Erfurt. Ein Abteilungsleiter im Thüringer Umweltministerium brüstet sich mit totem Großwild. Seine Fotos verschickte er anschließend an seine Arbeitskollegen.
Udo W., ein ranghoher Beamter aus dem Umweltministerium, posiert im Hintergrund vor einem erlegten Elefanten. Im Vordergrund ist ein Gewehr zu erkennen.
Zum Nikolaustag im vergangenen Jahr machte sich Udo W. aus Thüringen selbst ein ganz besonderes Geschenk. Es war etwa drei Tonnen schwer, maß von der Rüssel- bis zur Schwanzspitze 7,24 Meter und besaß eine Schulterhöhe von drei Metern. Es war ein afrikanischer Elefant, erlegt in Botswana vom Zentralabteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz - das unter anderem für den Artenschutz im Land zuständig ist. Die Beschreibung seiner Jagdtrophäe einschließlich mehrerer Fotos, auf denen er neben dem toten Tier posiert, verschickte der Beamte im internen Netz an Kollegen. Die E-Mail wurde offenbar von einem der Empfänger an die grüne Landtagsfraktion lanciert.
- Udo W., einer der höchsten Umweltbeamten Thüringens, hatte nach einer Großwildjagd in Afrika Fotos mit einem erlegten Elefanten an seine Kollegen verschickt.
Udo W., der seit 2010 im Ministerium arbeitet, gehört zu den höchsten Umweltbeamten Thüringens. Er ist für die Verwaltung des Ministeriums und grundsätzliche strategische Fragen zuständig. Ein Sprecher von Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, dass es nicht von Interesse sei, was Beamte in ihrer Freizeit täten - so lange sie sich an Recht und Gesetz hielten.
Botswana schränkt Jagdlizenzen ein
Der Beamte selbst bestritt auf Anfrage die Elefantenjagd nicht, wollte sich aber gegenüber unserer Zeitung nicht weiter äußern. Anfang Dezember, als Udo W. in Botswana jagte, fand dort gerade ein Gipfeltreffen gegen Elfenbeinhandel statt. Es wurden mehr als ein Dutzend Sofortmaßnahmen beschlossen, um den bedrohten afrikanischen Elefanten zu schützen. Deutschland finanzierte die Konferenz mit. Der damals noch geschäftsführende Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sprach sich für ein entschlossenes Vorgehen aus. Die Regierung von Botswana kündigte daraufhin an, ab 2014 keine touristischen Jagdlizenzen für Großwild zu vergeben. Das Jagen als reiner Urlaubssport sei nun nicht mehr gestattet - auch nicht in den extra ausgewiesenen Jagdgebieten des Landes.
Reiseanbieter werben mit Jagdreisen nach Botswana
Trotzdem treten immer noch mehrere Reiseanbieter mit Werbung für Jagdsafaris in Botswana im Netz auf. Unternehmen wie Westfalia Jagdreisen und SB Jagdreisen beschreiben die Elefantenjagd als "unglaubliches Erlebnis, das mit wenigen Worten kaum beschrieben werden kann." Dazu präsentieren sie ebenfalls Fotos von erlegtem Großwild mit posierenden Jägern. Der Handlungsbedarf ist offenkundig: Laut der Tierschutzorganisation WWF werden in Afrika pro Jahr mehr als 30.000 Elefanten durch Jäger getötet. Seit 1980 hat sich ihre Zahl auf eine halbe Million summiert. Im Jahr 2012 hatte der spanische König Juan Carlos einen Skandal ausgelöst, als bekannt wurde, dass er in Botswana Elefanten jagte. Die Kritik fiel besonders heftig aus, da der Monarch als Ehrenpräsident des WWF amtierte. Udo W. sei zwar nur ein Verwaltungsbeamter, sagte Grünen-Fraktionschefin Anja Siegesmund unserer Zeitung - aber er arbeite nun mal an führender Stelle im Umweltministerium. Abgesehen davon, dass es "abscheulich" sei, bedrohte Tiere zu jagen, finde sie es "geradezu grotesk", dass sich ein Umweltbeamter einfach so über das Washingtoner Artenschutzabkommen hinwegsetze. Siegesmund forderte Umweltminister Reinholz auf, "zu überprüfen, ob der Abteilungsleiter in dieser Position zu tragen" sei. In der Mail an die Mitarbeiter hatte Udo W. übrigens mitgeteilt, dass sich die Strapazen der Buschjagd bei 37 Grad Celsius und hoher Luftfeuchte für seinen ersten Elefanten gelohnt hätten. In seinem Büro soll ein Bild hängen, das ihn auch mit einem erlegten Löwen zeigt.
Thüringer Mitarbeiter des Umweltministerium auf Großwildjagd sorgt für Kontroversen