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Neu-Ulm: Unfallflucht? - Justiz jagt Jäger

Ein Jäger aus Neu-Ulm soll betrunken einen Autounfall verursacht haben. Der streitet die Tat ab - doch es gibt Aussagen, die gravierende Folgen für ihn haben könnten.

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Hat der Jäger den Autounfall verursacht?
 

Ein auf den ersten Blick harmloser Verkehrsunfall entwickelt derzeit vor dem Amtsgericht eine eindrucksvolle Eigendynamik. Zwei Richter und die Staatsanwaltschaft sind mittlerweile in zwei Prozessen damit beschäftigt, aufzuklären, was genau am Ostermontag dieses Jahres in Pfuhl passiert ist. Im Visier der Justiz: ein schweigender Hobbyjäger und ein mutmaßlicher Lügner.

So soll der 47-jährige Jäger an besagtem Montag mit mehr als einem Promille Alkohol im Blut einen Unfall mit seinem Unimog verursacht haben und danach einfach weitergefahren sein. Verletzt wurde niemand, dafür aber die Stoßstange eines Autos beschädigt. So weit, so schlecht, könnte man meinen. Doch der wirkliche Ärger begann erst danach.

Denn der 47-Jährige will von dem Unfall nichts mitbekommen haben. Das sagte er zumindest damals der Polizei, die ihn rund eine Stunde nach dem Vorfall verhörte und dabei mehrere leere Bierflaschen auf dem Beifahrersitz seines Unimogs fand und zudem noch eine geladene Jagdwaffe aus seinem Geländewagen beschlagnahmte. "Er hat uns gesagt, dass er keinen Unfall gebaut habe.

Dass er aber zu besagter Zeit mit dem Unimog gefahren ist, stand nie zur Debatte", erinnerte sich einer der ermittelnden Polizeibeamten jüngst vor Gericht. Doch genau das bestreitet der Jäger.

Angeblich fuhr ein Bekannter

Schon am Tag nach dem Unfall kam der Neu-Ulmer gemeinsam mit einem Bekannten zur Polizeiwache. Nun sagte er: Er selbst sei ja gar nicht gefahren, sondern der Bekannte, der diese Version der Geschichte sogleich bestätigte. Beide widersprachen damit der Aussage des geschädigten Autofahrers, der den 47-Jährigen laut Polizei eindeutig als Fahrer identifiziert hatte. Der Jagdinstinkt der Justiz war damit geweckt.

Während sich der "Bekannte" in einem eigenen Verfahrenen bei Richterin Gabriele Buck wegen versuchter Strafvereitelung verantworten muss (der Prozess wurde vorläufig ausgesetzt), musste der 47-jährige Jäger nun bei Amtsgerichtsdirektor Thomas Mayer antreten. Sieben Zeugen wurden geladen, um Licht ins österliche Dunkel zu bringen.

Vor allem galt es zu klären: Wer saß am Steuer des Unimogs? Und war der Neu-Ulmer zum Unfallzeitpunkt tatsächlich betrunken? Beides könnte für den Jäger unangenehme Folgen haben, droht ihm bei einer Verurteilung doch der Verlust seines Waffenscheins und damit das Ende seiner Karriere auf der Pirsch.

Die Jagd nach der Wahrheit geht weiter

Um es kurz zu machen: Beide Fragen konnten am ersten Verhandlungstag nicht eindeutig beantwortet werden. Wichtige Zeugen erschienen nicht vor Gericht, der Angeklagte schwieg und sein Verteidiger stellte in Zweifel, dass sein Mandant jemals zugegeben habe, den Unimog gefahren zu sein. Zudem ist weiterhin unklar, wann sich der Neu-Ulmer seinen Alkoholpegel angetrunken hat. Denn nach der vermeintlichen Unfallflucht trafen die Polizeibeamten den Mann in einer Dönerbude an, wo er sich schon mindestens zwei Bier genehmigt hatte.

Die Jagd nach der Wahrheit wird also an einem zweiten Verhandlungstermin fortgesetzt. Dann sollen die fehlenden Zeugen aussagen, mögliche Falschaussagen aufgedeckt, ein weiteres Gutachten zum Alkoholgenuss des Mannes vorgelegt werden und ein Mediziner vorsprechen. "Das kann hier noch ausarten und ganz übel ausgehen", warnte Richter Mayer den Angeklagten und seinen Verteidiger, die sich davon allerdings nicht beeindrucken ließen.

http://www.augsburger-allgemeine.de/neu-ulm/Unfallflucht-Justiz-jagt-Jaeger-id35769132.html

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