«Wuschel» wird nie mehr auf dem Sofa schlafen: Ein Jäger hielt die Katze für einen Fuchs und erschoss sie,
während sie sich nur wenige Meter vom Haus entfernt beim Zaunpfosten sonnte.
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Ein einheimischer Jäger erschiesst in Schupfart im Fricktal die geliebte Katze der Familie Schlienger – er hielt das Haustier für einen gesuchten Fuchs. Jetzt zeigt die Familie den Schützen an und hofft, dass ihm das Jagdpatent entzogen wird.
Seit einer Woche bleibt das Tuch auf dem Sofa leer. «Wuschel», die 13-jährige rote Katze von Rudolf und Astrid Schlienger, wird es sich nie mehr auf ihrem Lieblingsplatz im Wohnzimmer bequem machen. Sie ist tot – erschossen von einem einheimischen Jäger, im Garten des Einfamilienhauses der Familie am Fingärtweg in Schupfart. Astrid Schlienger steht der Schock auch eine Woche später noch ins Gesicht geschrieben. «Ich kann es einfach nicht fassen», sagt sie und schüttelt den Kopf.
Wohl mit einem Fuchs verwechselt
Rückblende: Mittwoch vor einer Woche, kurz nach 13.30 Uhr. Die Sonne scheint über Schupfart, es ist ein milder Herbsttag. Astrid und Rudolf Schlienger sind auf dem Sprung. Sie will noch kurz ein Telefon machen, er vor dem Haus auf sie warten. Als er die Tür öffnet, hören beide einen lauten Knall. Sie nimmt das Telefon, er geht raus und schaut nach, was passiert ist. «An einen Schuss haben wir nicht eine Sekunde gedacht», sagt er. Da kommt ihm ein Jäger aus dem Dorf entgegen. «Hau mir eine links und rechts» habe dieser zu ihm gesagt, erzählt Schlienger. «Da wusste ich: Er hat die Katze erschossen.»
«Wuschel» hatte wenige Meter vom Haus entfernt eingerollt in der Sonne geschlafen. Der Jäger – auf der Suche nach einem Fuchs, der laut Angaben von Anwohnern seit einigen Wochen im Quartier unterwegs ist – erschoss die Katze, «vermutlich aus mehreren Metern Entfernung», wie Rudolf Schlienger sagt. Schliengers rufen daraufhin die Polizei. Die Aargauer Kantonspolizei bestätigt den Vorfall auf Anfrage der az. «Das Ermittlungsverfahren läuft», sagt Pressesprecherin Barbara Breitschmid.
Weitere Angaben kann sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Nur: «Der betroffene Jäger muss mit einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft rechnen», so Breitschmid. Auch andere Konsequenzen hat der Jäger wohl zu befürchten: Ein – zumindest temporärer – Entzug des Jagdpatents sei denkbar, sagt Max Zumstein, Präsident der Jagdgesellschaft Schupfart. Allerdings kenne er keinen vergleichbaren Fall und könne darum nicht sagen, wie das Strafmass aussehen könnte. «Klar ist: Das geht nicht und dafür habe ich kein Verständnis», so Zumstein.
Der betroffene Jäger war gestern von der az nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Bei der Familie hat er sich schriftlich entschuldigt. Auf eine Entschuldigung sind Schliengers allerdings nicht aus. Sie wollen mit dem Jäger nichts mehr zu tun haben – und sie wollen, dass es nie mehr zu einem ähnlichen Vorfall kommt:
«Wir hoffen, dass ihm das Jagdpatent entzogen wird», sagt Astrid Schlienger.
Aus dem Witz wird Ernst
Der Familie bleiben die Erinnerungen an eine Katze, die fast alles mit sich machen liess. An ein «Läutschi» aber auch. Eine Katze, die immer mal wieder für ein paar Tage verschwand, irgendwo auf einem Feld mauste und erst heimkehrte, wenn es zu regnen begann. Als in der Nachbarschaft ein Zweifamilienhaus gebaut wurde, schaute «Wuschel» von einem Dreckhaufen aus dem Bagger zu oder streunte in den Gräben für die Kanalisation herum. «Sie war so neugierig. Wir machten sogar Witze, dass sie die Baustelle nicht überleben würde», sagt Astrid Schlienger mit einem wehmütigen Lächeln, um dann anzufügen: «Die Baustelle hat sie überlebt, aber den eigenen Garten nicht.» Ähnlicher Fall: Anfang Jahr wurde Mingo erschossen, weil die Katze mit einem Fuchs verwechselt wurde.