigentümern "massiv" ein.
"Das erste Jahr im Amt ging wie im Flug vorbei", so Kreisjägermeisterin Elisabeth Keil, die, zusammen mit ihren Stellvertretern Dieter Bauer und Heiner Herbster, seit einem Jahr an der Spitze des rund 700 Mitglieder starken Vereines steht. Geprägt seien die letzten zwölf Monate vor allem vom Widerstand gegen die Novellierung des Landesjagdgesetzes gewesen, berichtete Keil. So hatte sie zahlreiche Verbände, Parteienvertreter und Bürgermeister besucht, um diesen den Standpunkt der Jäger darzulegen. Auf dem Landesjägertag, "der besten Veranstaltung zum Thema Jagd", hätten weder Ministerpräsident Kretschmann noch Landwirtschaftsminister Alexander Bonde "eine gute Figur gemacht", kritisierte Keil. Sie rief ihre Mitstreiter zu sachlichem Widerstand gegen das JWMG auf und kündigte zugleich zahlreiche Aktionen wie Kundgebungen, Gespräche mit Bauernverband und Forst sowie Bürgerinformationsveranstaltungen auch in Form von Radiospots und mit Hilfe sozialer Netzwerke an. Als "As im Ärmel" schloss sie auch eine Demonstration in der Landeshauptstadt nicht aus.
Positiv hingegen sah sie die Entwicklung der Jägervereinigung, die im letzten Jahr nicht nur um 45 Mitglieder gewachsen war, sondern auch ihre neue Geschäftsstelle auf dem Schießstand in Bremgarten beziehen konnte. Im Juni dieses Jahres wird die Jägervereinigung zudem ihr 50-jähriges Bestehen feiern, blickte Keil nach vorne. "Wir befinden uns zur Zeit in Turbulenzen", konstatierte Ehrenlandesjägermeister Dieter Deuschle. "Jagd ist Nutzung, Verantwortung und Kulturgut", betonte Deuschle. Der neue Gesetzesentwurf, so der Jägermeister, "ist Philosophie und bringt Bürokratie". Im Gegenteil müsse aber gelten "soviel Jagdverwaltung wie nötig, soviel jägerische Freiheit wie möglich". Kritik übte Deuschle beispielsweise am geplanten Einsatz staatlich bezahlter Wildtierbeauftragter, die eine den Jägern übergeordnete Kontrollfunktion ausüben sollen oder der "willkürlichen Eintragung" von Tieren in so genannte "Schutzschalen". Er kritisierte auch diverse Verbote, wie die Jagd mit Hunden am Naturbau, neuen, verlängerten Schonzeitregelungen oder der Tötung streunender Hunde, die, so will es der Gesetzesentwurf, erst mit schriftlicher Genehmigung der Ortspolizeibehörde gestattet sein soll. "Bis dahin ist der Hund weg", so Deuschle über die Praxis.
Allerdings stellte Deuschle auch Versäumnisse der Jägerschaft in den Raum. "Offenbar haben wir von unseren Kenntnissen nicht genug weitergegeben, unsere Themen nicht genügend deutlich gemacht und so zur Bewirkung von Vorurteilen beigetragen", mahnte der langjährige Landesjägermeister. "Jagd braucht mehr Eigenverantwortung und Deregulierung, sonst vergeht den Jägern der Spaß", sagt Deuschle.
Mit großer Mehrheit wurde einer Erhöhung der Schießstandgebühren um 20 Euro zugestimmt. Die erst im Januar 2013 komplett sanierte Anlage war im Juni vergangenen Jahres durch Starkregen komplett überflutet worden. Passend umrahmt von den Freiburger Jagdhornbläsern fand die Ehrung langjähriger Mitglieder und erfolgreicher Schützen statt.
Bereits im Vorfeld der Versammlung gab es für die vorwiegend in grünen Walk, Leinen- oder Lodenstoffen gekleideten Mitglieder die Möglichkeit, sich bei der Hegeschau die Trophäen des vergangenen Jagdjahres anzusehen sowie auf Ralph Hausers Präparatewagen heimische Wald- und Feldbewohner in ausgestopftem Zustand zu bewundern.