Jagdverbot auf eigenem Grundstück

Osnabrück. André Hölscher aus dem münsterländischen Ladbergen wollte keine Jäger mehr auf seinem Grundstück. Seit dem 1. April darf auf seinem Anwesen niemand mehr jagen. Und das mit Erlaubnis der Behörden. Ein neuer Paragraf im Bundesjagdgesetz erlaubt es Grundstückseigentümern, die Jagd auf ihrem Land abzulehnen. Im Interview spricht der 39-Jährige über bewaffnete Männer auf seinem Feld und zerschossene Katzen.
Herr Hölscher, was haben sie gegen die Jagd?
Ich lehne die Jagd aus moralischen und ethischen Gründen ab. Die Prämisse, dass der Mensch in die Natur eingreifen muss, halte ich für falsch. Dazu hat der Mensch nicht das Recht. Außerdem halte ich es für absurd, wenn 20 bewaffnete Männer mein Feld umstellen, um einen einzigen Fasan zu erschießen, der da hockt. Dazu kommen noch eine Reihe von anderen Erlebnissen.
Als da wären?
Die Jäger haben im letzten Jahr zwölf Wildenten aus einer Zucht, denen jeweils ein Flügel angeschnitten wurde, auf meinen Teich gesetzt. Diese sollten wieder andere Enten anlocken, um bei der nächsten Treibjagd reiche Beute zu machen. Als Kind ist 200 Meter von unserem Haus meine Katze von einem Jäger regelrecht in Stücke geschossen worden. Außerdem kamen die Jäger in der Vergangenheit teilweise ohne sich anzumelden, und ich musste dann in Windeseile meine Haustiere einsammeln, damit sie nicht erschossen werden.
Essen Sie selbst Fleisch?
Nein ich esse kein Fleisch und versuche, vegan zu leben.
Oft wird gesagt, die Jäger müssten den Bestand reduzieren, weil bestimmte Tiere keine natürlichen Feinde mehr hätten.
Es gibt Studien und Erfahrungen, die genau das Gegenteil belegen. In Gegenden in Europa, in denen nicht gejagt wird, regulieren sich die Bestände selbst. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat darüber hinaus entschieden, dass das Menschenrecht, Jagd auf seinem Grundstück zu verbieten, höher zu bewerten ist als alle möglichen jagdlichen Interessen und Rechte.
Was für Tiere leben auf Ihrem Grundstück?
Neben meinen Haustieren leben dort Fledermäuse, Kaninchen, Greifvögel und ab und an ziehen Rehe durch.
Wie sind die Jagden dort bisher abgelaufen?
Im Prinzip wie eine Safari. Die Jäger sind teilweise ohne Anmeldung gekommen, haben mein Grundstück umstellt, durch die Schussgeräusche sind meine Freundin und ich alarmiert worden, nahezu in Panik haben wir die Katzen eingesperrt.
Wie waren die Reaktionen seitens der Jägerschaft auf das Jagdverbot?
Ich bin eigentlich ein ganz freundlicher Mensch. Aber in letzter Zeit bin ich ziemlich oft als Arschloch betitelt worden. Es gibt aber auch Jäger, die interessiert nachfragen. Mit ihnen führe ich einen kritischen Dialog.
Stehen Sie in Kontakt zu anderen Landbesitzern, die das Jagen auf ihrem Land auch verbieten wollen?
Ja, allerdings sind die längst nicht so gut vernetzt wie die Jagdlobby. Aber ich habe auch schon Anfragen bekommen, wie man vorgehen muss, wenn man auf seinem Grundstück keine Jäger mehr haben will.
Haben sie auch Zustimmung aus der Bevölkerung erfahren?
95 Prozent der Zuschriften, die ich zu dem Thema bekommen habe, sind positiv.
Als einer der ersten Grundstücksbesitzer in Nordrhein-Westfalen hat André Hölscher seine rund zehn Hektar Land in Ladbergen nördlich von Münster zur jadgfreien Zone erklärt - aus ethischen Gründen. Seit dem 1. April darf auf Hölschers Anwesen niemand mehr jagen. Und das mit Erlaubnis der Behörden. Ein neuer Paragraph im Bundesjagdgesetz erlaubt es Grundstückseigentümern, die Jagd auf ihrem Land abzulehnen.