Über 100 Hauskatzen sollen binnen weniger Wochen im Tecklenburger Land verschwunden sein.
Westerkappeln: Tierschützer aus der Region sind besorgt über das Verschwinden von Katzen im gesamten Tecklenburger Land. Auch in Westerkappeln werden welche vermisst; von fünf Katern fehlt angeblich jede Spur.
„Jetzt vermissen Katzenbesitzer in der Region schon über 100 Tiere“, berichtet Irene Middendorf, Vorsitzende des Ibbenbürener Vereins „Helfer für Tiere in Not“. Der Zeitraum dieser gehäuften Vermisstenmeldungen reiche von Dezember bis Januar.
Am vorvergangenen Wochenende startete der Verein sogar eine Suchaktion in Ibbenbüren. Etwa 20 Personen waren dem öffentlichen Aufruf gefolgt. Gleich zu Beginn der Aktion in Langewiese entspann sich eine Diskussion über mögliche Gründe, weshalb so viele Katzen nach ihrem Freigang nicht mehr nach Hause kommen. Das ist nach Informationen von Middendorf besonders in Püsselbüren, Laggenbeck, Hörstel, Recke, Mettingen und Westerkappeln der Fall.
Bewohner in Siedlungen wollen Schüsse gehört haben und machen pauschal die Jägerschaft dafür verantwortlich.
Das möchte Jörg Rodermund, Teilnehmer des Treffens und selbst Jäger, so nicht stehen lassen: „Am Riesenbecker Postweg gibt es Einschusslöcher an Verkehrszeichen, das macht kein Jäger“, hält er dagegen. Er sieht Uhus als Verursacher des Katzenschwunds.
„Wir haben im gesamten Kreis Steinfurt maximal 30 Brutpaare, die jagen keine Katzen im dichten Siedlungsgebiet“, erläutert dazu Hildegard Röckener von der Unteren Landschaftsbehörde.
Der Ornithologe Robert Tüllinghoff, stellvertretender fachlicher Leiter der Biologischen Station des Kreises Steinfurt, hebt hervor, dass sich Uhus überwiegend in Wäldern und Steinbrüchen ansiedeln. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass erwachsene Katzen zu ihrem Beutespektrum gehörten.
Wonach sie auf ihrem Gang im Waldgebiet rund um die Südfeldmark und den Langewieser Esch genau suchten, erläutert Irene Middendorf: illegale Fallen, Patronen, tote Katzen.
Kurz vor dem Verlassen eines Waldstücks und dem Betreten eines weiteren ist es zu einem Konflikt gekommen. Ein Vertreter des Eigentümers wies eine Teilnehmerin des Rundgangs auf das Betretungsverbot einer kleinen Parzelle dieses Waldstücks hin. Dies sei zum Schutz der Schonung. Der freie Weg in den Wald sei den Teilnehmern dadurch indes nicht verwehrt worden.
Dass Waldbesitzer berechtigt sind, unter bestimmten Umständen Besuchern den Zugang zu ihren Grundstücken zu untersagen, ergebe sich aus Bestimmungen des Landesforstgesetzes, bestätigt Dr. Georg Berkemeier, verantwortlich für den Forstbetriebsbezirk Ibbenbüren-Tecklenburg, auf Anfrage. Die Aktion hätte grundsätzlich bei der Forstbehörde angemeldet werden müssen.
Die Polizei hatte bei einem persönlichen Gespräch keine Einwände, versichert Irene Middendorf. Nach Aussage des Pressesprechers der Kreispolizeibehörde, Reiner Schöttler, traten die Beamten als Vermittler zwischen den Parteien auf.
Im Landesjagdgesetz (Paragraf 25, Absatz 4) ist festgeschrieben, dass wildernde Hunde und Katzen geschossen werden dürfen. Es wäre möglich, dass hin und wieder ein Jäger von diesem Recht Gebrauch mache, räumt Jörg Rodermund ein. Die jetzt ins Spiel gebrachte Zahl könne jedoch keinesfalls Jägern zugeschrieben werden.
„Vorwürfe sind nicht hilfreich, wir müssen herausfinden, was passiert“, findet auch Eva-Maria Feldmann. Bisher gibt es darüber nur Vermutungen. „Wenn es keine Jäger sind, dann ist es wirklich gefährlich“, sorgt sich eine Teilnehmerin der Suchaktion.
Nach Angaben von Irene Middendorf ist von den über 100 verschwundenen Katzen bis heute noch keine wieder aufgetaucht. Weitere Suchaktionen sind geplant.
Auffällig sei auch das Auftauchen von vermeintlichen „Fuchsschwanz-Accessoires“ bei einer Internet-Verkaufsplattform.
Middendorf sagt, dies seien auf keinen Fall die Schwänze von Füchsen. Damit verweist sie auf Tierfänger als mögliche Täter und der Verkauf der dichten Winterfelle der Katzen als Motiv zu den Taten.
Kontakt: Telefon 05451/5499921; E-Mail: helferfuertiereinnot@googlemail.com.