In orangefarbene Westen gehüllt und mit Jagdhörnern in der Hand haben am Samstag rund 2.500 Jäger in Wiesbaden demonstriert. Aus Protest gegen die geplante Jagdverordnung buhten sie Redner von Grünen und CDU aus - dabei machten ihnen die Christdemokraten ein Angebot.
2.500 Teilnehmer zogen bei der Jägerdemo in Wiesbaden nach Angaben der Polizei friedlich vom Bahnhof zum Kranzplatz, die Jagdhörner im Anschlag. "Waffen hatten sie keine dabei", sagte ein Polizeisprecher zu hessenschau.de. Zu der Demonstration aufgerufen hatte der Landesjagdverband.
Auf den mitgebrachten Plakaten standen Parolen wie "Keine Ökodiktatur", "Hände weg vom Jagdgesetz" und "Nie wieder CDU". Der Redner der CDU-Fraktion, der Landtagsabgeordnete Walter Arnold, wurde als Verräter bezeichnet und kam kaum zu Wort. Grünen-Politikerin Ursula Hammann verließ die Bühne nach zwei Minuten wieder, zu laut war das Getöse der Demonstranten, als sie versuchte, etwas zu sagen. Kräftigen Applaus gab es dagegen für die Forderung von SPD und FDP nach einer öffentlichen Anhörung zur neuen Jagdverordnung im Landtag.
Der Ärger der Jäger richtet sich gegen die neue Jagdverordnung von Umweltministerin Priska Hinz (Grüne), die einige Einschränkungen für Berufs- und Hobbyjäger vorsieht. So sollen etwa Rebhühner und Graugänse nicht mehr geschossen werden dürfen. Auch längere Schonzeiten für Füchse sowie Elstern und Rabenkrähen sieht die Novelle vor. Der Jagdverband kritisiert die "Rote Liste": Sie beruhe auf Schätzungen, die "oft meilenweit" von den tatsächlichen Bestandszahlen entfernt seien.
CDU geht auf Jäger zu
Die CDU kam den Jägern am Samstag ein Stück entgegen und versprach, einen fairen Ausgleich der Interessen zu suchen. Die Einwände der Jäger gegen die neue Jagdverordnung sollen "intensiv geprüft" und einer "nochmaligen Betrachtung und Abwägung unterzogen werden", versprach Arnold als jagdpolitische Sprecher der CDU-Fraktion.
Der grüne Koalitionspartner warf dem Jagdverband hingegen "fehlende Sachlichkeit" vor und sprach dem Verband ab, für die Mehrheit der betroffenen Jäger zu sprechen. Hammann betonte: "Wir wollen die Jagd nicht verbieten, aber an Tier- und Naturschutz anpassen." Grundsätzlich lehne man die Jagd, die allein aus sportlichen oder Prestigegründen stattfinde, ab. "Jedes Töten muss gerechtfertigt sein."
Umweltverbände fordern mehr Schutz
Zwar stellt die geplante neue Jagdverordnung der grünen Umweltministerin mehr Tiere unter Schutz, den Umweltverbänden geht dies aber nicht weit genug. Sie fordern ein Jagdverbot für alle Vögel und auch für Feldhasen.
"Tieren, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, hilft man nicht, indem man sie abschießt", sagte der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler am Freitag. Wie der Naturschutzbund fordert auch der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) eine Entrümpelung des hessischen Jagdrechts, das selbst seltene Arten wie Luchs, Wildkatze oder Fischotter als "jagdbare Tiere" sehe.