Nachfrage nach Fleisch gesunken
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Die Jagd läuft. Unter lautstarkem Protest von Tierschützern sind am Sonntag die Schiffe Hvaldur 8 und Hvaldur 9 aus dem Hafen von Reykjavik ausgelaufen, um Finnwale abzuschießen. Dabei ist abschießen noch immer die richtige Beschreibung: Wie bei Moby Dick werden Harpunen benutzt. Diese werden heute von schwenkbaren Sockeln abgeschossen, haben kanonenähnliche Stoßkraft und explodieren im Körper des Wals, damit sich zahlreiche Widerhaken ins Fleisch bohren können.
Zahlreiche Proteste
Die auch in Bezug auf Fluchtstrategien erstaunlich intelligenten Meeressäuger haben kaum noch eine Chance zu entkommen, wurden sie einmal von so einer Harpune getroffen. „Obwohl die Explosivharpune nur aus einem bestimmten Winkel abgefeuert werden darf, halten sich die Waljäger in der Praxis nicht daran. Oft zielen die Walfänger ungenau und feuern zu früh ab. Die Harpunen treffen deshalb oft nicht die lebenswichtigen Organe und die Tiere sterben einen qualvollen Tod“, sagt die Biologin Sandra Altherr von Pro Wildlife.
Am Dienstag hatten Walschützer auf der Homepage Avaaz.org bereits knapp 800000 Unterschriften gegen die isländische Waljagd zusammenbekommen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung der Nordatlantiknation, die bei rund 330000 Einwohnern liegt, ist das viel. (Weiterlesen: Japaner wollen weiter Delfine fangen)
Tourismusbranche fürchtet Schaden
Auch die blühende einheimische Tourismusbranche, die inzwischen für einen großen Teil der Wirtschaftsleistung des Landes steht, hat Bedenken. Zwar bieten Restaurants Touristen gern Walfleisch an. Der Walfang rechne sich dennoch wirtschaftlich kaum und sei schädlich für den Ruf Islands, heißt es von dort. Vor allem Walbesichtigungstouren auf Schiffen, bei denen sich Touristen die Tiere im Meer angucken können, erfreuen sich großer Beliebtheit. Immer wieder kam es in der Vergangenheit dabei zu unliebsamen Szenen, bei denen Touristen unfreiwillig Zeugen einer blutigen Waljagd wurden.
Nachfrage sinkt
Insgesamt liegt die vom isländischen Fischereiministerium zugelassene Abschussquote für Finnwale bei 154 Stück. Bereits zuvor war die Jagdsaison für maximal 229 Zwergwale ins Laufen gekommen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 137 Finnwale und 24 Zwergwale getötet.
Dass die Quoten nicht ausgenutzt wurden, hat auch mit der geringen Nachfrage nach dem nicht besonders gut schmeckenden und teils von Schwermetallen belastetem Walfleisch zu tun. Weil es kaum noch einen Markt gibt, wurde isländisches Walfleisch bis 2013 sogar in Japan zu Hundefutter verarbeitet. Erst internationaler Protest brachte den dortigen Hersteller zum Einlenken. In den Jahren 2011 und 2012 wurde die Finnwaljagd abgesagt, weil bereits zu viel unverkauftes Fleisch in Kühlhäusern eingelagert war. (Weiterlesen: Grauwal stellt Weltrekord auf)
Island versteht die Aufregung nicht
Obwohl Isländer selbst laut Umfragen kaum noch Walfleisch essen, sind sie dennoch mehrheitlich für eine Fortsetzung der Jagd. Das Land legt großen Wert auf Selbstbestimmung und Tradition, unabhängig vom geringen wirtschaftlichen Nutzen. „Zudem sind die Finnwalbestände in isländischen Gewässern, im Gegensatz zu denen in der Antarktis, überhaupt nicht bedroht“, sagt Asta Einarsdottir vom Fischereiministerium. „Unserem Bestand geht es ausgezeichnet. Wir kontrollieren ihn und die Quoten mit wissenschaftlicher und ökologisch bewusster Sorgfalt. Wenn es eine Gefährdung gäbe, würden wir die begrenzte Jagd nicht zulassen. Deshalb verstehen wir den unsachlichen internationalen Aufstand nicht“, sagt Einarsdottir.
Island und Norwegen sind die einzigen Länder, die den kommerziellen Walfang verteidigen und Vorbehalte gegen ein internationales Moratorium von 1986 haben. Japan führt den Walfang unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Zwecke durch. Grönland erlaubt der Urbevölkerung die Erlegung von Walen für den Eigenbedarf
http://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/590953/island-macht-weiter-jagd-auf-finnwale