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Rehjagd auf dem Friedhof

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Ausnahmeregelung in Bitterfeld


Rotwild lebt seit Jahren auf dem Bitterfelder Friedhof. Nun soll der Stadtjäger gegen die Pflanzenfresser vorgehen.


Stadtjäger Harald Eisenmann hat bereits zwei Tiere auf dem Gelände erlegt. Rotwild knabbert Pflanzen auf den Gräbern ab. Die Stadt schloss im vergangenen Jahr schon das Haupttor, damit keine Wildschweine mehr zu den Gräbern gelangen können.

Auf dem Bitterfelder Friedhof wird geschossen. Der Stadtjäger Harald Eisenmann besitzt eine Ausnahmegenehmigung, damit er auf dem Gelände Rehe erlegen kann. Die derzeit acht bis zehn Wildtiere sind seit zwei Jahren ein Problem auf dem Friedhof, da sie vermehrt Pflanzen von den Gräbern abfressen.

Dagegen geht Eisenmann nun nach Rücksprache mit den Behörden vor: „Wir müssen hier dringend handeln, damit keine weiteren Schäden entstehen und der Rehbestand nicht weiter anwächst“, sagt der 47-jährige Stadtjäger. Die besondere Jagd-Aktion hat deshalb bereits vor einigen Tagen begonnen: Am vergangenen Montag und Samstag erlegte Eisenmann jeweils ein Reh auf dem Friedhof. In den kommenden sechs Wochen sollen weitere Abschüsse gelingen. „Der Rehbestand muss auf dem Friedhof nicht auf Null zurückgehen, aber es soll eine Entlastung spürbar werden.“

Eisenmann ist laut eigenen Angaben im nördlichen Bereich des 13 Hektar großen Friedhofs im Einsatz. Dabei beginnt er erst in den Abendstunden nach 20 Uhr mit der Arbeit. Schießen darf der Jäger nur in eine vorgegebene Richtung. Er nimmt außerdem nur dort die ungebetenen Gäste ins Visier, wo keine Menschen sind. „Der Friedhof ähnelt mittlerweile auch einem abgeriegelten Wildgatter, in dem die Rehe leben“, verdeutlicht Eisenmann die Situation. Hintergrund: Die Stadt Bitterfeld-Wolfen schloss im vergangenen Jahr das Haupttor, damit keine Wildschweine mehr zu den Gräbern gelangen können.


Abgefressene Blumen auf einem Friedhofsgrab

Die Kommune ließ zuletzt eine MZ-Anfrage zu konkreten Aktionen auf dem Friedhof unbeantwortet und sprach lediglich von Vorbereitungen. „Sobald die Details feststehen, werden wir die Öffentlichkeit informieren“, hieß es noch am Dienstag. Dabei hatte zu diesem Zeitpunkt Stadtjäger Eisenmann laut eigenen Angaben bereits zwei Tiere erlegt. Allerdings hielt er nicht hinterm Berg damit, dass zu viele Informationen an die Öffentlichkeit auch kontraproduktiv sein können. Als Beispiel nannte er dabei die Wildschwein-Jagd von Anfang 2014, bei der Hinweisschilder an den betroffenen Gebieten am Stadtrand aufgestellt wurden: „Die Schilder zogen Schaulustige an oder wurden gestohlen.“ Auf dem Bitterfelder Friedhof gibt es nun für die Besucher keine Hinweise auf die Jagd, berichtet Eisenmann.

Laut eigenen Angaben besitzt er dabei als einziger Jäger das Vertrauen der Behörden, mit dem Jagdgewehr auf dem Bitterfelder Friedhof aktiv zu werden. Ein ungewöhnlicher Einsatz für Eisenmann, bei dem er auf einem mobilen Hochstand sitzt: „Die Arbeit ist ein wenig makaber. Der Friedhof ist kein Ort für einen Jäger.“

Seit Wochen seien die Vorbereitungen für den Sondereinsatz zwischen Grabsteinen gelaufen. Zuvor scheiterte bereits ein Versuch, die Tiere ohne Schusswaffe vom Friedhof zu vertreiben: Im Juli haben laut Eisenmann rund 40 Personen von Feuerwehr und Ordnungsamt mit einer sogenannten Treiberkette den Friedhof durchkämmt und die Rehe verscheuchen wollen – auch mit Hilfe von Hunden. Das misslang. „Die Tiere sprangen wild umher und zum Teil auch durch die Kette hindurch.“ Laut Eisenmann können aufgeschreckte Rehe schwere Verletzungen verursachen, wenn sie mit Menschen in Kontakt kommen. Deshalb könne es gefährlich werden, wenn sich beide Parteien nähern. Einmal sei ein aufgescheuchtes Tier sogar auf das Fahrzeug eines Friedhofsmitarbeiters gesprungen, weiß der Jäger.

Eisenmann besitzt zudem für weitere Areale im Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen eine Sondergenehmigung. Sie dient dazu, Wildschweine zu erlegen und damit den Bestand der Tiere zu dezimieren.

http://www.mz-web.de/bitterfeld/ausnahmeregelung-in-bitterfeld-rehjagd-auf-dem-friedhof,20640916,31636338.html

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