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Channel: Der Anti-Jagdblog - News über Jagd & Wildtiere
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Streit in Reidewitz: Verdrängen Nilgänse die heimischen Tiere?

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Die Nilgans mit drei ihrer sechs Kleinen. Die vorsichtigen Tiere bleiben nachts meist im Wasser und sind so für den Fuchs unerreichbar. 

Der Dorfteich in Reidewitz bietet den Anwohnern und Gästen eine neue kleine Attraktion: eine Familie von Nilgänsen. Ein Ganter und eine Gans hatten zu Sommerbeginn das idyllisch im Grünen gelegene Fleckchen entdeckt und sich hier niedergelassen. Offenbar hat die Gans irgendwo in der Nähe gebrütet, denn plötzlich schwammen die sechs Kleinen neben ihren Eltern im Teich. Nun pendeln etliche Reidewitzer regelmäßig zum Teich, um die Gäste vom fernen Nil zu beobachten. Neben großen Karpfen, Blesshühnern und Wildenten scheinen sich die Neuankömmlinge am kleinen Gewässer wohlzufühlen.

Nilgans

Ursprünglich war die Nilgans in fast ganz Afrika beheimatet. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie als Ziergeflügel in Europa gehalten. Freilebende Brutpopulationen der Nilgans gab es in Großbritannien.

Nicht ganz so wohl fühlt sich bei dieser Nachricht Peter König, 1. Vorsitzender der Jägerschaft Hettstedt.„Die Nilgänse breiten sich in Europa und auch in Deutschland aus“, sagt König. „Unsere Region ist noch nicht stark davon betroffen, das kann aber noch kommen.“ Dem erfahrenen Jäger und Naturbeobachter zufolge könnten die „Ägypter“ die einheimischen Tierarten verdrängen. „Nilgänse sind größer als andere Wildgänsearten“, so König. „Sie sind auch aggressiver und verdrängen kleinere Konkurrenten aus den Revieren.“ Am Ende könnte es so werden wie mit den Waschbären, befürchtet König. Die einst exotischen Tiere haben sich hierzulande derart stark verbreitet, dass sie manchenorts zur Plage geworden sind.

Ähnliches könnte laut König auch bei den Nilgänsen passieren. An natürlichen Feinden haben sie hier höchstens den Waschbär, der Eier aus den Nestern rauben kann, oder den Fuchs. Gejagt werden dürfen die gefiederte Gäste vom Nil in den meisten deutschen Bundesländern, darunter auch in Sachsen-Anhalt, nicht, da sie nicht auf der Liste der jagdbaren Tiere stehen.

Niedlich oder aggresiv?

„Das Gesetz sollte geändert werden“, plädiert Peter König im Namen der Jägerschaft. „Manche Leute sind dagegen, weil sie die Nilgänse niedlich finden. Aber auch der Waschbär sieht niedlich aus - zumindest so lange, bis er auf dem eigenen Dachboden sein Unwesen treibt.“

Wenn nicht niedlich, so doch zumindest interessant finden die Reidewitzer die Gäste vom Nil. Gerhard Hause kommt mehrmals am Tag vorbei, setzt sich auf die Bank und beobachtet das Treiben auf dem Teich. Auch Horst Straße, Ortsbürgermeister von Freist, gesellt sich manchmal dazu.

Ihren Beobachtungen zufolge verhält sich die Nil-Gänse-Familie keinesfalls aggressiv. Als Beispiel zeigen Hause und Straße eine Wildente, die immer zusammen mit der Gans und den Kleinen schwimmt und von den Nilgänsen nicht angegriffen wird. Diese Ente verscheucht sogar eine andere Artgenossin, wenn diese der Gesellschaft zu nah kommt.

„Und das Blesshuhn, das bringt den kleinen Nilgänsen sogar aufgeweichte Brötchen-Teile “, will Hause sogar beobachtet haben.

http://www.mz-web.de/hettstedt/dorfteich-in-reidewitz-gaeste-vom-nil,20640988,27960496.html

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