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Erntejagd: Kugelhagel in Perwenitz

Perwenitz (MZV) Zwei Welten prallten im Schönwalder Ortsteil Perwenitz aufeinander. Bei einer Erntejagd trafen Schützen auf empörte Anwohner, die nicht nur um ihre eigene Sicherheit fürchteten, als keine zehn Meter vom Ortsrand entfernt plötzlich gut zwei Dutzend Wildschweine aus den Rapsfeldern in alle Himmelsrichtungen liefen.

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Besserer Überblick: Jäger nutzen auch Hochsitze.


"Die Kugeln pfiffen, und angeschossene Tiere rasten aus dem Feld über die Straße. Dass es dabei nicht zu einer Kollision kam, war ein Wunder", verschaffte Anwohnerin Anina Michalski ihrem Entsetzen Luft. "Die Jäger haben sich aufgereiht und alles abgeknallt, was von den Erntefahrzeugen aus den Feldern getrieben wurde. Manche von ihnen hatten sogar Kinder zu dieser grausamen und gefährlichen Aktion mitgebracht!"

Die Polizei habe einen entsprechenden Notruf lediglich zur Kenntnis genommen. Das Ganze geschah am Freitag um 17 Uhr, einer Uhrzeit, zu der Straßen und Wege rund um Perwenitz durchaus belebt sind, in der Nachbarschaft die Pferde auf der Koppel stehen und auch auf der nahegelegenen A10 der Berufsverkehr rollt.

Stephan Otten, Betriebsleiter bei der Agro-Glien GmbH, der die Felder gehören, versteht die Aufregung nicht: "Wenn ein Jäger die Jagd gepachtet hat, dann darf er da auch Schweine schießen, das ist völlig legitim. Wir haben am Freitag dort Raps gedroschen und den Jägern vorher Bescheid gesagt. Es gibt immer jede Menge Aufregung, wenn wir irgendetwas auf den Feldern machen, diese Leute sind einfach total abgedreht."

Zur Vermeidung von Wildschäden kann eine Reduzierung des Wildbestandes notwendig sein. Dies sieht das Jagdrecht so vor. Eine Erntejagd, bei der ein Raps- oder Maisfeld quasi umstellt wird, um die Rotte dann beim Ausbrechen zu schießen, gilt dabei als effektive Methode, Überpopulationen zu vermeiden.

"So etwas geht nur ad hoc. Der Landwirt entscheidet nach Wetterlage, die Jäger halten sich bereit für ein Treffen. Eine solche Jagd muss geduldet werden, denn der Jäger ist verpflichtet, den Schwarzwildbestand gegebenenfalls zu reduzieren. Das Umherlaufen in dem Bereich kann unter Umständen sogar eine Behinderung der Jagd darstellen - der Jäger könnte theoretisch die Polizei rufen", erläutert Udo Appenzeller, Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes Brandenburg, auf Anfrage.

Dennoch scheint die Erntejagd auch unter Jägern ein umstrittenes und kontrovers diskutiertes Thema zu sein - nicht zuletzt deshalb, weil es genau diese Jagden sind, die jährlich die meisten Unfälle fordern. "Die Erntejagd ist eine der gefährlichsten und dynamischsten Jagden überhaupt", warnt etwa ein Infoblatt des Kreisjagdverbands Nordwestmecklenburg. Am Freitag ist wohl alles gut gegangen. Offenbar haben da eine Menge Leute eine große Portion Glück gehabt.

http://www.moz.de/lokales/artikel-ansicht/dg/0/1/1409218/

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