Katze-Falle, Symbolbild
Hohen Neuendorf (MZV) Für die Hohen Neuendorferin Eva Prochazka steht fest. Ihr Kater ist von einer "Todfangfalle" so schwer verletzt worden, dass er eingeschläfert werden musste. Beweisen kann sie das allerdings noch nicht.
"Völlig verstummelt, ohne Schwanz und Hinterläufe habe ich mein Kater "Bärchen' nachts im Heizungskeller gefunden. Alles war voller Blut", schildert sie die grausige Entdeckung vom 27. Dezember. Ihr Kater habe sich offenbar mit letzter Kraft auf nur noch zwei Pfoten nach Hause geschleppt. Nach Angaben ihrer Tierärztin, so Eva Prochazka, könnten solche Verletzungen nur von einer sogenannten Schlag- oder Tellerfalle stammen. Diese Geräte sind in Europa verboten. "Fangeisen zählen zu den brutalsten Tötungsapparaten. Die zuschnappenden Stahlzähne graben sich wie Messer in das Fleisch der Tiere, die dann qualvoll verenden", hat die Hohen Neuendorferin im Internet recherchiert. Sie vermutet sogar, dass der Fallensteller das verletzte Tier wieder freigelassen habe, ohne sich um den Kater zu kümmern.Deshalb hat sie bei der Polizei Strafanzeige wegen Tierquälerei gestellt.
Eva Prochazka hat über den Vorfall, der sich ihrer Meinung nach in der Nähe ihres Hauses in der Puschkinallee abgespielt haben muss, auf Flugblättern in der Nachbarschaft hingewiesen. Denn die Hohen Neuendorferin glaubt, dass es sich bei "Bärchen" nicht um einen Einzelfall handelt. "Die Dunkelziffer ist hoch. Viele haben Angst, solche Vorfälle in der Nachbarschaft anzuzeigen." Sie bittet auf dem Flugblatt, bei der Ermittlung des mutmaßlichen Täters zu helfen und Augen und Ohren offenzuhalten. Die Nachbarn sollten auf ihre freilaufenden Tiere achten. Sie lässt "Jammi", den Bruder von Bärchen, zum Beispiel nachts nicht mehr ins Freie. Sie hat die beiden Katzen vor drei Jahren bekommen und mit der Flasche aufgezogen.
Fälle von derartigen Verstümmelungen sind der Hohen Neuendorfer Tierärztin Stephanie Weiß, die seit gut fünf Jahren in der Stadt praktiziert, noch nicht untergekommen. Sie geht davon aus, dass solche Apparate eher im ländlichen Raum angewandt werden. Der Schönfließer Tierarzt Harald Ziekursch hat verstümmelte Tiere schon häufiger behandeln müssen. Er schließt bei derartigen Verletzungsbildern aber auch andere Ursachen nicht aus. So würden Katzen häufiger Gliedmaßen verlieren, wenn sie unter ein Auto geraten. Er hat aber auch schon von Tierquälern gehört, die zum Spaten oder auch anderen Dingen greifen. So habe er vor Jahren einmal einen Hund behandeln müssen, der von einem Jagdpfeil, der nur in Amerika zugelassen ist, getroffen worden war.
Georg Baumann, Geschäftsführer des Brandenburger Landesjagdverbandes, bestätigt, dass "zertifizierte Todfangfallen" durchaus zugelassen seien, aber nur unter strengen Auflagen eingesetzt werden dürfen. Das Tier muss sofort getötet werden. Ein sogenannter Fehlfang muss ausgeschlossen werden. Dazu hat der Jäger entsprechende Vorkehrungen zu treffen. So dürfe solch ein Gerät nicht im Einzugsgebiet von Fischottern oder unmittelbar vor Nachbars Garten genutzt werden. Er räumt aber ein, dass streunende Katzen durchaus auch in solch eine Falle geraten könnten, "so bedauerlich das ist".
Der Landesjagdverband rät seinen Mitgliedern zum vorsichtigen Umgang bei dieser Fangmethode, die durchaus sinnvoll sei. Baumann nennt die Bekämpfung von eingewanderten Tieren wie Waschbär oder Marderhund, die den Lebensraum einheimischer Tiere besetzen oder zerstören. Der richtige Umgang mit Todfangfallen sei auch Bestandteil der umfangreichen Jägerausbildung in Brandenburg.
Kartzenhalterin Eva Prochazka ist sich sicher, dass jemand mit der Falle jagt und in Kauf nimmt, dass auch eine Katze erlegt wird. Deshalb geht sie an die Öffentlichkeit. Die Hohen Neuendorferin will andere Tierhalter warnen und hofft zugleich auf Hinweise. Einige Passanten haben bereits auf die Flugblätter, die an ihrem Gartenzaun und am Glascontainer in der Puschkinallee hängen, reagiert und ihre Unterstützung zugesagt.
Der Verein der Oranienburger Tierfreunde unterstützt den Aufruf der Hohen Neuendorferin, und hat ihre Schilderung des Falls auf der Homepage des Vereins veröffentlicht. "Es ist wichtig, dass viele Menschen von diesen grausamen Taten erfahren, damit man nicht einfach wegsieht und Tierquälerei in jedem Fall zur Anzeige bringt", begründet der Verein, der hofft, dass die Straftat aufgeklärt wird.