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Bodensee: Fischer für die Aufnahme der Kormorane ins Jagd-Gesetz

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Der gefiederte Feind in den Fischereigründen

Sind Kormorane schutzwürdig? Bodensee-Fischer und Artenschützer streiten sich heftig. Erstere bezeichnen die Tiere als gefräßige, invasive Art. Nun ist die Aufnahme der Fischjäger ins Jagd-Gesetz geplant. 

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Dürfen Kormorane künftig auch in der Bodensee-Region gejagd werden? Eine Reform des Jagdgesetzes heizt Kormoranstreit neu anbr /

Dürfen Kormorane künftig auch in der Bodensee-Region gejagd werden? Eine Reform des Jagdgesetzes heizt Kormoranstreit neu an 

An manchen Orten am Bodensee sind die großen schwarzen Vögel wieder ein vertrauter Anblick – dank der Schutzprogramme der vergangenen Jahrzehnte. Denn noch in den 1980er-Jahren galten Kormorane als ausgestorben. Seit 2008 liegt die Zahl der Brutpaare laut Kormoranbericht der Fischereiforschungsstelle in Langenargen aber wieder zwischen 342 und 408 Paaren.

Nun ist die Aufnahme der gefräßigen Fischjäger ins neue Jagd- und Wildtiermanagement-Gesetz geplant. Den Kampf um die Jagdgründe zwischen Fischern und Vögeln wird das neue Gesetz nicht beenden.

Zwar werden die Großvögel mit dem metallisch-schwarzen Gefieder in der Novelle als schutzwürdig eingestuft. Doch Ornithologen befürchten, dass sie mittelfristig zum Abschuss freigegeben werden könnten.

Denn Berufsfischer machen den Wasservogel, der täglich bis zu 500 Gramm Fisch verschlingt, seit Jahren für sinkende Fangerträge verantwortlich. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg ist alarmiert. "Bislang sind Kormorane ausschließlich dem Naturschutzrecht unterstellt", sagt Landeschef Andre Baumann. "Wenn sie erst einmal ins Jagdgesetz aufgenommen wurden, so können sie eines Tages auch in eine weniger geschützte Kategorie umsortiert werden."

Ausnahmen erlauben Abschuss

Doch auch der Landesfischereiverband in Stuttgart übt Kritik. "Wenn die Kormorane jetzt unter die geschützten Arten im Jagdrecht fallen, darf man dann gar keine mehr schießen?", fragt Geschäftsstellenleiter Reinhard Sosat. Ausnahmen vom Naturschutzgesetz erlaubten bisher den Abschuss außerhalb ihrer Schutzgebiete. In ganz Baden-Württemberg wurden nach Angaben der Fischereiforschungsstelle bisher jährlich rund 1600 Kormorane erlegt.

"Der Kormoran ist eine invasive Art, die Schäden verursacht, weil die heimische Fauna auf ihre Jagdmethoden nicht eingestellt ist", sagt Sosat. "400 Brutpaare am Bodensee sind 800 Vögel mit 800 Jungen, die am Tag jeder ein halbes Kilo Fisch verspeisen." Hinzu kämen übersommernde und überwinternde Vögel.

"Auch wenn wir nur von 1000 Vögeln ausgehen, so fressen Kormorane am See 500 Kilogramm Fisch pro Tag." Daneben klagten die Fischer vor allem am Untersee zwischen Radolfzell und Konstanz über zerrissene Netze. Denn die im Volksmund als Seeraben bezeichneten Wasservögel gehen bevorzugt dort auf die Jagd, wo die Fische in der Falle sitzen.

Es wird wild rumgeballert

"Das ist am Untersee ein Problem", räumt der Leiter des Naturschutzzentrums Wollmatinger Ried, Eberhard Klein, ein. "Daher gibt es dort ja auch seit vielen Jahren die Erlaubnis zum Abschuss. Aber es wird wild rumgeballert, ohne dass es den Fischern nützt, weil neue Kormorane aus anderen Gegenden nachziehen." Da er sich den Bodensee als Brutgebiet ausgesucht habe, gelte er als heimische Art, betont Klein.

Prinzipiell seien die Vögel mit einer Flügelspannweite bis 1,60 Metern keine Plage für Fischer, so Klein: "Der Kormoran holt sich Weißfische, die die Fischer überhaupt nicht interessieren. Er fliegt über das Wasser, lässt sich fallen und taucht den Fischen hinterher. Dabei erwischt er vor allem Arten, die oberflächennah leben. Die für die Fischerei bedeutenden Arten Felchen und Kretzer halten sich dort nicht auf."

Die Fischer sehen das anders. "Der Kormoran ist ein absoluter Opportunist, was die Nahrungsaufnahme angeht", sagt Sosat. "Er nimmt, was er kriegen kann. Aale etwa sind sehr beliebt bei ihm, sie sind schlank und passen gut in den Hals. Aber Kormorane fressen auch Groppen oder Äschen, die vom Aussterben bedroht sind."

Biologe Klein verteidigt die Wasservögel: "Äschen sind nicht wegen des Kormorans gefährdet, sondern wegen der Klimaerwärmung. Doch die geplante Einstufung im neuen Jagdgesetz bedeutet nicht automatisch, dass er gar nicht mehr geschossen werden darf. Von sensiblen Orten wie etwa den Laichgründen der Äschen darf der Kormoran auch weiterhin verscheucht werden."

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article126670441/Der-gefiederte-Feind-in-den-Fischereigruenden.html

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