V. S. soll auf dem Feld die vier Wildschweine totgefahren haben.
BÖTTSTEIN - AG - Die Frischlinge waren erst einen Monat alt, als der Wildsau-Killer sie vergangene Woche in Böttstein übers Feld jagte. Mit seinem Geländewagen überfuhr er sowohl die Jungtiere als auch ihre Mutter. Ein Psychiater ordnet die Hetzjagd für Blick.ch ein.
Er hat seine Opfer gezielt ausgewählt. Ein Massaker angerichet. Auf einem Feld in Böttstein AG hat der Wildsau-Killer eine Bache und drei Frischlinge mit seinem Geländewagen gejagt und totgefahren. Die Staatsanwaltschaft hat einen 55-jährigen Dorfbewohner im Visier. V. S. soll für die grausige Tat verantwortlich sein (Blick.ch berichtet).
Was treibt einen Menschen zu einer solchen Handlung? Professor Michael Soyka, Direktor der Psychiatrischen Klinik in Meiringen BE, ordnet die Tat für Blick.ch ein.
Herr Soyka, was sind das für Menschen, die grundlos ein Tier misshandeln oder töten?
Tierquäler haben oft eine dissoziale Persönlichkeitsstörung. Sie sind entweder aggressiv oder sadistisch. Solche Menschen halten sich auch in anderen Bereichen des Lebens oft nicht an Regeln und Normen, handeln aus Langeweile, möchten sich abreagieren. Treten auch dort aggressiv auf.
WERBUNGWas löst die Handlung aus?
Tierquäler agieren aus Frust. Sie haben sich über etwas anderes geärgert und suchen sich ein Opfer. Ein schwächeres Opfer.
Im konkreten Fall wurden die Tiere mit dem Auto gejagt und überfahren. Was sagt das über den Täter aus?
Dass jemand mit dem Auto nach Tieren jagt, das habe ich so noch nie gehört. Hier zeigt sich ganz klar der Spass am Jagen und am Töten. Das Jagen verschaffte ihm den Kick – dass er die Tiere dann erwischte, brachte ihm ein Triumph-Gefühl und einen Lustgewinn.
Neben dem Muttertier hat er auch drei Jungtiere überfahren. Was bedeutet das?
Das Kindchenschema ist beim Tier sehr ausgeprägt. Die Hemmschwelle, ein junges Tier zu töten, ist noch höher.
Unterscheidet man zwischen verschiedenen Typen von Tierquälern?
Es gibt keine klinische Typologie dazu. Natürlich können wir sagen, je näher am Opfer oder am Objekt dran, je grausamer das Vorgehen, desto schwerwiegender ist die Störung. Diese Menschen leiden unter einer schweren Frustration. Verspüren Lust am Quälen. Das macht sie umso gefährlicher. Eigene Traumatisierungen können eine Rolle spielen.
Der Wildsau-Jäger ist bereits 55. Was unterscheidet ihn von jugendlichen Tierquälern?
Bei beiden ist es ein Indikator für ein mögliches gewalttätiges Handeln gegenüber Menschen. Im Jugendalter passiert manches aber noch aus Unachtsamkeit oder Unüberlegtheit, aus Neugierde oder manchmal aus Gruppendruck. Der Mensch lernt dazu und reift. Es ist etwas anderes, wenn ein Erwachsener diese Störung hat.
Ist die Tierquälerei ein Warnzeichen oder Vorbote für andere Delikte?
Diesen Leuten fehlt das Mitleid für andere Kreaturen. Sie empfinden keine Empathie, sind gefühlsarm. Dieser Mangel macht sie zum Risikofaktor. Es muss nicht so sein, aber sie könnten auch durch Gewalt gegen Sachen oder Menschen auffallen.