Der Schweizer Jäger Enrico Casutt.
Die Tat geschah am Mittwoch vor einer Woche in der Nähe des Dorfes Sibratsgfäll im österreichischen Voralberg. Was genau, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
«Schweizer Jagdfrevel in Sibratsgfäll» titelten etwa die «Vorarlberger Nachrichten» und berichteten, dass mehrere Schweizer Jäger von einem Quad aus einen Rehbock und zwei trächtige Geissen geschossen hätten. In einer Wildruhezone.
«Sie waren mit ihrem Mobil zur Fütterungsstelle gefahren und trieben dort das Rehwild in Richtung Hochsitz, wo weitere Jäger wie wild auf die Tiere reingedonnert haben. Es müssen insgesamt vier oder fünf Jäger gewesen sein. Als sie mich sahen, versteckten sie sich hinter den Bäumen», sagte der Jäger Reinhold Benz (69).
Auch Jagdaufseher Gernot Steurer war Augenzeuge des Geschehens: «Das waren Wilderer hoch Drei», sagt er. Sie seien in ein fremdes Jagdgebiet eingedrungen, indem Schonzeit gilt. Und sie hätten von einem fremden Hochsitz geschossen.
Inzwischen hat sich die Polizei der Sache angenommen, wie «ORF» berichtet. Tierquälerei, Eindringen in ein fremdes Revier, also Wilderei, und Verstösse gegen die Schonzeit stehen im Raum.
«Diese Vorwürfe ärgern mich extrem»
Doch jetzt, zehn Tage nach der Tat, meldet sich einer der Schweizer Jäger zu Wort: «Ich und meine Kollegen haben das entsprechende Gebiet für ein Jahr gepachtet. Im Gegensatz zu den umliegenden Gebieten, mussten wir eine sog. Schonzeitaufhebung umsetzen, da die verpachtende Genossenschaft keinerlei Wildschaden toleriert», sagt Enrico Casutt (58) zu Blick.ch.
«Um das Dorf vor dem Abrutschen zu bewahren, versucht man den Wald über dem Dorf aufzuforsten, um damit die Hänge zu stabilisieren.»
Sie seien etwa ein Mal pro Woche in dem Gebiet unterwegs – meist weil sie Ortsansässigen aufgeboten werden, die einen Wildschaden melden. Das war auch an diesem Tag der Fall.
Die Art der Jagd bestreitet Casutt vehement: «Diese Vorwürfe ärgern mich extrem. Ich jage seit 15 Jahren. Die Jagd ist für mich aktiver Naturschutz.» Er und seine Kollegen würden sich gegen die Anschuldigungen wehren: «Wir prüfen zur Zeit, ob wir eine Klage wegen Verleumdung einreichen werden.»
«Zu diesem Irrtum stehe ich»
Am Tag selbst seien sie zu Fünft mit einem Quad nach oben gefahren, danach gingen sie zu Fuss weiter. Darunter drei Schweizer. «Ich habe drei Rehe geschossen. Leider geschah dies im falschen Revierteil. Ich hätte es besser wissen müssen, zu diesem Irrtum stehe ich. Wir haben danach den Nachbarpächter und die Behörden informiert - alles lief korrekt.»
Doch weshalb dann diese bösen Anschuldigungen? «Derjenige, der die Vorwürfe erhebt, füttert die Tiere im Nachbarsgebiet. Er hängt emotional extrem an den Tieren, wohl deshalb hat er solche Sachen gesagt», vermutet Casutt.