Jagdpächter Bernd Kugler entsetzt über sinnlose Zerstörungswut

Bernd Kugler steht an seinem zerstörten Hochsitz.
Seit 30 Jahren ist Bernd Kugler Jagdpächter, aber so eine sinnlose Zerstörungswut habe er nie zuvor erlebt. Unbekannte sind mutwillig mit einem Auto zwischen Wittenberg und Wentdorf gegen seinen Hochsitz mit Kanzel gefahren.
Nicht einmal oder zweimal, sondern wahrscheinlich noch häufiger. Er kann es nicht genau sagen und auch die Polizei nicht. Die Reifenspuren haben sich in den nassen Grasboden eingegraben. Knapp 20 Meter haben die Vandalen den kleinen VW beschleunigt, bis er gegen Baumstämme und Leisten stieß. Der Hochsitz kippte um, ist schwer beschädigt. Im Gras liegen Glassplitter und abgebrochene Teile von verschiedenen Autolampen.
Noch während er gestern Vormittag der Polizei den Tatort zeigt, entdeckt Kugler ganz in der Nähe ein abgestelltes Auto mitten auf einem Waldweg. Gemeinsam mit den Beamten fährt er hin und sofort ist klar: Dies muss das Tatauto sein. Holzsplitter im Frontbereich und die kaputten Lampen lassen keinen anderen Verdacht zu.
Offenbar hat der Motor gestreikt, die Täter gezwungen, zu Fuß weiter zu laufen. Die Batterie macht einen neuen Eindruck, ein Reifen ist kaputt, die Frontscheibe ebenfalls. Alle anderen Scheiben haben die Täter mutwillig zerschlagen. Kennzeichen fehlen, aber eine Fahrzeugnummer entdecken die Beamten.
Laut Polizei ist der Wagen seit Februar 2014 abgemeldet, der letzte bekannte Halter wohnt im Raum Stendal. Erreicht habe die Polizei ihn gestern zunächst nicht.
Täter hatten Autoschlüssel
Bernd Kugler ist wütend. Schon am Freitag hatte es einen Vorfall gegeben. Ein kleinerer Hochsitz ganz in der Nähe wurde von Unbekannten mit einem Auto umgekippt. Dennoch glaubt Kugler nicht, dass die Täter etwas gegen ihn persönlich oder gegen Jäger haben. „Offenbar haben sie die Kräfte des Autos ausprobieren wollen“, meint er.
Ob sie den Wagen gestohlen haben, ist Spekulation. Zumindest hatten sie einen Schlüssel. Kugler stellt gar eine Verbindung zu einem anderen Auto her. Dieses stehe seit mehreren Tagen am Imbiss direkt an der Wittenberger WEZ-Kreuzung B 189/B 195. Auf mehreren Waldwegen habe Kugler Stellen entdeckt, wo Autoräder radiert haben. Vielleicht mache sich jemand einen Spaß daraus, durch den Forst zu rasen, mutmaßt er.
Den finanziellen Schaden beziffert Kugler auf rund 1000 Euro, nicht mitgerechnet die vielen Arbeitsstunden, bis die beiden Sitze repariert und wieder aufgestellt sind.
Zugleich hofft der Jäger und Förster, dass Spaziergänger etwas bemerkt haben. Die waldreiche Gegend zwischen Lindenberg und der Kläranlage bei Bentwisch sei beliebt, „vielleicht erkennt jemand das Auto wieder oder kann sich an Lärm erinnern“, so Kugler. Die Tat muss sich zwischen Freitagabend und dem frühen Sonntagmorgen ereignet haben, vielleicht sogar bei Tageslicht.
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