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Channel: Der Anti-Jagdblog - News über Jagd & Wildtiere
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ZDF-Doku: "Im Einsatz für Elefanten" - Interview mit Hannes Jaenicke

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Im RNZ-Interview spricht der Schauspieler über seine neue ZDF-Doku, die Jagd nach Elefanten in Kenia und darüber, was jeder Einzelne tun kann, um die Dickhäuter zu schützen

'Eines Tages wird jeder verstehen, dass man mit einem lebenden Elefanten sehr viel mehr Geld verdienen kann als mit einem toten.' Hannes Jaenicke über Elefantenjagd.

In einem blutigen Krieg ums Elfenbein werden jährlich 40.000 Elefanten getötet. Tierschützer befürchten, dass die illegale Jagd die Elefanten in Afrika in weniger als zehn Jahren ausrotten könnte. Der deutsche Schauspieler Hannes Jaenicke, der auch in Hollywood Fuß gefasst hat, hat in Kenia mit Wissenschaftlern, Wildhütern und Wilderern gesprochen. Herausgekommen ist eine berührende TV-Dokumentation, die am 31. Juli um 22.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird. RNZ-Mitarbeiter Olaf Neumann sprach im Vorfeld mit dem 54-jährigen "Grimme"-Preisträger und Naturschützer.

Herr Jaenicke, in der ZDF-Dokumentation "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Elefanten" treffen Sie Tierschützer, Wissenschaftler und Wildhüter, die den Afrikanischen Elefanten vor dem Aussterben bewahren wollen. Konnten Sie in Kenia feststellen, dass die Dickhäuter uns Menschen ähneln?

Ja, und zwar sehr viel mehr, als ich dachte. Man geht immer davon aus, dass Primaten uns am ähnlichsten sind. Aber Elefanten sind uns mindestens genauso ähnlich. Zum Beispiel darin, wie sie trauern oder wie sie zu ihren "Friedhöfen" zurückgehen. Sie haben sogar Beerdigungsrituale. Die Art, wie sie ihren Nachwuchs aufziehen, ähnelt uns so sehr, dass einem fast die Spucke wegbleibt.

In dem Film rücken Sie tierischen Kraftprotzen auf die Pelle. Gab es auch gefährliche Situationen?

Wir haben wochenlang in allernächster Nähe mit diesen Tieren gedreht, ohne dass etwas Gefährliches passiert wäre. Man muss einen Elefanten wirklich schon dumm und respektlos piesacken, bevor er einen angreift oder ein Auto umschmeißt.

Was hat Sie bei dieser Arbeit am meisten erschüttert oder sogar wütend gemacht?

Erstens der Umstand, dass im Moment nur noch zwischen 400.000 und 420.000 Afrikanische Elefanten am Leben sind. Und es werden jedes Jahr zwischen 30.000 und 40.000 abgeschossen. Jeder Erstklässler kann sich ausrechnen, wie lange es dieses Tier noch gibt. Zweitens haben wir in Kenia mit diversen Wissenschaftlern und Organisationen gedreht, die ihr Leben dem Schutz von Elefanten gewidmet haben. Die päppeln "Waisenkinder" mühsam mit unendlich viel Liebe, Leidenschaft und Geld hoch, dann werden diese mit zehn, elf Jahren ausgewildert und wenn sie Pech haben, treffen sie drei Nächte später auf Wilderer und sind tot. Der Aufwand, der getrieben wird, um diese Spezies am Leben zu halten, macht wahlweise Hoffnung oder traurig und wütend. Es war großartig, mit Elefantenforschern zu sprechen, die gemeinsam mit den Kenianern unfassbar wertvolle Arbeit leisten. Die Wilderer sind kriminelle Banden und Terroristen, die größtenteils gar nicht aus Kenia kommen. Der kenianische Wildlife Service tut viel, um dieses Tier zu retten. Das hat gute Gründe, Kenias größte Einnahmequelle ist der Tourismus. An einem lebenden Elefanten verdient man mehr als an einem toten.

Unter welchen Bedingungen arbeiten die Menschen, die sich dem Schutz der Elefanten verschrieben haben?

Es kommen regelmäßig Ranger ums Leben. Die Hintermänner sind Asiaten. Die Zulieferer in Afrika verdienen eh nur einen Bruchteil von dem, was insgesamt mit Elfenbein verdient wird. Das echte Geld wird erst in Asien gemacht. Das Verhältnis der Chinesen zur Natur ist tatsächlich verbesserungsbedürftig. Der gesamte Straßenbau in Afrika wird von Chinesen gemacht. Im Gegenzug kriegen sie von den jeweiligen Ländern die Bodenschätze. Im Fahrwasser dieser Straßenbaufirmen kommen Chinesen nach Kenia, um zum Beispiel in der Nähe des Samburu-Nationalreservats einen Mopedladen aufzumachen. Seit diese Leute da sind, wird in diesem Gebiet plötzlich massiv gewildert. Ein lukratives Nebengeschäft, denn diese Chinesen heuern Afrikaner zum Wildern an und verticken das Elfenbein dann nach Asien weiter.

Liegt es allein an China, dass der Handel mit Elfenbein heute wieder floriert?

China ist die Haupttreibkraft. Der größte Markt für Elfenbein ist China, dahinter folgt Vietnam, weil man dort glaubt, Elfenbein kuriere Krebs. Die Philippinen als größte katholische Nation der Welt sind ein Riesenmarkt für religiöse Artefakte aus Elfenbein, hauptsächlich Kruzifixe und Marienstatuen, auch Japan hat immer noch eine Tradition an Elfenbeinschnitzereien. Der Vatikan betreibt eine Elfenbeinschnitzerei. Es ist eine bunte Klientel, die bis heute offensichtlich mit Elfenbein immer noch hantiert und damit Geld verdient.

Offiziell ist der Handel mit Elfenbein seit 1989 weltweit verboten. Trotzdem werden jedes Jahr bis zu 40.000 Elefanten getötet. Wie kann das passieren?

1996 wurde der Fehler gemacht, die Lagerbestände aus Afrika zu verkaufen in dem Glauben, damit den Markt sättigen zu können. Es war der größte Fehler, der je gemacht wurde. Seitdem ist der Markt völlig explodiert. Die Kenianer haben längst Schnüffelhunde, die Elfenbein aufspüren können. Für den deutschen Zoll ist Elfenbein aber überhaupt kein Thema, danach wird im Gepäck nicht einmal gesucht. Natürlich reisen viele Asiaten per Flugzeug über Deutschland. Mit etwas Glück findet der Zoll vielleicht mal ein Reptil. Aber weltweit wird viel zu wenig gemacht, um Elfenbeinschmugglern auf die Schliche zu kommen.

Und solange im Circus Krone auf brutale Art abgerichtete Elefanten jeden Abend mit Röckchen und Krönchen auf dem Kopf Kunststückchen vorführen müssen, sind wir Deutschen um keinen Deut besser als Afrikaner oder Asiaten, die mit Elfenbein Geld machen. Wir Deutschen machen mit Elefanten auf andere Weise Geld, indem wir sie in Zirkussen auftreten lassen. Und beklatschen das auch noch. Die Süddeutsche Zeitung hält das für eine ganz tolle Show. Ich verstehe auch nicht, warum in Deutschland immer noch Tiger und Löwen durch brennende Reifen springen dürfen. Wo bleibt ein Gesetz gegen Wildtiere im Zirkus wie z. B. in Österreich?

Müssen wir uns über kurz oder lang an ein Afrika ohne Elefanten gewöhnen?

Ich gehe davon aus, dass irgendwann die Welt kapieren wird, dass es zu spät ist, und dann wird es wahrscheinlich in Ländern wie Botswana, Kenia und Tansania konsequent geschützte Nationalparks geben. Eines Tages wird jeder verstehen, dass man mit einem lebenden Elefanten sehr viel mehr Geld verdienen kann als mit einem toten. In Ruanda hat man bereits einen Nationalpark für Berggorillas eingerichtet. Er bringt unglaublich viel Geld ein. Man macht auch mit Whale Watching sehr viel mehr Geld als mit Walfang.

Was tut Kenia konkret, um die Wilderei zu bekämpfen?

Es gibt in jedem Nationalpark Ranger vom Kenia Wildlife Service. Die rennen zu Fuß mit alten Kalaschnikows durch die Gegend und leben echt gefährlich. Die Wilderer rücken zum Teil in Hubschraubern und mit Heckler & Koch-Gewehren aus Bundeswehrbeständen an.

Wie stehen die Einheimischen generell zu den Wilderern?

90 Prozent der Einheimischen bekämpfen die Wilderer, zum Beispiel, indem diese aus ihrer eigenen Gemeinde ausgeschlossen werden. Die Afrikaner wissen sehr wohl, dass ihre Natur Gold wert ist und geschützt werden muss. Aber das Problem sind Kenias Nachbarstaaten. Die Kriegsflüchtlinge aus Sudan und Somalia wollen in Kenia um jeden Preis überleben. Die berüchtigten islamistischen Al-Shabaab-Milizen aus Somalia finanzieren sich laut US-Geheimdiensten zu 60 Prozent aus dem Elfenbeinhandel. Würde man diesen Handel weltweit effektiv stoppen, hätte man Al-Shabaab den Geldhahn zugedreht. Deswegen redet Obama beim Thema Elfenbein von einem "matter of national security". Da sind wir in Europa noch ein bisschen hinterher.

Wie verhalten sich andere afrikanische Länder?

Botswana hat zum 1.1.2014 die Großwildjagd endlich komplett verboten. In Kenia ist das schon seit 30 Jahren der Fall. Leider gibt es immer noch reiche Deutsche, Österreicher, Russen oder Amerikaner, die tatsächlich gegen eine Gebühr von bis zu 100.000 Dollar Elefanten knallen gehen. Herr Wedekind vom Umweltministerium in Thüringen hat sich noch am 23. Dezember 2013 dabei fotografieren lassen, wie er in Botswana einen Elefanten geschossen hat. Gleiches gilt für Carlos von Spanien, seinerzeit noch Ehrenpräsident des WWF.

Würde es helfen, den Elefanten das Horn präventiv zu entfernen, damit die Wilderer nichts mehr davon haben?

Dann stirbt der Elefant, er braucht nämlich den Stoßzahn zuallererst zum Wasserlochbohren und um Nahrungsmittel aufnehmen zu können. Zudem ist der Stoßzahn voller Nerven. Das Nashorn hingegen kann tatsächlich ohne sein Horn leben.

Was kann jeder Einzelne tun, um Elefanten und anderen Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen?

Spenden ist das einfachste. Ich persönlich habe ein "Patenkind", das finanziere ich über die Aktionsgemeinschaft für Artenschutz (AGA) in Stuttgart, eine großartige kleine NGO. Ganz wichtig wäre auch ein Gesetz, das in Deutschland diese ganze Zirkustierhaltung verbietet. Tiger, Löwen, Elefanten und Robben haben in einem deutschen Zirkus nichts verloren.

Was kann Ihre Dokumentation bewirken?

Mein Geldbeutel ist eine ausgesprochen scharfe Waffe. Wenn es mir nicht passt, wie die Chinesen mit den Menschenrechten und der Umwelt umgehen, dann muss ich ja nicht Sachen kaufen, auf denen "Made in China" draufsteht. Das Gleiche gilt für andere Länder. Wir kaufen zum Beispiel Öl in Saudi-Arabien. Dort werden Frauen und Homosexuelle zu Tode gesteinigt. Darüber beschwert sich keiner, aber das Gas von Putin finden wir alle ganz schmutzig.

http://www.rnz.de/rnzleute/00_20140726060000_110722862-Hannes-Jaenicke-Mein-Geldbeutel-ist-eine-schar.html

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