Kaninchen-Plage auf dem Friedhof

In großen Gruppen machen sich die Tiere über die Gräber her.
Travemünde. Großes Drama um kleine Kaninchen auf dem Travemünder Friedhof: Die Tiere buddeln die Gräber auf und fressen die Blumen ab. Einige Angehörige haben ihre Gestecke schon mit Maschendraht umzäunt. Deshalb bläst die Friedhofsverwaltung jetzt zur Jagd — und gerät dabei selbst zwischen die Fronten. Auf der einen Seite stehen die verärgerten Angehörigen, die die Verwaltung zum Handeln auffordern, auf der anderen die Tierschützer.
„Viele Friedhofsbesucher haben sich beschwert. So hoch war die Anzahl der Kaninchen seit 20 Jahren nicht mehr“, erzählt eine Mitarbeiterin der Friedhofsverwaltung der Kirchengemeinde. Der Stadtjäger solle die stetig wachsende Population deshalb ab 1. Oktober eindämmen. Ihren Namen möchte die Mitarbeiterin nicht öffentlich nennen. Auch aus Angst vor Anfeindungen, denn mittlerweile haben Tierliebhaber sogar Anzeige bei der Polizei erstattet— wegen Störung der Totenruhe. Kritik an der Aktion wird auch in E-Mails an die Verwaltung deutlich. „Mir fällt der Glaube schwer, dass ausgerechnet Sie als Vertreter der evangelischen Kirche grünes Licht für das sinnlose Massensterben von Gottes Geschöpfen geben wollen“, heißt es darin auch.
Margareta Kunde hingegen kommt täglich zu den Gräbern ihres verstorbenen Mannes und ihres Vaters auf den Friedhof. Sie ärgert sich, dass die Kaninchen regelmäßig den Blumenschmuck von den letzten Ruhestätten ihrer Lieben fressen. „Es ist für mich ein inneres Bedürfnis, das Grab zu pflegen. Da macht mich das schon traurig“, sagt die 67-Jährige. Zudem seien die Gestecke auch nicht gerade günstig. Die Inhaberin des angrenzenden Blumenladens, Kerstin Kufahl- Jarchow, hört diese Sorgen von vielen Angehörigen. „Für viele Rentner ist es körperlich gar nicht machbar, das Grab immer wieder herzurichten“, erzählt sie. Die Kaninchen würden die Gräber auch großflächig zerwühlen. Zudem macht sie durch die Kaninchen Verluste. „Viele kaufen nun keine Gestecke mehr“, erzählt sie.
Stadtjäger Bernd Böstrow verteidigt die Entscheidung der Friedhofsverwaltung. „Wenn es zu viele Kaninchen gibt, ist die Gefahr sehr groß, dass es zu Krankheiten bei den Tieren kommt“, so Böstrow. Da in dem Ort das entsprechende Raubwild fehle, müsse man die Population auf eine gesunde Anzahl reduzieren.
Dabei sollen nicht alle Tiere getötet werden, sondern nur ein Teil. Böstrow: „Wir töten nicht sinnlos. Aber wenn sie sich immer weiter ausbreiten, hat man irgendwann ein Problem.“
Der Friedhofsverwaltung bleibt derweil nichts anderes übrig, als die Tierliebhaber um Verständnis zu bitten. „Wir sind keine Kaninchenhasser“, stellt die Mitarbeiterin klar, „aber es sind einfach zu viele. Die Tiere würden wirklich großen Schaden anrichten.“
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