Rabenvögel holen sich die Nahrung dort, wo sie am leichtesten zu kriegen ist.
Rabenvögel emotionalisieren: Als gefiederte Mischung von Intelligenz und Ärgernis.
Egal sind sie niemandem, die stattlichen schwarzen Vögel, die in mittlerweile großer Zahl in bestimmten Gebieten für Unruhe sorgen. Landwirte, Jäger und Bewohner von Siedlungsrändern sind für rigorose Jagdmaßnahmen, Vogelschützer und -Liebhaber hingegen sind strikt dagegen.
Kein Uhu mehr
Tatsache ist: Von den Behörden gibt es jedes Jahr Ausnahmegenehmigung für die Bejagung der Tiere. Zwischen dem 11. August und dem 28. Februar dürfen in bestimmten Gebieten Krähenvögel geschossen werden. Davon machen die Jäger auch reichlich Gebrauch. So wurden in der Saison 2012/2013 1484 Krähen geschossen, ein Jahr davor waren es 1602 getötete Tiere, im Jahr 2010/2011 1814 Vögel. Von diesen Genehmigungen ausgenommen sind Natura-2000-Landschaften
( Schießt man territoriale Krähen, bewirkt die Jagd das Gegenteil. )
sowie Naturschutzgebiete. Erlaubt sind auch nur bestimmte Jagdmethoden. "Einen Uhu als Lockvogel zu benützen oder Krähenfangfallen aufzustellen – all das ist heutzutage verboten", berichtet Landeswildbiologe Hubert Schatz.
Krähen in die Falle zu locken, ist generell ein nicht leichtes Unterfangen. "Die sind so klug, dass sie schon bald ihre Jäger kennen und sich darauf einstellen", weiß August Elsensohn von der Landwirtschaftsabteilung des Landes. Sogar das Geräusch des Autos vom Jäger können die hochintelligenten Vögel laut Elsensohn innerhalb kürzester Zeit einordnen – und sich bei Gefahr in Verzug aus dem Staub machen. Die Rabenkrähen haben sich in den letzten Jahren stark vermehrt. Grund dafür ist das höhere Nahrungsangebot. Komposthäufen, Mülldeponien, Maisfelder, Siloballen mit Heu: Leckerbissen für die schwarzen Vögel, die sich mit viel Raffinesse und Schnabelgewalt ihre Leckereien holen. Ist mit verstärkter Jagd das Problem in den Griff zu bekommen?
Ja, meinen viele Jäger und Jagdaufseher. "Nein", meint etwa Verhaltensbiologe Markus Böckle (34), der vor vollem Haus kürzlich in der inatura einen Vortrag zum Thema hielt. "Man muss unterscheiden zwischen territorialen Krähen, die ihr Revier verteidigen und dabei auch Nicht-Brüter verscheuchen. Und eben diesen Nicht-Brütern. Werden die ansässigen Krähen geschossen, wird das Gebiet frei. Die Folge davon ist, dass Nicht-Brüter in großer Zahl das Gebiet bevölkern. Das heißt: Die Jagd kann genau das Gegenteil bewirken." Die Jäger müssten schon genau zwischen diesen beiden Sorten Krähen unterscheiden", hält der Experte fest.
Historisch belastet
Auch vom Vorwurf der Singvögelfresser befreit Böckle die Krähen. "Singvögelnester machen nur einen verschwindend geringen Anteil der Nahrung von Krähen aus. Da sind Katzen und Eichhörnchen die größeren Räuber. Aber wer würde schon Verständnis dafür ernten, aus diesem Grund gezielt Eichhörnchen zu schießen? Bei den Rabenvögeln hat man diesbezüglich keine Skrupel", bemerkt der Bregenzer Wissenschaftler. Und strapaziert in diesem Zusammenhang auch das symbolische und mythologische Handicap der gefiederten Naturbewohner. "Die Rabenkrähen sind jene Vögel, die von Hexen getragen werden, die Aas fressen und als Symbol für den Tod gelten." Wie man deren Zahl kontrollieren kann? Böckle: "Schafft man fein strukturierte Landschaften statt weiter Flächen, und versucht man, Nahrungsquellen der Vögel nicht draußen, sondern drinnen zu lagern, könnte man einiges verbessern."