Jäger wollen Zweifel ausräumen
Seit Tschernobyl sind die Verbraucher vorsichtig, was Wildbret betrifft. Es könnte radioaktiv belastet sein. Die Jäger finden: Grund zum Strahlen haben allein die Kunden.
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Sie vertrauen auf die Qualität des heimischen Wilds (von links): Michael Grosch, Stefan Schütze, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägergruppe, Jagdpächter Hubert Franz, Ekkehard Schwärzer, Metzgermeister Horst Schmidkunz, Landwirt Reinhold Wunderlich und Jagdpächter Martin Dengler mit seiner Tochter Emmi.
Schirnding- Fast 30 Jahre sind seit Tschernobyl vergangen, und noch immer treibt die Menschen im Fichtelgebirge die Sorge um, dass heimische Lebensmittel verstrahlt sein könnten. Insbesondere Wildbret gerät immer wieder in Verruf. Kommen verstrahlte Wildschweine auf den Markt? Dem widerspricht Ekkehard Schwärzer, Vorsitzender der Kreisjägergruppe Wunsiedel energisch. "Wenn das Wildschwein radioaktiv belastet ist, wird es entsorgt", sagt Schwärzer. "Bei uns geht nur einwandfreie Ware in den Verkehr."
Wie das gewährleistet sein soll, das stellten Vertreter der Jägerschaft und des Staatsforstes bei einem Pressetermin in Schirnding vor. Denn es sei wichtig, die Zweifel in der Bevölkerung zu beseitigen, sagte Martin Dengler, Landwirt und Jäger: "Der Kauf von heimischen Wild hilft der Land- und Forstwirtschaft." Wie Michael Grosch, Leiter des Forstbetriebs Selb, erläuterte, muss der Jäger schon vor dem Schuss sicherstellen, dass die Wildsau ein "normales" Verhalten an den Tag gelegt hat. "Ist sie erlegt, muss sie der Jäger sofort aufbrechen", so Grosch weiter. Unmittelbar danach wird das Tier in eine Wildkammer mit Kühlhaus gebracht. Dort bekommt das Wild eine Eingangsnummer, bevor die Proben für die Trichinenbeschau und die Radio-Cäsium-Messung entnommen werden. Die zuständige, vom Landesamt für Umwelt (LfU) qualifizierte Messstelle betreibt Severin Wejbora an der Landesjagdschule in Wunsiedel. Wild darf mit Cäsium-137 in Höhe von 600 Becquerel pro Kilogramm Fleisch belastet sein. Wegen der Messtoleranz von 100 Becquerel muss Severin Wejbora schon Wild mit einem Wert von 500 Becquerel aussortieren. Das Tier wird dann vom Bundesamt für Strahlenschutz eingezogen. Der Messwert sei sehr niedrig, sagte Wejbora. Eine durchschnittliche Quarzuhr bringe es auf mindestens 200 Becquerel. "Außerdem liegt der Grenzwert bei der Einfuhr von EU-Wild bei 1200 Becquerel pro Kilogramm Fleisch", ergänzte Dengler. Der Verbraucher könne sicher sein, beim Metzger oder in der Gastronomie einwandfreies heimisches Wildbret zu bekommen. Und jedes Stück ließe sich bis zum Jäger zurückverfolgen. "Das ist eine sehr kurze und transparente Vermarktungskette, die wir bieten können", so Ekkehard Schwärzer.
Rund 800 Stück Schwarzwild würden pro Jahr im Landkreis Wunsiedel geschossen. "Ich messe alles zwischen null und 500 Becquerel", sagte Severin Wejbora. Etwa zwei Drittel der Tiere gelangten in den Verkehr.
Kein Jäger könne ernsthaft Interesse daran haben, verstrahltes Fleisch in Umlauf zu bringen, machte Grosch deutlich. Zum einen mache sich der Jäger strafbar, zum anderen würde er für seinen Ausfall nach dem Atomausgleichsgesetz entschädigt. "Es gibt also absolut keinen Anreiz für uns, belastetes Fleisch in Umlauf zu bringen", so Grosch.
Es gibt absolut keinen Anreiz für uns, belastetes Fleisch in Umlauf zu bringen.Michael Grosch
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