Konferenz In Wolfsburg Am Wolf scheiden sich die Geister. Während nach einer Umfrage 80 Prozent der Deutschen die Rückkehr der hier einst ausgerotteten Raubtiere begrüßen, sehen Nutztierhalter und Jäger in ihnen eine Gefahr. Im Wolfsburg treffen sich jetzt die Fachleute.

Zu wenig Wölfe: Das Raubtier ist in Deutschland noch immer vom Aussterben bedroht.
Wolfsburg Trotz wachsender Population ist der dauerhafte Bestand von Wölfen in Deutschland nach Ansicht von Fachleuten nicht gesichert. „Der Wolf bleibt vom Aussterben bedroht“, sagte die Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, Elsa Nickel, am Donnerstag bei einer Internationalen Wolfskonferenz in Wolfsburg.
Nachdem sie 150 Jahre lang ausgerottet waren, wanderten erstmals im Jahr 2000 wieder Wölfe nach Deutschland ein. Derzeit sind 29 Wolfsfamilien und einige Paare nachgewiesen. Nickel wertete es als gutes Zeichen, dass die Tiere wieder in der Bundesrepublik heimisch würden: „Vor dem Hintergrund des weltweiten Artensterbens ist das positiv.“
Nachdem die Rückkehr der Wölfe zunächst nur wenig beobachtet worden sei, hätten im Frühjahr zwei sogenannte „Wanderwölfe“ in Norddeutschland für Aufsehen und Schlagzeilen gesorgt. Die aus einem Rudel in der Lüneburger Heide stammenden Tiere seien einigen Siedlungen ungewöhnlich nahe gekommen. „Dies waren aber Ausnahmen“, sagte Nickel. Experten führten das Verhalten darauf zurück, dass die beiden Tiere möglicherweise von Menschen „habituiert“ worden seien. Es gebe keine weiteren Hinweise, „dass Wölfe ihre natürliche Scheu vor Menschen überwinden“.
Gleichwohl seien Wölfe Raubtiere, betonte Nickel: „Ihre Verklärung ist ebenso unangebracht wie eine Verteufelung aus Unkenntnis ihrer Natur.“ Das größte Problem sei, dass die Wölfe auch Nutztiere rissen. Dies bringe fraglos Belastungen für die Tierhalter mit sich. „Wir müssen daran arbeiten, dass Nutztier-Haltung trotz der Wölfe attraktiv bleibt“, sagte Nickel. Die Bundesländer versuchten hier bereits durch Prävention, Schadensersatz und den Einsatz von Wolfsberatern zu intervenieren.
Auch Jäger hießen die Wölfe nicht überall willkommen. Einige „schwarze Schafe“ in der Jägerschaft schössen die Tiere trotz strikten Verbots sogar ab. Gleichzeitig gebe es viele Jäger, die sich auch als Wolfsberater engagierten. Insgesamt wünsche sie sich seitens der Jäger und Tierhalter „einen Wandel von der Konfrontation zur Kooperation“, betonte Nickel.
Nach einer repräsentativen Umfrage des Nabu findet es eine große Mehrheit von 80 Prozent der Bundesbürger erfreulich, dass der Wolf wieder Bestandteil von Natur und Landschaft in Deutschland ist. Etwa jeder Zweite verbinde mit dem Wolf positive Gefühle, hieß es. Nur zwölf Prozent der Menschen hätten negative Empfindungen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung in Deutschland grundsätzlich positiv zur Rückkehr des Wolfes eingestellt ist“, sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Für die Forsa-Umfrage wurden Ende August mehr als 2.000 Bundesbürger über 18 Jahren.
Ilka Reinhardt vom „Lupus“-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung wies bei der Konferenz darauf hin, dass sich die Wölfe überwiegend von Wild ernährten. Das Angebot etwa an Rehen oder Damwild sei viel größer als in den vergangenen Jahrhunderten: „Wölfe finden hier ein Schlaraffenland vor.“ Das „Lupus“-Institut ist seit 2001 vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz federführend mit der wissenschaftlichen Datenerfassung über die Wölfe, dem Monitoring, beauftragt.
„Wir zählen dabei nicht die Wölfe, sondern die Familien und Paare“, erläuterte Reinhardt. Dazu dienten Spuren und der Kot der Tiere ebenso wie Fotofallen, die Ausstattung einzelner Tiere mit Sendern, genetische Analysen oder Hinweise auf der Bevölkerung. Bei der Konferenz „Mensch, Wolf!“ diskutieren rund 400 Wissenschaftler, Politiker und Praktiker noch bis zum Sonnabend, wie das Zusammenleben von Menschen und Wölfen gestaltet werden kann. Veranstalter ist der Naturschutzbund Nabu in Kooperation mit Volkswagen.