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Kinder das Töten von Tieren lehren

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Die Stiftung Mensch und Tier empört sich über die Jungfischer-Schnuppertage. Den Kindern würden falsche Werte vermittelt und die Erziehung untergraben.


Stolz präsentieren zwei Knaben ihren grossen Fang.   

Fassungslos berichtet Christine Rüedi von ihren Beobachtungen am Allschwiler Weiher. Die Gründerin der Stiftung Mensch und Tier sah am Dienstag, wie Mitarbeiter einer Biofischzucht kesselweise ausgewachsenen Forellen ans Gewässer trugen und sie in die bescheidene Freiheit entliessen. Warum die 72 Tiere nun den Weiher bevölkern, wollte Rüedi wissen. «Sportfischen», sei die Antwort gewesen. Ab kommendem Montag finden hier nämlich die Jungfischer-Schnuppertage im Rahmen des Basler Ferienpasses statt. Kindern und Teenagern zwischen 10 und 17 Jahren soll die Fischerei nähergebracht werden.

Für Rüedi ein Skandal, dem sie da auf die Schliche kam: Sie sei schockiert, dass ein Veranstalter wie der Basler Ferienpass Hand dazu bietet, Kinder ab zehn Jahren das unnötige Töten von Tieren zu lehren – «diese werden brutal erschlagen» – und dies als sportliche Betätigung und Freizeitgestaltung anzupreisen. Eltern und Lehrer versuchen den Kindern, Respekt und Sorgfalt zur Natur sowie Gewaltlosigkeit zu vermitteln. Eine solche Veranstaltung laufe diesen Bemühungen zuwider. «Kinder haben eine natürliche, innere Schranke gegen Gewalt. Diese gilt es unbedingt zu erhalten», betont Rüedi. Mit dem «Massaker» werde die Grenze zur Gewalt «gefährlich überschritten».

«Viele kennen nur Fischstäbli»

Diese Wortwahl veranlasst bei Mario Zerbini nur Kopfschütteln. Die Stiftung habe eine ganz falsche Vorstellung von der Fischerei und von der Veranstaltung an sich, sagt der Kursleiter der Jungfischer-Schnuppertage und Verantwortliche für die Weiterbildung beim Fischerei-Verband Basel-Stadt. Die Pflege des Naturlaichs in den Gewässern der Region zähle zu den wichtigsten Aufgaben der Fischer. «Ohne sie gäbe es überhaupt keine Fische mehr bei uns.» So bestehe der Kurs nicht einfach nur aus Angeln. «Zuerst werden die Kinder in der Fisch-, Gewässer- und Materialkunde aufgeklärt», erklärt Zerbini. So erfahren sie, welche Fische in der Region existieren und in welchen Lebensräumen sie sich aufhalten. Dies sei ein wichtiger Bestandteil der Jung fischer-Schnuppertage, denn viele würden nur Fischstäbli kennen.

Von einem Massaker könne zudem nicht die Rede sein. Von den 72 Forellen werden nur wenige von den Kindern gefangen. Der grosse Rest werde wohl von anderen Raubfischen im Allschwiler Weiher wie dem Hecht gefressen.

Artgerechte Tötung

Und auch das Töten will gelernt sein. «Die Tiere werden nicht brutal erschlagen, wie das von Frau Rüedi vermutet wird», klärt Zerbini auf. Es gebe Vorschriften des Bundes für die artgerechte Tötung von Fischen. Mit einem Köder ohne Widerhaken gefangen, werden sie mit einem Schlag auf den Kopf betäubt und durch einen Kiemenschnitt «augenblicklich getötet», sagt Zerbini. Die Kinder zeigen dabei keine Berührungsängste. «Oft wollen sie die Fische sogar selber ausnehmen.»

Die Empörung von Christine Rüedi wird durch diese Erklärungen nicht kleiner. Sie verlangt, dass der Kurs ohne das «unnötige Töten von Tieren» stattfindet. Diese Forderung überrascht Mary Born, Projektleiterin des Basler Ferienpasses. Kinder und Eltern seien jeweils begeistert, der Kurs sei seit einigen Jahren im Angebot. Zudem fange nicht jedes Kind einen Fisch.

«Durch den Kurs lernen die Kinder, woher die Fischfilets im Laden stammen. Dies hilft ihnen, verantwortungsvoll mit der Nahrung umzugehen.» Es sei also die Aufklärung, die im Vordergrund stehe, nicht der Angelsport. Darum werde der Kurs weiterhin in dieser Form stattfinden.

http://bazonline.ch/basel/land/Kinder-das-Toeten-von-Tieren-lehren/story/30211219

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