Stornierungen wegen toter Luchse

Jochen Stieglmeier ist Hotelier im Bayerischen Wald. Seit Tagen klingelt sein Telefon: Anonyme Anrufer beschimpfen ihn und den gesamten Bayerischen Wald. Die Menschen dort seien Luchskiller und Naturhasser, sagen die Anrufer.
"Wir werden als diejenigen beschimpft, die für den Schutz dieser Tiere zuständig sind."
Hotelier Jochen Stieglmeier
Seit Mitte Mai - als im Lamer Winkel die vier abgeschnittenen Luchsläufe gefunden wurden - geht das nun schon so, sagt Stieglmeier. Bei den beleidigenden Anrufern bleibt es aber nicht mehr: Immer öfter klingelt das Telefon, weil Gäste ihren Urlaub stornieren.
"Guten Tag, die Damen und Herren, ich möchte ihnen mitteilen, dass wir unseren Urlaub nicht - wie eigentlich geplant - in ihrer Region buchen werden. Grund dafür sind die unglaublichen Vorgänge, die aktuell am Kaitersberg bezüglich der bestialischen Tötungen der Luchse ermittelt werden."
Auszug aus einer Email an Jochen Stieglmeier
Wo bleiben Ermittlungsergebnisse?

Die Leute im Bayerischen Wald werden mit den Negativ-Folgen der Luchstötungen komplett alleine gelassen, findet Stieglmeier. Er habe das Gefühl, die Justiz nehme den Fall nicht ernst genug.
Dem widerspricht Theo Ziegler, Oberstaatsanwalt in Regensburg. Die Ermittlungen werden seit dem Auffinden der Pfoten intensiv betrieben, sagt er. Es gebe zwar nach wie vor keine ganz heiße Spur, aber mehrere Ermittlungsansätze, denen derzeit nachgegangen werde.
"Dass die Touristikbranche darunter leidet, verstehe ich. Ich kann aber nur sagen: Wir tun, was wir können."
Oberstaatsanwalt Theo Ziegler
Munitionssplitter könnten Aufschluss bringen
Derzeit werden die Munitionssplitter kriminaltechnisch untersucht, die im Luchs-Vorderlauf gefunden wurden. Mit Glück könne daraus Munition und Waffe des Schützen bestimmt werden.
"Wir haben eine Vorstellung von dem Täterkreis, der hier in Betracht kommt. Ich würde es so formulieren: Es liegt schon nahe, dass es sich hierbei um eine Person mit Jagd-Erfahrung handelt."
Oberstaatsanwalt Theo Ziegler
Hoteliers wollen politischen Druck aufbauen
Der Luchs-Mörder mache die komplette Region einfach kaputt, sagt Hotelier Stieglmeier. Das wolle er nicht auf sich sitzen lassen. Weil es um wirtschaftliche Existenzen, die Branche und die ganze Region geht, will er sich mit anderen Hoteliers beratschlagen und versuchen, politischen Druck aufzubauen.
Aus dem Innenministerium heißt es auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks: "Die Ermittlungen laufen. Eine Verstärkung ist nicht vorgesehen."