Die öffentliche Meinung über die Trophäenjagd ist in vielen Ländern gespalten – so auch in China. Trotzdem gehen immer mehr vermögende Chinesen auf Großwildjagd in Afrika, Neuseeland oder Kanada. Tendenz steigend.
Auf der Suche nach neuen und immer exotischeren Erlebnissen erfreut sich auch die Trophäenjagd unter den reichen Chinesen zunehmend größerer Beliebtheit. „2009 hatten wir erst zwei Gruppen, insgesamt sieben Personen, die auf Safari gingen. Im vergangenen Jahr waren es bereits 25 Gruppen mit 68 Personen“, sagt Scott Lupien, der CEO des 52 Safari International Hunting Club mit Sitz in Beijing. Lupien geht davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Zu den Jagddestinationen gehören Tansania, Südafrika, Kanada und Neuseeland.
Auch das Reisebüro Jiananmd in Nanjing, das Jagdreisen nach Neuseeland anbietet, spürt das zunehmende Interesse an der Trophäenjagd. „Als wir 2008 begannen, interessierten sich nur einige wenige Kunden fürs Jagen“, sagt Keith Wang, der Geschäftsführer von Jiananmd. „Wir mussten hart arbeiten, um den Markt zu entwickeln.“
Jagdreisen sind jedoch alles andere als günstig. Eine zehntägige Jagdsafari nach Südafrika beispielsweise kostet mindestens 69.800 Yuan RMB (8300 Euro). Im Preis inbegriffen sind auch vier Trophäen: eine Antilope, ein Zebra, ein Warzenschwein und ein Oryx. Wer ein Breitmaulnashorn erlegen will, der muss gar 960.000 Yuan RMB (114.000 Euro) hinblättern.
Das Alter seiner Kunden bewege sich zwischen 16 und 63 Jahren, sagt Lupien. Vor der Safari erhalte jeder Teilnehmer von professionellen Jägern eine Grundausbildung. Ebenfalls benötigt wird eine Jagderlaubnis, die vom jeweiligen Gastland ausgestellt wird.
Der neue Trend stößt aber auch auf Kritik. Viele erachten die Trophäenjagd grundsätzlich als unmoralisch. Neben der Frage des Tierschutzes taucht auch immer wieder die Frage auf, ob die Einheimischen von diesem Geschäft überhaupt profitieren.
Seine Firma würde ausschließlich auf Wildtierfarmen jagen, die sich der nachhaltigen Jagd verschrieben hätten, erklärt Lupien. Zudem habe die Anzahl der Wildtierfarmen in Ländern wie Namibia und Südafrika infolge des Tourismus sogar zugenommen. Keith Wang von Jiananmd macht auch darauf aufmerksam, dass die Zahl der Tiere, die ein Tourist pro Tag erlegen darf, klar limitiert ist.
Trotzdem ist die öffentliche Meinung darüber geteilt. Wang Zhenyao, der Leiter des Public Welfare Institute an der Beijing Normal University, hält die Trophäenjagd für akzeptabel, solange sich der Jäger ans Gesetz hält und die Anweisungen der lokalen Tierschutzorganisationen befolgt.
Ganz anders Sun Quanhui von World Animal Protection. Obwohl die Trophäenjagd gewisse Anreize schaffe, um die Zahl der wilden Tiere zu erhöhen, sei es völlig inakzeptabel, dass Lebewesen einfach zum Spaß abgeknallt würden, sagt der wissenschaftliche Berater im Beijinger Büro der Tierschutzorganisation.
In China ist das Jagen von geschützten Tieren seit 2006 strengstens verboten. Davor übertraf die Nachfrage nach Jagderlaubnissen die jährliche Quote um ein Vielfaches.
Das staatliche Forstamt sah sich im August 2006 daher gezwungen, ein neues System einzuführen. Lizenzierte Agenten sollten von nun an die zum Abschuss freigegebenen Tiere und Quoten ersteigern. Auf starken öffentlichen Druck hin sah das Forstamt aber letztendlich von seinem Vorhaben ab und verschob die geplante Auktion auf unbestimmte Zeit. Bis heute ist es zu keiner Auktion gekommen. Allerdings ist das Jagen von Tieren, die nicht unter Schutz stehen, auch in China nach wie vor möglich. Voraussetzung dazu ist eine Erlaubnis von der zuständigen Provinzverwaltung.
http://german.people.com.cn/n/2014/0709/c209053-8753153.html