Der Habicht, Vogel des Jahres 2015, ist nach den Adlern unser größter heimischer Greifvogel - aber für so manchen ist er ein Problem. Denn zu seiner Beute zählen Tiere, die auch Menschen gerne jagen: Hase und Fasan.
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Seit Anfang der 1970er Jahre ist die Jagd auf den heute streng geschützten Greifvogel verboten - und doch gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Habichte immer noch heimlich getötet werden.
Die atemberaubenden Sturzflüge und schroffen Wendungen des Habichts bieten ein einmaliges Naturschauspiel.
Große Aufregung unter den Vögel: Die Krähen und Drosseln lassen ihre Warnrufe ertönen. Wenn man jetzt genau hinsieht - kann man ihn erkennen, den Habicht. Willi Holzer aus Freising ist Greifvogelspezialist und viel im Wald unterwegs. Dabei hat er schon oft Abscheuliches entdecken müssen.
"Das war das Gebiet, wo der Habicht vergiftet worden ist, der Habicht ist unten tot gelegen. Wir haben den Habicht zur Untersuchung gebracht, da hat sich herausgestellt, dass Carbofuran die Ursache war."
Willi Holzer
Feige Giftmischer in Wald und Flur
Fressfeinde unseres Niederwilds wie Greifvögel und Krähen sind bei Jägern nicht sonderlich beliebt. Immer wieder findet man tote Greifvögel neben Giftködern. Eine Gefahr auch für andere Tiere - und letzlich auch für den Menschen.
Carbofuran ist ein Nervengift. Tiere, die es aufnehmen, sterben an Herz-Kreislaufversagen. Obwohl es seit Jahren in der gesamten EU verboten ist, taucht es immer wieder bei uns auf: In präparierten Giftködern. Wie Schlachtabfälle, tote Küken, Hasen oder ganz besonders häufig Tauben.
Willi Holzer hat mit Carbofuran behandelte Hühnereier gefunden. Solche Eier werden ausgelegt, um Krähen zu vergiften. Dass daran auch Greifvögel zu Schaden kommen, wird anscheinend ganz bewusst in Kauf genommen.
"Es ist auch so, dass diese Gifteier sehr abgelegen sind, auch dort, wo man als normaler Spaziergänger oder auch Schwammerlsucher gar nicht hinkommt."
Willi Holzer
Straftaten bleiben meist ungesühnt
Gift ist aber nur eine Methode. Greifvögel verenden auch in illegal aufgestellten Fallen, oder werden mit Schrot erschossen. Auch das Landesamt für Umwelt schätzt die Dunkelziffer der illegalen Verfolgung als sehr hoch ein. Sicher aber ist: Wer Habicht, Mäusebussard oder Rohrweihe heimlich tötet, begeht eine Straftat. Die könnte mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Doch Täter werden so gut wie nie ermittelt.
"Wenn die Polizei rauskommt, haben wir die tollsten Erlebnisse gehabt - die Polizisten wissen von solchen Fällen zu wenig."
Willi Holzer
Grüne: Umweltverbrechen besser bekämpfen!

Jahrzehntelang hat es anscheinend kaum jemanden interessiert, dass die Vögel ohne Lobby gequält und getötet wurden. Um diese Art von Umweltkriminalität wirksam zu bekämpfen, bräuchte es eine unabhängige fachkompetente Ermittlung, meint der Ornithologe und Landtagsabgeordnete der Grünen Christian Magerl.
"Wir würden das gern in eigener Staatsanwaltschaft für Umweltdelikte angesiedelt wissen, wo solche Fälle wie auch die um einen vergifteten Luchs dann gesondert von Spezialisten untersucht und verfolgt werden."
Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen

Fakt ist auch: es sind vor allem Jäger, die in dem Vogel einen Konkurrenten sehen. Dass bei uns das Niederwild stark rückläufig ist, liegt aber nicht an dem Beutegreifer, sagt Wildbiologe Volker Zahner von der Fachhochschule Weihenstephan. Denn die Vermaisung der Landschaft nimmt zu, die Schläge im Wald werden immer größer, die Randstreifen verschwinden, die Zahl der Ackerwildkräuter geht immer breiter zurück. Das seien die wahren Gründe, warum das Niederwild verschwinde, meint Zahner.
"Habicht und Niederwild haben Jahrmillionen zusammen sehr gut koexistiert."
Wildbiologe Volker Zahner, Fachhochschule Weihenstephan
Auch wenn es mancher nicht wahrhaben will, der Habicht ist Teil unserer Natur - und darauf könnten wir doch auch stolz sein.
http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/habicht-ohne-lobby-100.html