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Biber bekommen Wald geschenkt

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Der Biber macht, was er will, und in diesem Fall fügt sich der Mensch: Die Gemeinde Andelfingen will nach dem Vorbild von Mar­tha­len ein Waldstück für die Tiere schützen lassen.


Die Biber haben den Andelfinger Wehriwald ganz nach ihren Vorstellungen umgebaut. Der Schüepbach ist an mehreren Stellen gestaut, und auch vor ausgewachsenen Bäumen machen die Tiere nicht halt.

Schon von der Hauptstrasse aus sind die gefällten Bäume im Wehriwald sichtbar. Etwa alle zehn Meter liegt ein massiver Stamm quer über dem Schüep­bach, die Bruchstelle mit eindeutigen Bissspuren versehen. Im Waldstück zwischen der Thur und der Unteren Eggstrasse sind seit Längerem die Biber eingezogen. An mehreren Orten haben sie Dämme gebaut und der Schüep­bach hat in der Folge Teile der Wehri in Sumpfgebiet verwandelt. 

Die Gemeinde Andelfingen hat nun entschieden, dass sie dem Tier das eroberte Land schenken will. Zu diesem Zweck werde mit dem Kanton Zürich ein Waldreservatsvertrag abgeschlossen, teilte der Gemeinderat vor Kurzem mit. Als Vorbild dient die Gemeinde Mar­tha­len, die im Sommer 2012 das Waldstück Fosenacker für die Biber schützen liess. Andelfingen verzichtet jedoch auf eine Aufteilung in Kern- und Randzone. 

5,5 Hektaren für die Biber 

Ziel des Reservats ist es, dass in dem rund 5,5 Hektaren grossen Wehri-­Gebiet in den nächsten 50 Jahren eine natürliche Waldentwicklung stattfinden kann. Die Pflanzen sollen vom Menschen unbeeinflusst altern und zerfallen können. Neben dem Biber erhalten so auch andere Lebewesen, die Totholz bewohnen, zusätzlichen Raum. Weiter soll das Waldstück einen Beitrag zur waldbaulichen Forschung leisten, heisst es in der Mitteilung. 

Das Reservat erfüllt die Ansprüche des vor etwas mehr als einem Jahr entworfenen Biberkonzepts des Kantons Zürich. Darin wird festgehalten, dass die bestehenden Biberreviere als Kern der künftigen Zürcher Biberpopulation zu betrachten und wo immer möglich zu erhalten sind. Die Reviere gelten als wichtige Bindeglieder zwischen den Populationen in den angrenzenden Kantonen. 

Der Vertrag wird am 1. Januar 2015 in Kraft gesetzt. Vorher darf Andelfingen noch einmal gezielt wertvolles Stammholz abernten. Die nächsten 50 Jahre wird die Gemeinde dar­auf verzichten, aber vom Kanton für die Nichtnutzung entschädigt werden. Laut Gemeindepräsident Ueli Frauenfelder erhält Andelfingen rund 22 000 Franken pro Jahr. Bis jetzt seien ihm keine Beschwerden zur Reservatslösung zu Ohren gekommen. 

Nicht überall ist der Biber gleich beliebt, seit er sich im Weinland ausbreitet. Die anpassungsfähigen Tiere lassen sich von der Zivilisation nur bedingt stören. So untergraben sie Strassen, überschwemmen Kulturland und fressen Feldfrüchte. In der Vergangenheit waren deswegen auch Stimmen laut geworden, die die Tiere vertreiben oder gar abschiessen wollten. Dabei ist es erst 60 Jahre her, dass der Biber nach seiner Ausrottung im 19. Jahrhundert wieder in der Schweiz angesiedelt wurde. Der aktuelle Bestand der geschützten Tiere wird auf etwa 2000 geschätzt. 

Frauenfelder geht davon aus, dass der Grossteil der Andelfinger das Waldreservat stillschweigend unterstützt. Da das Gebiet der Gemeinde gehöre und kein Privatgrund oder Kulturland beeinträchtigt werde, sei das Echo gering ausgefallen: «Der Biber stört hier nicht wahnsinnig.» 

Wehri bewährt sich als Zuhause 

Im Falle, dass die Tiere den Wehriwald vor Ablauf der 50 Vertragsjahre verliessen, könnte mit dem Kanton über eine Änderung oder Auflösung diskutiert werden, sagt Frauenfelder. Dafür müssten die Biber aber längere Zeit fernbleiben und auch keine neuen Familien zuziehen. Damit zu rechnen ist nicht, die Wehri bewährt sich bisher als sehr geeignetes Zuhause – davon zeugt auch der umgebaute Wald. Man wird wohl deshalb in den nächsten 50 Jahren weiter gestaute Bäche, entrindete Bäume und Stämme in der charakteristischen Sanduhrform bewundern können.

http://www.landbote.ch/detail/article/biber-bekommen-wald-geschenkt/gnews/99268797/

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