Folgen der Luchstötungen
Mitte Mai wurden im Lamer Winkel die abgetrennten Pfoten von zwei Luchsen gefunden. Noch immer gibt es keine Spur vom Täter. Unter Verdacht steht die Jägerschaft aus der Region, die aus ihrem Hass auf den Luchs teilweise keinen Hehl mehr macht. Unter Druck stehen aber auch die Touristiker: Urlauber stornieren Buchungen und beschimpfen Hoteliers. Die Serie von illegalen Luchstötungen wird mehr und mehr zum echten Imageproblem für den Bayerischen Wald.
"Wenn ich rausgehe und sehe fast keinen Hasen, kein Reh und auch keinen Fuchs mehr, weil alles der Luchs fängt, freilich kommt dann bei den Jägern der Zorn auf und man sagt: Irgendwas muss man da jetzt unternehmen", sagte ein namentlich genannter Jäger aus dem Lamer Winkel in die laufende Fernsehkamera des BR und fügt hinzu: "Es sind unheimlich viele Luchse da. Wir wissen schon nicht mehr, was wir tun sollen. Also bei aller Liebe, aber das ist einfach zu viel. Ich wäre für einen geregelten Luchsabschuss." Und sein Jagd-Kamerad antwortet auf die Frage, ob den Luchs- und Naturschützern ein Denkzettel verpasst gehört: "Das gehört eigentlich schon lange mal gemacht, ja. Und wenn sich da welche zusammen tun, da würde ich sagen, da sollte man schon auch mitmachen!"
Es handelt sich bei diesen Aussagen um die Meinung von Einzelpersonen, ganz klar. Aber die Wirkung solcher Worte ist enorm. "Als dieser Beitrag im Fernsehen gezeigt wurde, habe ich wieder einmal einen anonymen Anruf bekommen, in dem ich als Luchs-Killer beschimpft wurde", sagt Jochen Stieglmeier. Der Chef des Landhotels Tannenhof in Spiegelau ist Vorsitzender der Nationalpark-Partner, einer Vereinigung von Hoteliers und Gastgebern, die mit dem Nationalpark Bayerischer Wald nicht nur Werbung machen, sondern auch voll und ganz hinter seinen Naturschutzzielen stehen.
Es bleibt nicht bei Anrufen. "Eine aktuelle Umfrage unter den Nationalpark-Partnern zeugt deutlich, dass es auch zu Stornierungen und Absagen kommt", berichtet Stieglmeier und schüttelt den Kopf. "Der Luchs ist der Top-Sympathieträger unserer Heimat", sagt er. Die illegalen Tötungen würden nicht nur dem Tourismus in der ganzen Region schaden, sondern auch die gesamte Bevölkerung als Tiermörder, Verbrecher und ewig Gestrige geißeln. "Diese Taten, die mit sehr viel krimineller Energie hinterlegt sind, und die daraus resultierende öffentliche Wahrnehmung schaden dem Bayerwald-Tourismus enorm, einer Branche, die in der Region mit die meisten Arbeitsplätze stellt."