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Wolf und Wildkatze sind Nachbarn auf dem Truppenübungsplatz


Bittstädt (Ilm-Kreis).

Naturschutzbund dehnt sein selektives Monitoring nun auf eine zweite, scheue Tierart aus, die sich hier angesiedelt hat

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Sehr scheu sind Wildkatzen. Dass einige Exemplare auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf leben, wurde vermutet. Nun gelang der Nachweis. Foto: Jens König

Sehr scheu sind Wildkatzen. Dass einige Exemplare auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf leben, wurde vermutet. Nun gelang der Nachweis.

Der Truppenübungsplatz bei Ohrdruf - das ist der Ort, wo Wolf und Wildkatze sich guten Tag sagen. "Beide Arten sind hier heimisch", sagt Silvester Tamás von der Landesarbeitsgemeinschaft Wolf des Naturschutzbundes Thüringen erfreut. Schon lange wurde vermutet, dass auf dem großzügigen Areal, wo erst vor wenigen Monaten erstmals ein Wolf gesichtet wurde, Wildkatzen herumstreifen. Nun gelang der Nachweis - mit Hilfe einer WildtierKamerafalle.

Aufgestellt hatte diese der Naturschutzbund in einem ruhigen, von Menschen nur selten frequentierten Randgebiet des Truppenübungsplatzes. Landbesitzer und Jagdpächter hatten grünes Licht dafür gegeben. Ziel war es, die Wölfin vor die Linse zu bekommen. Dass sie noch hier ist, sei sicher, so Tamás. Schon mehrfach folgten Umweltschützer den Spuren des Tieres, sammelten Losung ein und ließen diese von Experten auswerten. Auch Überreste üppiger Mahlzeiten wurden gefunden. Schafe erlegt die Wölfin aber nicht, betont Tamás. An mit Elektrozaun gesicherten Herden geht sie vorbei. Auf dem Speiseplan stehen indes Rehe und Wildschweine. Weitere Details werden die Wissenschaftler im Labor herausfinden.

Genproben ergaben, dass es sich bei der Wölfin um eine Lausitzerin handelt. Sie wurde in einem Spremberger Rudel aufgezogen und machte sich als Jungtier auf die Wanderschaft.

Statt der Wölfin lief nun aber eine Wildkatze vor die Linse. "Sie haben hier einen ebenso idealen Lebensraum wie im Nationalpark Hainich", betont Silvester Tamás. Insofern vermuteten Experten schon lange, dass Wildkatzen hier heimisch sind.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Wolf will ihr selektives Monitoring nun ausdehnen. Nicht nur in Sachen Isegrim soll weiter geforscht werden. Es ist auch geplant, so genannte Lockstöcke aufzustellen. Dabei handelt es sich um grobfaserige Holzpfähle, die mit einem Baldriangemisch eingesprüht werden. Wildkatzen finden das unwiderstehlich, so dass sie sich an den Lockstöcken reiben. Dabei bleiben Haare am Holz hängen, die genetisch ausgewertet werden können.

Experten wie Thomas Mölich vom Wildkatzenbüro des BUND können anhand der so gewonnenen Daten Rückschlüsse auf die Herkunft der Wildkatzen schließen.

"Die Wildkatzen-Populationen in Deutschland sind verinselt", erklärt Silvester Tamás. Das bedeutet, dass die Tiere in größeren Waldgebieten zwar heimisch sind, zwischen verschiedenen Wäldern aber nicht hin- und herwandern, wenn sich dazwischen zu große Offenflächen befinden.

Das Wildkatzenbüro, das der BUND in Hütscheroda nahe Eisenach eröffnet hat, betreut deshalb das sogenannte Rettungsnetz Wildkatze. Zwischen dem Hainich und den Ausläufern des Thüringer Waldes wurden Baum- und Strauchkorridore angepflanzt. Sie sollen den Wildkatzen beim Wandern zwischen den Revieren helfen - aber natürlich auch allen anderen Tierarten.

Hinterlässt die Wildkatze, die am Rande des Truppenübungsplatzes gesichtet wurde, tatsächlich Haare an einem Lockstock, kann festgestellt werden, ob sie schon immer hier heimisch war oder ursprünglich aus dem Thüringer Wald oder gar dem Hainich stammt.

Wolf und Wildkatze, sie beide eine, dass sie sehr scheu sind und am liebsten in einem ruhigen Umfeld leben, sagt Silvester Tamás. Daher werben die Naturschützer bei Flächenbesitzern, Forst- und Landwirten und Jagdpächtern für ein abgestimmtes Vorgehen, damit die seltenen Tiere etwa durch große Rodungsaktionen nicht vertrieben werden. Eine Gefahr sei auch der übermäßige Einsatz von Pestiziden, weiß der Experte.

Auch mit den Behörden sind er und seine Kollegen oft im Gespräch. Denn gerade auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf gebe es ein Problem, das den scheuen Tieren sehr zusetzt: Hier werden oft illegale Moto-Cross-Rennen gefahren. Spaziergänger und Nabu-Mitarbeiter wurden schon bedroht, als sie versuchten, dem Gerase Einhalt zu gebieten. Hier müsse durch stärkere Kontrollen gegengesteuert werden, damit die Tiere ihre Rückzugsräume behalten.

http://arnstadt.thueringer-allgemeine.de/web/lokal/leben/detail/-/specific/Wolf-und-Wildkatze-sind-Nachbarn-auf-dem-Truppenuebungsplatz-1663711165

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