Erfurt. Ein scharfer Blick, ein schneller Verfolgungsflug, dann greift er sich die Beute mit den kräftigen Fängen: Accipter gentilis, der Habicht. Neben Hasen, Kaninchen, Wildenten oder Krähen ist auch schon mal ein Fasan, eine Brieftaube oder ein Huhn dabei.
"Der Handel mit Fallen für Habichte und andere Greifvögel muss verboten werden", sagt Herbert Schütz, Falkner aus Kranichfeld.
Ein Umstand, weshalb der Greifvogel ein veritables Imageproblem vor allem bei Geflügelhaltern und Taubenzüchtern hat. Obwohl die Jagd auf ihn seit mehr als 40 Jahren in Deutschland verboten ist, wird er auch in Thüringen noch immer verfolgt.
Der Jäger wird immer wieder selbst zum Gejagten. Giftköder, Schlagnetze vor allem in der Nähe von Taubenschlägen, in denen Habichte in die Falle gelockt werden - Klaus Lieder vom Naturschutzbund (Nabu) Thüringen kann eine traurige Liste der Delikte aufzählen. Sogar einzelne Jäger, muss er konstatieren, sehen im Habicht eine unliebsame Konkurrenz, die ihnen Fasane und Hasen wegfängt. Und immer stoßen Ornithologen bei ihren Gängen durch die Natur auf ausgeraubte Bruthorste. Lieder verweist in diesem Zusammenhang auch auf einen grauen Markt im Handel mit sogenannten Beizvögeln, zu denen der Habicht zählt.
Herbert Schütz aus Kranichfeld ist selbst Falkner. Dass Bruthorste ausgeraubt werden, um mit den Jungen illegal zu handeln, hält er für wenig wahrscheinlich. Im Kontrollfall muss die Herkunft eines solchen Tieres vom Halter nachgewiesen werden könne, weiß er.
- Eine Netzfalle mit einer Taube als Köder, mit der Habichte gefangen werden. Foto: Nabu
Die Verfolgung des Habichts sieht auch er mit Sorge. Das sei illegal, aber im Handel seien einschlägige Fallen problemlos zu haben. Ein solcher Verkauf müsste verboten werden. Im Übrigen, so der Falkner, würde sich kein gesunder und kräftiger Habicht aus freien Stücken in die Nähe von Menschen begeben, um dort zu jagen. Hühner oder Brieftauben schlägt ein Habicht nur, wenn er sehr hungrig ist, sagt er und wirbt für mehr Verständnis für das Wildtier.
Doch auch in seinem angestammten Lebensraum braucht der Habicht mehr Schutz. Forstarbeiten mit knarrenden Motorsägen zum Beispiel in unmittelbarer Nähe von Bruthorsten gefährden die Tiere. Herbert Schütz kennt auch Fälle, wo Bäume gefällt wurden, in denen sich ein Bruthorst befand. Hier müssten auch Forstarbeiter sensibler arbeiten.
Der Nabu geht in Thüringen von etwas 400 bis 600 Brutpaaren aus. Vor allem Thüringer Wald, Südostthüringen und im Eichsfeld sind die Greifvögel zu Hause. Verglichen mit anderen Bundesländern eine kleine Population, was den landschaftlichen Gegebenheiten geschuldet ist, so Klaus Lieder. Der Habicht braucht Waldgebiete, im Thüringer Becken zum Beispiel wird er weniger gesichtet.
Insgesamt indes schätzt er ein, dass die Population seit Jahren stabil ist. Ein Optimismus, den Herbert Schütz nicht so recht teilen kann. Nach seinen Beobachtungen ist der Bestand zurückgegangen. Um den Habicht besser zu schützen, hat der Nabu eine Aktion gestartet, bei der Fallen, vergiftete oder angeschossene Greifvögel, gemeldet werden können. Die illegale Jagd auf Habichte , so Klaus Lieder, ist kein Kavaliersdelikt.
- Bundesweites Meldetelefon: (030) 28 49 84 15 55