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Channel: Der Anti-Jagdblog - News über Jagd & Wildtiere
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Kein Herz für Kriminelle im Lodenrock

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Der Jagdtrieb steigert sich zur Gier. Der heutige Wilderer fährt einen Geländewagen und hat ein Hochpräzisionsgewehr. Die Luchse rettet nur die Hilfe der Nationalparkregion.

Kein Herz für Kriminelle im Lodenrock
Stofftier-Luchs: Die Region muss aufstehen und die Wildtiere verteidigen.

Man muss es einen dunklen Fleck im Gemütsleben des Habsburgers nennen: Bereits im zarten Knabenalter von neun Jahren erlegte Thronfolger Franz Ferdinand sein erstes Wild, im Laufe seines Lebens sollten 274.889 Tiere folgen, die der Meisterschütze mit seinem Stutzen in die ewigen Jagdgründe beförderte. Das ist eine raue Menge, mit Pirschgängen nicht aufzustöbern.

Am Pranger als Tierschlächter steht der Erzherzog auch posthum noch nicht bei der Jägerschaft. Wie es scheint, haben die heutigen Waidmänner noch immer Nachholbedarf, feudales Denken abzulegen: In Niederösterreich sind noch immer Gatterjagden nicht verboten. Der Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VgT), Martin Balluch, hat den nö. Landesjägermeister und Ex-Finanzminister Josef Pröll, dessen Vorgänger und Ex-Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad und den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly wegen Tierquälerei angezeigt. Die einflussreichen Herren hätten am 23. November 2013 in Kaumberg im Bezirk Lilienfeld in einem Gehege 93 Wildschweine geschossen und 60 weitere Schwarzkittel "angeschweißt", die dann qualvoll verendet seien. Das Borstenvieh hat in dem umzäunten Gelände keine Fluchtmöglichkeit. Pröll hat wie die anderen Angezeigten die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Ein benachbarter Revierjäger hatte gegen den Landesjägermeister beim Landesjagdverband ergebnislos Disziplinaranzeige erstattet, das Justizministerium würde über einen Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft entscheiden, hieß es zuletzt.

   

Pröll und Konrad sind mächtige Männer und hätten jedenfalls in ihrer Funktion einwirken können, diese Gatterjagden endlich verbieten zu lassen, die an dem feudalen Gepräge von anno dazumal festhalten.

Vielmehr scheint es so, als ob sich in der Jägerschaft eine Gesinnung immer mehr breitmacht, die der Imagewerbung der Naturhüter und Heger zuwiderläuft. Das lässt sich auch bei den Luchsen festmachen, wo nun eines der Tiere für eine Trophäe in der Tiefkühltruhe eines Präparators zwischengelagert wurde. Der Bezirksjägermeister des Bezirkes Rohrbach, Hieronymus Spannocchi, sprach sich offen dafür aus, dass die Behörde die Raubkatzen mit den Pinselohren wieder auf den Abschussplan setzen möge, dann würden sich die Jäger "auch stärker für die Population verantwortlich fühlen". Ein Hohn: Wissenschaftliche Schätzungen gehen in der Mühlviertler Region von fünf Tieren aus.

Umdenken in der Jägerschaft

Beim Luchsprojekt im Nationalpark Kalkalpen ruderte angesichts des illegalen Abschusses wenigstens der Landesjägermeister Sepp Brandmayr zurück: Jetzt sind auch die Grünröcke wieder für eine Auswilderung eines Luchsmännchens aus der Schweiz, nachdem Kuder "Jago" und wahrscheinlich auch dessen Vater "Juro" gewildert wurden. Bloß wird die Nachbesetzung immer schwieriger. "Schön langsam werden sich unsere Schweizer Projektpartner weigern, uns noch Luchse zu liefern, nur damit man sie hier illegal für Trophäen abknallt", sagt Franz Sieghartsleitner vom Nationalpark Kalkalpen.

Das Mindeste ist nun, dass der oö. Landesjagdverband hart durchgreift. Wenn sich der Verdacht der Wilderei gegen Harald W. (64), Geschäftsmann aus Linz und Jagdpächter des Forstreviers Weyer der Erzdiözese Salzburg, zu einem Schuldspruch erhärtet, dass er oder jemand aus seinem illustren Umfeld den Luchs geschossen hat, muss es mit der Geselligkeit beim Schüsseltrieb vorbei sein – es gilt die Unschuldsvermutung. Der Grundherr, in diesem Fall die Erzdiözese Salzburg, darf keine Toleranz gegenüber Wilderei im Lodenmantel zeigen. Wildernde Jäger müssen aus der Gegend verjagt werden, der Gesetzgeber wird über Gefängnisstrafen nachdenken müssen. Und die Nationalparkregion, die eben erst einen Freunde-Verein gegründet hat, muss noch mehr Stimmung machen für die Rückkehr der Wildnis auf vier Pfoten. Kriminelle Luchsmörder mit Jagdgewehr und Geländewagen wird man im Tal nicht mehr freundlich grüßen.

http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/Kein-Herz-fuer-Kriminelle-im-Lodenrock;art68,1748728

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