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Fangen und frei lassen - Angler missbrauchen Karpfen als Fotomotiv

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Im Lahrer Dachswaldsee lassen sich bis zu 30 Kilogramm schwere Karpfen angeln. Eitle Fischer fotografieren die Tiere und werfen sie dann in den See zurück. Tierschützer kritisieren dieses Vorgehen.


Dutzende nicht genehmigte Hütten säumen die Ufer des Dachswaldsees an der A5

"Catch and Release" – zu Deutsch Fangen und Freilassen – heißt die Methode, mit der am Lahrer Dachswaldsee, gelegen zwischen Autobahn A5 und Flughafen (siehe Grafik) teilweise über 30 Kilogramm schwere Karpfen geangelt werden. Statt die Fische im Anschluss zu verwerten, präsentieren sich erfolgreiche Angler mit ihrem Fang oft im Internet und in Fachzeitschriften. Auf der Webseite des Seeinhaber sind zudem unzählige Bilder von Anglern mit ihren Fängen aufgeführt.

Reine Profilierungssucht

Unlängst sind diese Bilder auch dem Oberkircher Naturschützer Christoph Münch aufgefallen, der nun versucht, die Vorgänge am Dachswaldsee öffentlich bekannt zu machen. Mit seiner Kritik ist er nicht alleine. "Die Methode, bei der Fischen aus Lust am Wettkampf und reiner Profilierungssucht Schmerzen zugefügt werden, ist ein eindeutiger Verstoß gegen das Tierschutzgesetz", sagt auch Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund und verweist auf das Deutsche Tierschutzgesetz. Dort heißt es im §1: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen." Andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein untersagen in ihrer Landesfischereiverordnung explizit "Catch and Release". "In Baden-Württemberg jedoch ist dieses Verbot noch nicht gesondert aufgeführt", bedauert Tünte. "Das erschwert natürlich ein juristisches Vorgehen gegen Catch and Release-Angler."

Fangen und Freilassen

Auch dem Besitzer des Dachswaldsees Martin Zehnder ist "Catch and Release" ein Begriff. Immerhin betreibt er sein Gewässer als sogenannten "Paylake", an dem seit geraumer Zeit unter anderm nach eben dieser Methode geangelt wird. Gegen die Zahlung eines bestimmten Betrages erteilt er Anglern Zutritt auf das komplett eingezäunte Areal. Diese können dort ungestört von der Öffentlichkeit ihrem Hobby nachgehen. Und das oft mit großem Erfolg: In der Catch and Release-Szene hat sich der Dachswaldsee mit seiner Wasserfläche von etwa sechs Hektar und einer Wassertiefen von bis zu 23 Metern einen Namen gemacht. In zahlreichen Internet-Foren tauschen sich Angler aus ganz Europa über die besonders guten Fangbedingungen für große Karpfen in Lahr aus. "Ich kann mich vor Anfragen nicht mehr retten", bestätigt Zehnder das große Interesse der Angler an seinem Gewässer. Gegen die Fangmethoden seiner Gäste hat er nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: Gerade kapitale Fische sollten und könnten nicht verwertet werden, so Zehnder. Nur so könne er gute Laichbedingungen im Gewässer gewährleisten. "Kein Wunder, dass die Angelvereine in der Region keine Fische mehr in ihren Seen haben, wenn sie die Fische nach dem Fang nicht wieder zurückwerfen", sagt er.

Skepsis gegenüber der Fangmethode

Der Fischereiaufseher des Regierungspräsidiums Offenburg, Felix Künemund, steht der Fangmethode skeptisch gegenüber. Er verweist allerdings darauf, dass es äußerst schwer sei, Anglern nachzuweisen, dass sie aus reiner Profilierungssucht ans Werk gehen. "Man müsste einen Angler schon auf frischer Tat ertappen um ihm eine Verletzung gegen das Tierschutzgesetz nachzuweisen", so Künemund. Außerdem sei auch die Absicht nur schwer nachzuweisen. "Zieht jemand einen Karpfen aus dem Wasser, könnte er behaupten, eigentlich nach Hecht zu angeln. In diesem Fall nämlich dürfte er den fälschlichen Fang wieder dem Gewässer zuführen." Auch die Einhaltung von Schonzeiten und Mindestmaßen müsse in diesem Zusammenhang beachtet werden. Dass ein Freilassen der riesigen Karpfen dem Gewässer besonders zuträglich sei, kann er nicht bestätigen. Vielmehr sieht er darin ein
Scheinargument der "Catch and Release"-Angler.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Angler

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Offenburg gegen mindestens drei Angler vom Dachswaldsee, bestätigte Pressesprecher Martin Seifert auf BZ-Anfrage. "Ein Anfangsverdacht ist vorhanden. Derzeit wird die Rechtslage geprüft und gegebenenfalls ein Gutachten in Auftrag gegeben", so Seifert. Auf Seebesitzer Martin Zehnder könnten ebenfalls rechtliche Probleme zukommen. An den Ufern des Sees hat dieser in den vergangenen Jahren befestigte Hütten, Wohnwagen und Zelte errichten lassen, in denen die auswärtigen Angler während ihres Aufenthalts am See nächtigen können. "Von den Hüttendörfern geht eine Beeinträchtigung des Baumbestandes aus, der als geschütztes Biotop ausgewiesen ist", bemängelt der Oberkircher Naturschützer Christoph Münch. Auch aus baurechtlicher Sicht ist der Fortbestand der Hütten höchst zweifelhaft. Auf BZ-Anfrage teilte die Stadt Lahr lediglich mit, dass bereits seit den 1990er Jahren Kenntnis über die Gebäude und Wohnwagen am See herrscht. "Seither wurden mehrfach Zwangsmittel angedroht und festgesetzt", sagt Rathaussprecherin Nadja Heine. Wie die Zwangsmittel im Detail aussahen, lässt sie jedoch unbeantwortet. Noch immer stehen rund um das Ufer Dutzende mutmaßlich illegale errichtete Hütten. Hinzu kommt, dass Seebesitzer Zehnder nach Aussagen der Stadt bislang kein Gewerbe angemeldet hat. Dabei zahlen Angler für den Zutritt zum Gewässer zwischen 20 Euro für 24 Stunden und 90 Euro für eine Woche Angeln. Die Stadt will Zehnder nun auffordern ein Gewerbe anzumelden. ge machen. "Ich überlege gerade ob ich beim Theater, das die Tierschützer veranstalten, in Zukunft überhaupt noch Angelkarten ausgebe", so Zehnder.

Darunter versteht man das gezielte Fangen von großen Fischen, die gar nicht für die Ernährung vorgesehen sind, sondern lediglich vermessen, gewogen, fotografiert und dann wieder zurückgesetzt werden. Rechtlich zulässig ist das Zurücksetzen von Fischen nur dann, wenn diese in der Schonzeit gefangen wurden oder noch nicht das Mindestmaß erreicht haben. Untersuchungen belegen, dass die Überlebensrate von zurückgesetzten Fischen sehr gering sein kann – insbesondere das lange Kämpfen mit dem Fisch an der Angelleine, längeres Händeln an der Luft und unsachgemäßer Umgang führen zu hohen Todesraten.

http://www.badische-zeitung.de/lahr/angler-missbrauchen-karpfen-als-fotomotiv--79725748.html

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