Höchenschwand - Ehemaliger Revierförster erinnert sich. Fütterung zum Erhalt der Art nicht erforderlich.

Ein Reh streift durch den Jestetter Winterwald. Eine gesetzliche Verpflichtung zum Füttern besteht nur noch, wenn
Futternot herrscht. Bild: forstrevier jestetten
Wenn die ersten Flocken fallen, werden von vielen Menschen Vogelhäuschen aufgestellt, um die possierlichen Tiere in der kalten Jahreszeit mit Futter zu versorgen. Während sich diese Art der Fütterung bis heute nicht veränderte, hat sich die Denkweise bei der Wildfütterung in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt.
Das Reichjagdgesetz habe noch eine Verpflichtung zum Füttern von Wild enthalten, erinnert sich der ehemalige Revierförster Dieter Spieß aus Höchenschwand. Über viele Jahre hat er als junger Förster im Staatswald Tierfutter ausgebracht und Futterstellen eingerichtet. Auch die meisten Jäger im Privatwald sind seinem Beispiel gefolgt. Mit den Jahren habe sich aber hier eine andere Denkweise durchgesetzt. „Rehwild ist sehr anpassungsfähig“, weiß Dieter Spieß.
Eine Fütterung nur zur Erhaltung der Wildart sei nicht erforderlich, denn selbst unter extremen Bedingungen könne das Reh in Winter ohne Fütterung überleben. Zudem sorge eine natürliche Auslese, nur starke und gesunde Tiere überlebten, für eine angemessene Rehwilddichte. Voraussetzung sei jedoch, für eine Verbesserung der Äsungsbedingungen zu sorgen. So enthalte das derzeit noch gültige Landesjagdgesetz in der Fassung vom 1. Juni 1996 eine Bestimmung, wonach der Jäger im Rahmen seiner Hegeverpflichtung dafür sorgen müsse, dem Wild seine natürliche Äsung zu sichern.
Für die Fütterung hat der Gesetzgeber bestimmt, dass Schalenwild nur in der Zeit vom 1. Dezember bis 31. März gefüttert werden darf. Eine gesetzliche Verpflichtung zum Füttern besteht noch, so der ehemalige Revierförster, wenn Futternot besteht. „Auf dem Höchenschwanderberg ist deshalb seit vielen Jahren die Wildfütterung im Staatswald eingestellt worden. Auch die Jäger im Privatwald füttern nicht mehr“, sagt Dieter Spieß. Ein Schwerpunkt liege seither auf der Verbesserung der Äsungsbedingungen. Heute sind die Winter nicht mehr so schneereich. Der Klimawandel mache sich auch auf dem Höchenschwanderberg bemerkbar, sagt der Forstmann. Zudem sei die Waldnutzung intensiver als in der Vergangenheit. Dies macht sich positiv beim Bewuchs der Bodenflächen im Wald bemerkbar. Früher war der Waldboden in den dunklen Fichtenwäldern überwiegend bemoost und bot dem Wild kaum Nahrung. Durch die heute verbesserte Waldnutzung ist der Lichteinfall in den Wäldern wesentlich stärker, so dass für das Wild große Äsungsflächen entstehen. Dieter Spieß zeigte dies am Beispiel einer großen Brombeerfläche in einem Waldstück östlich von Strittberg. Diese Pflanze ist heute eine Hauptnahrungsquelle der Rehe, sagte dazu der ehemalige Förster.
Mit einem Blick auf die zunehmende sportliche Betätigung in den Wäldern mahnte Dieter Spieß eine höhere Rücksichtnahme auf das Wild an. Zwar sinke der Nahrungsbedarf des Wildes im Winter, wobei gleichzeitig der Energieverbrauch stark abnehme. „Kommt es aber zu Fluchtreaktionen des Wildes, steigt der Energiebedarf der Tiere rapide an. Dafür finden die Tiere aber im Winter zu wenig Futter.“