Jagd ist ganzjährig erlaubt
Schüsse im Seligenstädter Stadtwald
Seligenstadt - Schüsse im Seligenstädter Stadtwald Richtung Froschhausen am Wochenende. Erst drei, dann nochmal zehn - alles in unmittelbarer Nähe. Eine Spaziergängerin auf der Langen Schneise erschrickt, eine Gruppe Jogger ergreift die Flucht. Von Thomas Hanel

„Füchse haben keine Schonzeit und sind ganzjährig zur Jagd frei“, bestätigt Wildmeister Klaus Burow.
Da wird doch wohl nichts passiert sein? Das kann doch kein Jäger sein, die Jagd ist doch jetzt, Ende Januar, Anfang Februar, verboten? Mutmaßt die Spaziergängerin. Stimmt aber so nicht.
„Die Jagd ist ganzjährig erlaubt. Einzelne Wildtiere stehen aber zu gewissen Zeiten unter Schutz“, klärt Klaus Burow aus Hainburg, Berufsjäger und Jagdberater für Kreis und Stadt, auf. Und so erklären sich auch die Schüsse im Wald. Jäger-Alltag statt Jagdfrevel.
Geregelt ist dies in der Vorschrift „Jagdzeiten in Hessen gemäß Bundesjagdzeit-Verordnung“. Dort ist eindeutig festgeschrieben, wann der Jäger welche Tiere erlegen darf. Waschbär, Füchse, Marderhund und Wildkaninchen können und müssen beispielsweise ganzjährig vom Jäger beobachtet werden - und dürfen ganzjährig auch erlegt werden.
Ängste von Spaziergängern
Strenge Bestimmungen gelten beim Rotwild, bei Rehwild und verschiedenen Wildvögeln. Für diese gibt es festgelegte Jagdzeiten. Aber die Sorge einiger Spaziergänger und Waldbesucher, von einer verirrten Kugel oder gar einer Schrot-Ladung aus einem Jäger-Gewehr getroffen zu werden, teilt Burow nicht: „Kein Jäger würde jemals einen Schuss abgeben, wenn er sein Ziel, das Wild, nicht genau erkennt.“ Wenn Menschen zu sehen sind, erhebe kein Jäger die Waffe.
Dass es zu Konflikten im Wald zwischen Jagd und normalen Publikum kommen kann, verhehlt aber auch Burow nicht. „Jogger, die querfeldein laufen, oder Reiter, die abseits der Wege unterwegs sind, stören den Jagdbetrieb natürlich“, will er eine Lanze für seine Gilde brechen. Und: „Es gibt doch Trimmpfade im Wald, dann muss man doch nicht seine Übungen direkt vor dem Hochsitz machen.“
„Kein Jäger schießt einfach Hunde ab“
Mit einem weiteren Vorurteil will Burow ebenfalls aufräumen: Jäger schießen freilaufende Hunde im Wald ab. „Kein Jäger schießt einfach einen Hund ab. Das ist Ermessensfrage.“ Will heißen: Je nach Rasse, je nach Jagdtrieb des Hundes und je nach Häufigkeit der Vorfälle muss der Jäger dies entscheiden.
Burow setzt dabei auf Kommunikation. Schließlich seien die meisten Menschen einsichtig und hielten sich an die Regeln, einen Hund im Wald nicht freilaufen zu lassen und die Brut- und Setzzeiten der Wildtiere beachten.
Sieht Peter Sulzmann aus Seligenstadt, Vorsitzender des Jagdklubs St. Hubertus Offenbach Stadt und Land, ähnlich. Die typische Jagdzeit sei zwischen Oktober und Januar, auch wenn sie ganzjährig bei bestimmten Tierarten erlaubt ist. „Wir leben in einem Ballungsraum. Da wollen alle Menschen ihre Freiräume haben.“ Sei es als Jäger, Jogger oder Reiter.
Ein weiteres Spannungsfeld sieht Sulzmann bei der unterschiedlichen Einschätzung von Wildtieren. „Da gibt es Leute, die würden einen Fuchs am liebsten streicheln und vermenschlichen. Und da gibt es Menschen, die sich darüber aufregen, wenn ein Fuchs bei ihnen im Garten umherzieht.“ Gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme sind für Sulzmann Grundlage der Harmonie im Wald - für Sportler, Jäger und Tiere.