Weil die Lager der Pelzhändler voll sind und der schwache Euro den Exportpreis drückt, sanken am grössten Pelz- und Fellmarkt der Schweiz in Thun die Preise.

Am diesjährigen Pelz- und Fellmarkt in Thun wurden 995 Fuchsbälge aus hiesiger Jagd aufgeführt. Gehandelt wurden sie in der Einstellhalle des Hotels Freienhof.
«Die Jagd war in dieser Saison schwieriger als auch schon», sagt Peter Nydegger. Der Jäger aus Sangernboden hat soeben für seine zwei Fuchspelze 30 Franken gelöst. «Viel mehr kann ich nicht erwarten, denn viel wichtiger als das Geld ist die Freude an der Jagd und die damit verbundene Pflege der Tradition», meint Nydegger.
Der passionierte Waidmann ist am Pelz- und Fellmarkt in Thun nicht der einzige Grünrock, der am Samstag mit der Beute aus hiesiger Jagd nicht das grosse Geschäft macht. «Die Preise sind unter Druck», weiss Fell- und Pelzhändler René Krebs von der Neuenschwander Söhne AG aus Oberdiessbach. Wurden die Fuchsbälge vor Jahresfrist für rund 20 Franken gehandelt, lösten die Jäger am Samstag 12 bis 15 Franken.
«Die Lager sind voll, der Export ist praktisch eingebrochen», erläutert der Pelzhändler. Grund seien der schwache Euro und die Kriegswirren in der Ukraine. Denn ein grosser Teil der hiesigen Fuchspelze wurde bislang in die Ukraine oder nach Russland exportiert.
Verkauf an asiatische Touristen
Einen ganz anderen Absatzkanal hat sich indes Christoph Brunner, Jäger aus Stechelberg, eröffnet. Er trägt gleich elf Fuchspelze und zwei Marderbälge zu Markte. Seine Jagdbeute überlässt er dem Händler allerdings nur zum Gerben. Verkauft werden sie schliesslich zu Hause im Dorf vom örtlichen Metzger, als Souvenir an asiatische Touristen. «Damit bleiben mir pro Balg etwa 40 Franken», sagt der Stechelberger Jäger.
Nebst den Grünrocken und ihrer Beute ziehen am Samstag auch lebendige Greifvögel viel Publikum an. Zora und Lucien Nigg vom Greifvogelpark im sankt-gallischen Buchs bringen den Marktbesuchern Falke, Bussard, Eule und den König der Lüfte, den Steinadler, näher. Greifvögel werden in kleinem Rahmen auch zum Jagen eingesetzt. Beizjagd nennt sich diese Form der Jagd, bei der die angeborenen jagdlichen Verhaltensmuster von Greifvögeln so eingesetzt werden, dass am Schluss für den Falkner auch ein Teil der Beute bleibt.
Allerdings sei diese Jagdform ziemlich unbedeutend. «In der Schweiz betreiben etwa zehn Jäger diese Form der Jagd», erklärt Lucien Nigg. Allerdings sei mit den Greifvögeln nur die Jagd auf Krähen gestattet.
Nigg machte hingegen auch darauf aufmerksam, dass vielen Greifvögeln in der Schweiz zunehmend der natürliche Lebensraum fehle. Ein Beispiel sei die grösste Eule, der Uhu. «In der Schweiz leben derzeit etwa noch 350 Brutpaare», betonte Nigg.
Auffuhr gegenüber Vorjahr rückläufig
Am Samstag waren in Thun indes nicht nur die Preise rückläufig. «Es wurden auch weniger Bälge aufgeführt», zieht Marktsprecher Ruedi Stoller Bilanz. So wechselten 995 Fuchspelze den Besitzer.
Dies sind rund 100 Fuchsbälge weniger als vor Jahresfrist. Mit ein Grund für den Rückgang der angebotenen Pelze dürfte die derzeit in einzelnen Gebieten verbreitete Fuchsräude sein. Eine Krankheit, die sich auch auf Hunde und Katzen übertragen kann. Mit 79 Marderpelzen und 48 Dachsschwarten hat auch deren Auffuhr um rund ein Drittel abgenommen.
http://www.bernerzeitung.ch/region/thun/Der-Euro-kratzt-am-Fuchsbalg/story/25106788