Luchse sind scheue Tiere. Sie durchkämmen vorwiegend in der Dämmerung und in der Nacht ihr Gebiet - besonders wohl fühlen sie sich in dichten Waldstücken. Zu sehen sind die Tiere mit den Pinsel-Ohren nur äußerst selten.
Um herauszufinden, wie viele der wilden Raubkatzen im Harz leben, hatten sich Mitarbeiter des Harzer Luchs-Projektes für ein aufwendiges sogenanntes Fotofallen-Monitoring entschieden. Nun sind die Fotos der schon im Herbst 2014 aufgestellten Kameras ausgewertet. Das Ergebnis: In dem untersuchten Gebiet leben 15 erwachsene Luchse und zwölf Jungtiere. Die Sterblichkeit der Jungtiere liegt allerdings bei bis zu 50 Prozent. Für den ganzen Harz gehen die Forscher von rund 80 Exemplaren aus. "Der Harz dürfte unter den Tieren aufgeteilt sein", sagt Ole Anders, Leiter des Projektes. "Die Tiere werden sich nun weiter über die Grenzen des Harzes hinweg ausbreiten."

Luchse ziehen weiter ins Weserbergland
Das von den Forschern untersuchte Gebiet liegt im Westharz und erstreckt sich auf über insgesamt rund 750 Quadratkilometer. Das Gebiet entspricht damit etwa einem Drittel des gesamten Harzes. Pro 100 Quadratkilometer leben nach den Berechnungen der Forscher im Schnitt 2,1 erwachsene Luchse mit eigenem Jagdgebiet - damit gilt der Harz als "gesättigt". Luchs-Projekt-Leiter Anders geht davon aus, dass die Tiere sich besonders in Richtung Süden noch weiter ausbreiten werden. Vor allem das Weserbergland sowie die nordhessischen Wälder werden die Raubkatzen nach Einschätzung des Experten nun vermehrt besiedeln. Eine Ausbreitung Richtung Norden sei hingegen schwierig. Der Mittellandkanal und die Autobahnen setzten für die Tiere unüberwindbare Schranken, so Anders.
Luchse werden im hessisch-niedersächsischen Grenzgebiet gezählt.
Schon jetzt leben Luchse längst nicht mehr nur im Harz, wo im Jahr 2000 erst 24 Exemplare zur Wiederansiedlung der Tierart ausgesetzt wurden. Daher werden nun auch im hessisch-niedersächsischen Grenzgebiet Luchse gezählt. Nach dem Harzer Vorbild haben Forscher der Universität Göttingen im März in den Wäldern südlich von Kassel an 20 Standorten automatische Kameras aufgestellt. Das Projekt soll ein Jahr lang laufen. Das Vorhaben der Mitarbeiter des Harzer Luchs-Projektes, Fotofallen auch in Sachsen-Anhalt aufzustellen, scheiterte bisher an Datenschutzbedenken der Landesregierung.
Hase, Wildschweine und Füchse: Stelldichein der Waldbewohner
Bei dem Luchs-Monitoring im Harz hatten 120 selbstauslösende Kameras an 60 Standorten genau 268 Aufnahmen von Luchsen gemacht. Doch in die Fotofallen tappten bei Weitem nicht nur die scheuen Raubkatzen. Auch andere Waldbewohner wie Füchse, Wildschweine und Hasen gaben sich vor den selbstauslösenden Kameras ein Stelldichein. Und sind oftmals nicht minder fotogen.