Minister Remmel informiert sich auf der 8. Station der Sommertour „WildesNRW“ über die Rückkehr der Wisente
Düsseldorf (agrar-PR) - In NRW gelten derzeit 30 bis 40 Wirbeltierarten als ausgestorben oder verschollen. Dazu gehören neben dem Wolf oder dem Wildpferd vor allem viele Vogelarten wie der Fischadler oder das Auerhuhn. Einige dieser Tiere werden durch aufwendige Projekte wieder in NRW angesiedelt. Beim größten Säugetier Europas, dem Wisent, scheint dies zu gelingen. In Siegen-Wittgenstein wurden acht Tiere in die Freiheit entlassen mit dem Ziel, in den nächsten Jahren eine Herde von 25 Tieren zu bilden. „Artenschutz und die Wiederansiedlung auch von großen Tieren ist machbar. Wir brauchen nur den Mut und ein Stück Pioniergeist, um der Natur nicht nur zu nehmen, sondern auch zurückzugeben“, erklärte Umweltminister Johannes Remmel heute beim Besuch der Wisent-Wildnis in Bad Berleburg. Auf der achten Station seiner Sommertour informierte sich der Minister über den Wisent als Tier und die Auswilderung in die weitläufigen Wälder des Siegerlandes.
„Die heimische Artenvielfalt, der Schatz vor unserer Tür ist bedroht, das gilt auch immer noch für das Wisent“, ergänzte Remmel. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Dabei sind die Ursachen des Artensterbens häufig menschengemacht. Vor allem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die Zerschneidung von Lebensräumen hinterlassen deutliche Spuren. Mit unseren Projekten zur Wiederansiedlung, geben wir vielen Lebensräumen und Biotopen Tier- und Pflanzenarten mit wichtigen Funktionen zurück.“ Als sicher ausgestorben in NRW gelten die Säugetiere Braunbär, Elch, Wisent, Auerochse, Wildpferd, Wolf und die Fledermausart Kleine Hufeisennase. Hinzu kommen mindestens 23 Vogelarten, dazu gehören unter anderem Wiedehopf, Blauracke, Brachpieper, Kampfläufer, Goldregenpfeifer, Fischadler sowie Auer- und Birkhuhn. Bei den Fischarten gelten Finte, Maifisch, Stör und Stint als ausgestorben. Beim Maifisch kann sich die Situation in Zukunft wieder ändern, sobald sich eine sichere Population durch die Wiederansiedlung im Rhein etabliert hat.
Neben der aktiven und erfolgreichen Wiederansiedlung von Tieren wie dem Lachs oder dem Biber, kehren viele Tiere aus anderen europäischen Ländern selbständig wieder nach NRW zurück, sobald Lebensräume wieder hergestellt wurden und die Tiere die entsprechenden Rückzugsräume finden. „Wir können auch bei weiteren Wildtieren, so zum Beispiel beim Wolf langfristig mit einer natürlichen Rückkehr nach Nordrhein-Westfalen rechnen", sagte Georg Verbücheln, zuständiger Abteilungsleiter Naturschutz beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV).
Durch ambitionierte Naturschutzprojekte konnten in den letzten Jahren aber auch deutliche Erfolge erzielt werden. Durch die Ausweisung von 100 Wildnisgebieten in den Wäldern des Landes und weiteren Schutzgebieten wurden wichtige Lebensräume für gefährdete Arten geschaffen. Einst ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch und in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich wieder erholen.
So zählen die Bachforelle und viele Libellenarten zu den Gewinnern der Renaturierung und Verbesserung der Gewässergüte vieler Fließgewässer.
Ehemals ausgestorbene Arten wie der Lachs sind mithilfe eines aufwändigen Wiederansiedlungsprojektes in Rheinnebenflüssen, vor allem der Sieg, wieder heimisch. Auch der bis vor einigen Jahren ausgestorbene Fischotter ist in das Münsterland zurückgekehrt. „Die Verbesserung der Waldlebensräume zeigt Erfolge“, sagte Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz bei Wald und Holz NRW. „Wildkatze und Schwarzstorch kehren mehr und mehr in unsere Wälder zurück. Die Rückkehrer sind für uns das Signal, dass sich die jahrzehntelangen Investitionen in die Zukunft unserer Wälder und den Artenschutz gelohnt haben“, so Schäfer. „Seit
1997 liegen aus Nordrhein-Westfalen vereinzelte Hinweise auf Luchse in der Eifel, im Rothaargebirge und aus dem Teutoburger Wald vor, deren Herkunft jedoch unklar ist“, so Schäfer. Damals gab es auch erste Hinweise, dass ein Luchs sich im Raum Hellenthal, Kreis Euskirchen, aufhalten sollte. Seit 2008 wird im südlichen Teutoburger Wald ein weiterer Luchs beobachtet. Der Luchs war seit dem 17. Jahrhundert aus unseren Wäldern verschwunden. Der letzte Luchs in Westfalen wurde am 29. November 1745 erlegt. Der Wolf ist auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens Mitte des 19. Jahrhundert ausgerottet worden.
Weitere Informationen zu den gefährdeten und ausgestorbenen Arten in NRW sind zu finden unter http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe.